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Führung als Resonanzgeschehen

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Führung und Organisation

Part of the book series: Perspektiven Sozialwirtschaft und Sozialmanagement ((PSOSO))

Zusammenfassung

Die Frage danach, was als gute Führung zu gelten habe, weckt seit geraumer Zeit wieder verstärkt das Interesse sowohl der Managementliteratur als auch der öffentlichen Diskussion. Wenn der hier vorliegende Beitrag nun mit dem Begriff „Resonanz“ einen in diesem Zusammenhang wenig gebräuchlichen Terminus aufnimmt und dabei insbesondere auf das jüngst erschienene Buch des Jenaer Soziologen Hartmut Rosa Bezug nimmt, soll damit nicht der Eindruck vermittelt werden, dies nun könne eine völlig neue Perspektive auf das Thema „Führung“ eröffnen. Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang auf den Sachverhalt, dass Rosa seinen Resonanzbegriff im Hinblick auf die grundsätzliche Fragestellung entfaltet, was dieser für ein gutes Leben beitragen kann.

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Notes

  1. 1.

    Was dieser Beitrag dabei gewiss nicht leisten kann, ist eine umfassende Darstellung von und Auseinandersetzung mit Rosas Werk. Erst recht ist angesichts des gebotenen Umfangs nicht mit einer breiten Aufnahme von Sekundärliteratur zu rechnen. Wo auf diese Bezug genommen wird, kann dies lediglich zum Zwecke der Horizonterweiterung geschehen. Was jedoch erwartet werden kann, ist der behutsame Versuch, aus dem umfang- und kenntnisreichen Buch Rosas einige wenige Gedanken im Hinblick auf die Frage zu entfalten, was diese für das Thema „Führung“ an Konsequenzen nach sich ziehen können und auf diese Weise ein paar sparsame Akzente im Hinblick darauf setzen, was gute, mitmenschliche Führung bedeuten kann.

  2. 2.

    Rosa (2016, S. 288).

  3. 3.

    Rosa (2016, S. 318).

  4. 4.

    a. a. O. Rosa (2016, S. 298). Im Grundsätzlichen liegt die Frage nahe, ob Resonanz durchweg in einem positiven Sinne zu verstehen sei, wie Rosa dies tut. Ich folge seiner Definition auch deshalb, weil er dem Resonanzbegriff den der „Repulsion“ an die Seite stellt, der die Situation eines zwar korrespondierenden, nicht aber der Weltbeziehung dienlichen Aufeinander-bezogen-Seins bezeichnet.

  5. 5.

    Rosa (2016, S. 297). Eine m. E. großartige Entsprechung – gerade weil auch in konsequent in Beziehungen gedacht – findet diese Sichtweise bei Martin Buber (1994, S. 10), hier allerdings in der Reihenfolge diagonal, horizontal und vertikal: „Drei sind die Sphären, in denen sich die Welt der Beziehung errichtet. Die erste: das Leben mit der Natur. Da ist die Beziehung im Dunkel schwingend und untersprachlich. Die Kreaturen regen sich uns gegenüber, aber sie vermögen nicht zu uns zu kommen, und unser Du-Sagen zu ihnen haftet an der Schwelle der Sprache. Die zweite: das Leben mit den Menschen. Da ist die Beziehung offenbar und sprachgestaltig. Wir können das Du geben und empfangen. Die dritte: das Leben mit den geistigen Wesenheiten. Da ist die Beziehung in Wolke gehüllt, aber sich offenbarend, sprachlos, aber sprachzeugend. Wir vernehmen kein Du und fühlen uns doch angerufen, wir antworten – bildend, denkend, handelnd: wir sprechen mit unserm Wesen das Grundwort, ohne mit unserm Munde Du sagen zu können. Wie dürfen wir aber das Außersprachliche in die Welt des Grundworts einbeziehen? In jeder Sphäre, durch jedes uns gegenwärtig Werdende blicken wir an den Saum des ewigen Du hin, aus jedem vernehmen wir ein Wehen von ihm, in jedem Du reden wir das ewige an, in jeder Sphäre nach ihrer Weise.“

  6. 6.

    Rosa (2016, S. 282).

  7. 7.

    vgl. die Definitionen unter Abschn. 2.1 und 2.2.

  8. 8.

    Das Gliederungsprinzip unter Abschn. 3. gestaltet sich wie folgt: (aα), (bα) etc. stellen jeweils spezielle Einzelaspekte des jeweiligen Gliederungspunktes dar, während (aβ), (bβ) deren Konsequenzen für ein resonantes Führungsverhalten beschreiben. Dabei korrespondiert (aα) jeweils mit (aβ), (bα) mit (bβ) usw.

  9. 9.

    Rosa (2016, S. 211).

  10. 10.

    Rosa (2016, S. 297, 270, 275) und hier unter Abschn. 3.3.

  11. 11.

