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2016 | Buch

Methoden der Erforschung populärer Musik

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Über dieses Buch

Mit der Schwerpunktsetzung auf Methoden ermöglicht dieses Buch einen Einstieg in das Gebiet der wissenschaftlichen Beschäftigung mit populärer Musik. Geschrieben aus der Perspektive eines Musikwissenschaftlers richtet es sich gleichermaßen an Studierende wie an Wissenschaftler aus dem disziplinären und interdisziplinären Kontext. Es werden sowohl elementare Grundlagen vermittelt als auch umfassende theoretische Reflexionen angeboten, um eigene Forschungen anzuregen und zu unterstützen. Hierzu werden in den jeweiligen Kapiteln Überblicksdarstellungen gegeben und durch eigene Anwendungsbeispiele veranschaulicht.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Musikwissenschaft und populäre Musik: Ein theoretisches Rahmenmodell
Zusammenfassung
Die wissenschaftliche Beschäftigung mit populärer Musik ist heutzutage breit gefächert, noch immer aber sind aus der Disziplin der Musikwissenschaft hervorgehende Zugänge eher die Ausnahme. Das hat erstens mit der Geschichte der Musikwissenschaft zu tun, deren traditioneller Gegenstandsbereich die 'wertvolle' kulturelle Überlieferung, nämlich die Kunstmusik, darstellt. Solange populäre Musik als Gegenentwurf zur Kunstmusik gesehen wird, bleibt sie damit automatisch ausgeschlossen.
Jan Hemming
2. Technologie und Produktion
Zusammenfassung
Zur permanenten Klangumgebung im Alltag gehört unvermeidlich populäre Musik. Während man sich ihr in privaten Bereichen möglicherweise noch entziehen kann, ist dies in öffentlichen Räumen unmöglich geworden. In Restaurants, Supermärkten und Kaufhäusern läuft Hintergrundmusik. Die Omnipräsenz der Musik wird durch technische Mittler ermöglicht, welche sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts immer weiter verbreiteten. Wichtigste Stationen sind seit der Erfindung des Phonographen durch Thomas Edison im Jahr 1877 die Schallplatte, die CD und heutzutage digitalisierter Sound. Auch wenn sie einige Krisenjahre durchleben musste, ist die dazugehörige Musikindustrie weiterhin einflussreich und in ihren Strukturen sehr ausdifferenziert (vgl. Kapitel 8).
Jan Hemming
3. Textuelle Analyse
Zusammenfassung
Im Grunde gibt es in der populären Musik keine Musiktheorie mit einem Regelsystem, wie in der Kunstmusik, das sich in der Abfolge von Stilen und Epochen beständig wandelt. Dies hat damit zu tun, dass populäre Musik keine formale Ausbildung voraussetzt, die es ermöglichen würde, Verbindlichkeiten festzuschreiben. Außerdem sind kreative Innovationen ganz allgemein häufig nicht auf (historische) Reflexionsprozesse zurückzuführen, sondern eher in einer spezifischen kulturell-technischen Konstellation oder in Defiziten begründet.
Jan Hemming
4. Semiotische Analyse
Zusammenfassung
Soweit Peter Schmitter in seiner Rezension zur Neuauflage des "Handbuchs der Semiotik" von Winfried Nöth. Auch die Musikwissenschaft im Allgemeinen und die Popmusikforschung im Besonderen verhalten sich ambivalent, wenn es um Semiotik geht. In diesem Kapitel wird deshalb der Versuch unternommen, – ausgehend von der Hermeneutik – die Grundlagen der Semiotik herzuleiten und ihre Nützlichkeit zur Erweiterung der textuellen sowie kontextuellen Analyse zu demonstrieren.
Jan Hemming
5. Gender Studies und Performativität
Zusammenfassung
Gender Studies beruhen in ihrem Kern auf der Anwendung des Dualismus weiblich / männlich auf vorgefundene kulturelle Konfigurationen, mit dem Ziel, diese besser zu verstehen und oft auch zu verändern. Diese Vorgehensweise hat auf zahlreichen Gebieten inklusive der Musik zu vielen neuen Erkenntnissen geführt, erheblich zur Bewusstseinsbildung beigetragen und damit auch politische Prozesse in Gang gesetzt. Die Wurzeln der Gender Studies lassen sich in Frauenbewegung und Feminismus lange zurückverfolgen. In diesen Kontext gehört etwa die 1981 erschienene Streitschrift "Frau, Musik und Männerherrschaft.
Jan Hemming
6. Empirische Forschung
Zusammenfassung