    Rosa (2016, S. 654) und Schedler und Rüegg-Sturm (2013, S. 66f.) verweisen im Hinblick auf den Zusammenhang von Offenheit und Eigenständigkeit darauf, dass ein solches Zusammenwirken – von ihnen als soziales System beschrieben – nicht isoliert betrachtet werden kann, sondern nur im Zusammenhang mit anderen sozialen Systemen zu verstehen ist. Es verwundert ein wenig, dass Rosa in seinem Buch kaum Bezug auf die Systemtheorie nimmt, die hier aufgrund des Charakters und Umfangs dieses Beitrags nicht näher erläutert werden kann, auf die aber zumindest verwiesen sei, weil sie m. E. geradezu dazu prädestiniert ist, auf ihre Relevanz für ein umfassendes Verständnis des Resonanzbegriffes hin befragt zu werden, stellt sie doch die korrespondierenden Wechselwirkungen in und von Systemen in den Mittelpunkt ihres Interesses. Vgl. dazu auch Böckel (2016, S. 41), der in diesem Zusammenhang insbesondere auf die Funktion der Sprache verweist.

  12. 12.

    Rosa (2016, S. 228).

  13. 13.

    Rosa (2016, S. 333).

  14. 14.

    Rosa (2016, S. 333).

  15. 15.

    Rosa (2016, S. 334).

  16. 16.

    Rosa (2016, S. 336).

  17. 17.

    Rosa (2016, S. 295).

  18. 18.

    Die Analogie etwa zum Tango Argentino – dem „Resonanztanz“ schlechthin – ist augenfällig. Zum einen ist vollkommen klar, wer den jeweils ersten Impuls gibt (bei einem Frau-Mann-Tanzpaar meist der Mann; andere Varianten sind damit keinesfalls ausgeschlossen), zum anderen aber wird der Tanz zwangläufig misslingen, wenn dieser erste Impulsgeber nicht bereit ist, nun seinerseits den Impuls der Tanzpartnerin aufzunehmen, um ihn in einen erneuten Impuls umzuwandeln und so weiter und so fort.

  19. 19.

    Oder um es mit der häufig von Rosa verwendeten Metapher zu sagen: Die erste Stimmgabel zu sein, in deren Nähe die zweite Stimmgabel zu schwingen beginnt (Rosa 2016, S. 211 f.). Resonanz bedeutet nun allerdings nicht notwendig Harmonie: Auch in Dissonanzen, sprich: spannungsvollen Beziehungen, kann sich Resonanz ereignen.

  20. 20.

    Auf die in diesem Zusammenhang wichtige Frage, welche strukturellen Bedingungen gegeben sein müssen, damit sich ein resonantes Führungsgeschehen ereignen kann, kann hier nicht näher eingegangen werden. Zumindest aber sei darauf verwiesen, dass dieser (organisations)politische Rahmen erhebliche Bedeutung dafür hat, ob gute Führung überhaupt möglich ist.

  21. 21.

    Rosa (2016, S. 272) (im Original nicht kursiv).

  22. 22.

    Rosa (2016, S. 273).

  23. 23.

    Rosa (2016, S. 274) (im Original teils kursiv).

  24. 24.

    Rosa (2016, S. 275).

  25. 25.

    Rosa (2016, S. 290).

  26. 26.

    Rosa (2016, S. 757) (im Original kursiv).

  27. 27.

    Rosa (2016, S. 757).

  28. 28.

    Böckel (2016, S. 191).

  29. 29.

    Anselm Grün (2011, S. 59f.) formuliert in diesem Sinne – die Regel des Benedikt aufgreifend – treffend: „Führen ist eine kreative Aufgabe. Sie verfolgt das Ziel, die Kreativität in den Mitarbeitern zu wecken. … Es verlangt Phantasie, ein Gespür dafür, was im anderen zum Leben kommen möchte.“

  30. 30.

    Böckel (2016, S. 204), der das von Robert Greenleaf entwickelte Modell der „servant leadership“ aufgreift, das freilich auf weit ältere Überlegungen zurückgeht: „Wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener.“ (Die Bibel, Matthäus 20, 26).

  31. 31.

    Dazu und zum Folgenden sei eine grundsätzliche Frage zumindest angedeutet, wenn schon nicht wirklich ausgeführt, geschweige denn beantwortet: Sind Beschleunigung und Entfremdung tatsächlich spezifische Probleme der Moderne, oder haben sie nicht immer in Zeiten gesellschaftlicher Veränderungsprozesse eine wesentliche Rolle gespielt? Und mehr noch: Ist nicht Entfremdung eine anthropologische Grundkonstante und mangelnde Resonanz deshalb ein Thema, das sich in der Moderne zwar in spezifischen, von Rosa trefflich dargestellten Ausformungen zeigt, aber eine generelle Herausforderung an die menschliche Existenz in ihren jeweiligen sozialen und gesellschaftlichen Kontexten darstellt?