Gegenüber der in den bisherigen Kapiteln vorherrschenden kulturwissenschaftlichen Forschungsausrichtung erfolgt an dieser Stelle eine grundsätzliche Umorientierung auf empirische Verfahren. Deren Relevanz für die Erforschung populärer Musik ist in den letzten Jahrzehnten beständig gewachsen. Durch die Forderung nach ökologischer Validität hat sich insbesondere die Musikpsychologie verstärkt mit Fragestellungen von alltäglicher Relevanz statt mit Grundlagenforschung beschäftigt. Anstelle von Sinustönen aus dem Labor werden in den Experimenten immer häufiger – wenn nicht gar ausschließlich – Musikbeispiele aus der populären Musik als Stimulusmaterial eingesetzt.
Jan Hemming
7. Kontextuelle Analyse
Zusammenfassung
Mit der Einführung methodischer Verfahren sowohl theoretischer als auch empirischer Ausprägung ist nun der Grundstein gelegt für eine Beschäftigung mit den soziokulturellen Kontexten populärer Musik. In der Forschungsgeschichte wurde populäre Musik in der Tat häufig zunächst aus soziologischer Perspektive betrachtet bzw. wurde eine derartige Betrachtung eingefordert, weil man die textuellen Qualitäten populärer Musik der Musikwissenschaft nicht für würdig erachtete. Demgegenüber wurden in den bisherigen Kapiteln zahlreiche Möglichkeiten einer vielversprechenden textuellen Analyse aufgezeigt.
Jan Hemming
8. Ökonomische Analyse: Musikindustrie und Urheberrecht
Zusammenfassung
In diesem Kapitel geht es darum, wie mit Musik Geld verdient werden kann, wie sich die dazugehörigen Strukturen historisch entwickelt haben und wie sie gegenwärtig organisiert sind. Die beiden vorangestellten Zitate illustrieren, dass die Relevanz der Ökonomie für populäre Musik sehr unterschiedlich eingeschätzt wird. Während Wicke eine Absolutsetzung des Industrieprozesses vornimmt (was teilweise auch zur Definition populärer Musik herangezogen wird, vgl. Kapitel 11), gelangt Kirschner aus einer ethnographisch geprägten Perspektive zu der Ansicht, dass populäre Musik überwiegend von Amateuren gemacht wird.
Jan Hemming
9. Globalisierung
Zusammenfassung
In den 1980er Jahren wurde das Phänomen Weltmusik erstmals zu einer relevanten Kategorie der Musikindustrie. Auch wenn Internationalisierungs- und Globalisierungseinflüsse schon im ausgehenden 19. Jahrhundert bemerkbar wurden, hat deren Vielfalt und Ausdifferenzierung im Verlauf des 20. und 21. Jahrhunderts Dimensionen erreicht, die ein separates Kapitel zu diesem Thema erfordern. Die dazugehörigen methodischen und terminologischen Zugänge, welche wieder stärker kulturtheoretisch geprägt sind, lassen sich allgemein zunächst als Bewusstsein für die Relevanz der konkreten geographischen Orte, an denen musiziert wird, charakterisieren.
Jan Hemming
10. Geschichte und Geschichtsschreibung
Zusammenfassung
Die im bisherigen Verlauf des Buches vorgestellten Möglichkeiten der wissenschaftlichen Beschäftigung mit populärer Musik sind zum überwiegenden Teil der Systematischen Musikwissenschaft oder interdisziplinären Herangehensweisen entlehnt. Aber auch historische Aspekte wurden in nicht unerheblichem Ausmaß berührt, etwa bei Produktionstechniken (Kapitel 2) oder der Abfolge der Mediamorphosen (Kapitel 8). Im vorliegenden Kapitel soll es nicht in erster Linie darum gehen, die Geschichte der populären Musik zu vervollständigen, sondern stattdessen den historischen Zugang als einen weiteren von vielen methodischen Möglichkeiten herauszustellen.
Jan Hemming
11. Zur Definition populärer Musik
Zusammenfassung
Die Frage 'You wanna pop?' ist in Nordamerika nicht als Anzüglichkeit misszuverstehen, sondern meint das Angebot eines kohlensäurehaltigen Erfrischungsgetränks. Dieses wird aufgrund der aufsteigenden und zerplatzenden Luftbläschen auch als Pop bezeichnet. Es ist verlockend, diese Art des oberflächlichen und vergänglichen Genusses mit populärer Musik in Verbindung zu bringen. Etymologisch gesehen handelt es sich aber um einen Irrtum, denn ein solches pop ist onomatopoetischer Begriff bzw. ikonisches Zeichen (vgl. S. 167) des Luftblaseneffekts.
Jan Hemming
Backmatter
Metadaten
Titel
Methoden der Erforschung populärer Musik
verfasst von
Jan Hemming
Copyright-Jahr
2016
Electronic ISBN
978-3-658-11496-1
Print ISBN
978-3-658-11495-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-11496-1