  32. 32.

    Rosa (2016, S. 518) (im Original nicht kursiv) Einer wirklich differenzierten Darstellung der Argumentation steht die gebotene Kürze des Beitrags entgegen. Das Vorgestellte ist demnach mehr als verkürzt, versucht aber dennoch, den wesentlichen Gedanken wiederzugeben.

  33. 33.

    Eine Definition des Begriffes „Entfremdung“ findet sich bei Rosa (2016, S. 316). Zum Begriff „Heimat“ vgl. Rosa (2016, S. 202–208).

  34. 34.

    Rosa (2016, S. 691).

  35. 35.

    Rosa (2016, S. 693).

  36. 36.

    Rosa (2016, S. 194 f.) und weiterführend Rosa (2016, S. 325): „Dialektik von Resonanz und Entfremdung meint hier also, dass einerseits Resonanz nur möglich ist vor dem Hintergrund eines fremd und stumm bleibenden Anderen, während sich umgekehrt das Noch-Stumme erst anverwandeln oder >berühren< lässt auf der Basis eines vorgängigen oder tiefgründigen, dispositionalen Resonanzvertrauens, aus dem sich die Hoffnung und (Selbstwirksamkeits-)Erwartung speist, die Dinge beziehungsweise den betreffenden Weltausschnitt zum Sprechen bringen zu können. Tiefenresonanz oder basale Getragenheit in diesem Sinne ist die Voraussetzung für einen nicht aneignend nostrifizierenden, sondern anverwandelnden Umgang mit dem zunächst als stumm oder repulsiv Erscheinenden.“

  37. 37.

    Rosa (2016, S. 322).

  38. 38.

    Rosa (2016, S. 624) (im Original kursiv).

  39. 39.

    Vgl. dazu auch Malik (2001, S. 140), der in diesem Zusammenhang auch auf die Bedeutung des Vertrauens hinweist.

  40. 40.

    Rosa (2016, S. 397) (im Original teilweise kursiv).

  41. 41.

    Ob dies, wie von Marx behauptet, ein spezielles Problem des Kapitalismus sei, oder ob hier nicht ein durch alle Gesellschaftsformationen hindurch zu konstatierendes Phänomen zu verzeichnen ist, kann hier nicht diskutiert, soll aber zumindest deutlich infrage gestellt werden. Das möglicherweise im Hinterkopf befindliche Bild vom Bauern, der seine eigene Scholle bewirtschaftet oder das vom Handwerker, der in seiner Werkstatt unmittelbaren Kontakt zu den von ihm fabrizierten Produkten hat, scheint mir ebenso idealisiert und damit trügerisch wie die Vorstellung, dass gemeinschaftliches Eigentum von Produktionsmitteln ein höheres Maß an Identifikation mit der verrichteten Arbeit ermöglicht und damit einen Zuwachs an Resonanzermöglichungsräumen schafft.

  42. 42.

    Rosa (2016, S. 398).

  43. 43.

    Rosa (2016, S. 616).

  44. 44.

    Rosa (2016, S. 616).

  45. 45.

    Rosa (2016, S. 622).

  46. 46.

    Rosa (2016, S. 623).

  47. 47.

    Rosa (2016, S. 400 f., 665).

  48. 48.

    Beredtes Beispiel für die Folgen der Digitalisierung ist der immens gewachsene Einsatz von social media weit über den Bereich des Privaten hinaus. Kein Lebensbereich – angefangenen von dem des Intimen bis hin zu dem des Weltpolitischen – ist davon ausgenommen. Noch ist nicht abzusehen, welche Folgen diese Entwicklung für die Qualität menschlicher Beziehungen zeitigen wird, doch legen gegenwärtige Beobachtungen den Schluss nahe, dass resonanzfördernde Verhaltensweisen wie Empathie und Identifikation mit dem Kommunikationspartner durch den Gebrauch dieser Kommunikationsmittel zumindest beeinträchtigt, wenn nicht in erheblichem Maße gestört werden. Dies betrifft gewiss auch den Bereich der Arbeitswelt, auch und gerade im Hinblick auf das Zusammenwirken von Führenden und Geführten. M. E. ist gerade deshalb größter Wert auf die direkte, persönliche Kommunikation zu legen, wenn denn Führung als Resonanzgeschehen erfahrbar gemacht werden soll.

  49. 49.

    Rosa (2016, S. 157).

  50. 50.

    Rosa (2016, S. 159 f.).

  51. 51.

    Rosa (2016, S. 387 f.).

Zitierte und darüber hinaus eingesehene Literatur

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Eibisch, F. (2019). Führung als Resonanzgeschehen. In: Fröse, M., Naake, B., Arnold, M. (eds) Führung und Organisation. Perspektiven Sozialwirtschaft und Sozialmanagement. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-24193-3_9

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