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2020 | OriginalPaper | Buchkapitel

4. Sportgroßveranstaltungen zwischen Kultur und weichem Standortfaktor

verfasst von : Jürgen Schwark

Erschienen in: Sportgroßveranstaltungen

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

In diesem Kapitel werden Fragestellungen nach parteipolitischen und kommunalen Entwürfen zur Akquise und Ausrichtung von Sportgroßveranstaltungen diskutiert. Hierzu wird Kritik wird an einer funktionalisierenden Ausrichtung von Sportgroßveranstaltungen geäußert, die interne und externe Zielgruppen zunehmend nach ihrer Kaufkraftrelevanz in Betracht zieht. Eingegangen wird auf derzeit vorliegende konzeptionelle Fragmente und Entwürfe der Städte und ihre vorwiegend funktionalen Begründungen für Sportgroßveranstaltungen. Abschließend werden anhand ausgewählter Beispiele Kriterien zur sportartspezifischen Struktur, Größe, Anzahl, Aufwand und Kosten von Sportgroßveranstaltungen diskutiert. Darüber hinaus richtet sich die Kritik gegenüber Ausrichtern sowie Veranstaltern an einer zunehmend marktförmigen Gliederung der Bevölkerung und Ausrichtung externer Zielgruppen an ihrer Kaufkraftrelevanz.

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Fußnoten
1
Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Bspw. hat die Bundesvorsitzende der Grünen, Annalena Baerbock nach eigener Aussage in ihrer Jugend Trampolinturnen zumindest auf Leistungssportniveau betrieben.
 
2
Zur verfehlten Gleichsetzung des Leistungs- und Wettkampfprinzips des Sport mit kapitalistischer Konkurrenz von Teilen der Linken siehe auch Güldenpfennig (2018, S. 29) und zur sportlichen Leistung S. 45 ff.
 
3
Das folgende Beispiel samt Diskussion dient zur Schärfung der Argumentation und ist insofern „ungerecht“ gegenüber den zitierten Akteuren, weil sie an dieser Stelle prominent behandelt werden, wo sie doch lediglich eine idealtypische Position unter vielen anderen vertreten.
 
4
Neben dieser offiziellen Version wurde zu dieser Zeit als inoffizielle Begründung der überraschende Tod des damaligen Düsseldorfer Oberbürgermeisters Joachim Erwin angeführt und die darauf folgende finanziell zögerliche Haltung der verbliebenen politischen Akteure.
 
5
Siehe dazu auch für die Sportwissenschaft u. a. Preuß (1999, 2011a, b, 2012), Franke (2015), Hebbel-Seeger (2015) und für die Stadt- und Regionalplanung sowie -geografie und -soziologie u. a. Attac (2006), Prigge und Schwarzer (2006), Belina et al. (2011), Heinz (2015), Krajewski (2017).
 
6
Allerdings wurde diese Skepsis bis zum Bürgerschaftsentscheid in Hamburg von den Hauptakteuren entweder nicht zur Kenntnis genommen (Wahrnehmungsproblem), oder nicht ernst genommen (Realitätsverweigerung). Wie anders ist es zu erklären, dass der Präsident des DOSB Alfons Hörmann mitteilt: „Wir waren auf dieses Szenario bis zum heutigen Tag nicht vorbereitet.“ (www.​zeit.​de).
 
7
Christoph Twickel et al. für die Initiative „Manifest Not In Our Name, Marke Hamburg!“ vom 29.10.2009, in: wiki.​rechtaufstadt.​net/​index.​php/​Manifest_​Not_​In_​Our_​Name,_​Marke_​Hamburg!
 
8
Empfohlen sei dem Autor oder der Autorin der Staatskanzlei (und allen, die diesen Text autorisiert haben) ein Besuch in einer der zahlreichen fußballfanatisierten Familien des mittleren und östlichen Ruhrgebietes, um wahrzunehmen wie Kinder (zumeist Jungen) spätestens ab dem Grundschulalter auf eine bewusst konstruierte Gegnerschaft und allzu häufig auch pseudoidentitätsbegründete Feindschaft zwischen den beiden großen Fußballvereinen des Ruhrgebietes ausgerichtet werden. Diese Verhältnisse übersteigen bei weitem die gerne unter Akademikern mit Augenzwinkern gepflegte Interpretation, es handele sich lediglich um lokalkolorierte Sticheleien.
 
9
Im Einzelnen soll nicht auf die Schwerpunkte eingegangen werden. Jedoch ist bei der im Text aufgeführten, scheinbar positiven Formulierung „zeitgemäß“ aufgrund von Erfahrungen aus der jüngsten Vergangenheit Vorsicht geboten, weil mit dem Begriff zumeist Einschränkungen oder Kürzungen verbunden sind.
 
10
Abel, Kerstin (2002): Chancen und Risiken von Sport als Bestandteil des Stadtmarketings. Unveröffentlichte Diplomarbeit an der FH Koblenz, Standort Remagen.
 
11
Bereits der ADFC-Fahrrad-Monitor oder das Stickoxid-Städte-Ranking des Bundesumweltamtes könnten für überraschend eklatante Änderungen in der Glaubens-Rangfolge sorgen.
 
12
Aus stereotyper Unkenntnis das Ruhrgebiet mit rauchenden Schloten zu verbinden, wäre ungefähr genauso stimmig, wie die bayerische Landwirtschaft als rückständig einzuschätzen, „die wo die“ Pflüge noch von Ochsen gezogen werden.
 
13
„Auf der Kundenliste der Brandmeyer Markenberatung stehen nicht nur Metropolen wie Hamburg, Köln, Dresden oder Wien, sondern auch kleinere Städte ab 20.000 EinwohnerInnen. Aufgrund der ganz besonderen Herausforderungen ist es in kaum einem Segment so wichtig, über langjährige Erfahrungen zu verfügen.“
 
14
Siehe dazu auch den Beitrag von Heike/www.​faz.​de 2016.
 
15
Die beispielhaft aufgeführten Sportgroßveranstaltungen weisen zum Teil erhebliche Größenunterschiede auf, die den einzelnen Veranstaltungsformaten geschuldet sind. So kann allenfalls für Aschaffenburg der dortige Stadtlauf mit ca. 500 TeilnehmerInnen als gerade noch „groß“ gelten.
 
16
Insofern die Stadt in Klammern gesetzt ist, tritt sie nicht als Ausrichter auf, sondern als Unterstützer.
 
17
Für das Städteranking Sportgroßveranstaltungen für die Jahre 2005–2008 (Schwark 2009) erwies sich der damalige Zugang zu den Daten (n = 1042) deutlich schwieriger als dies aktuell möglich ist. Von einer Sportamtsleitung der 17 Städte wurde die telefonische Anfrage mit der harschen Gegenfrage „beantwortet“: „Wofür brauchen Sie das überhaupt?“ und trotz Erläuterung des hochschulischen Kontextes schließlich verweigert!
 
18
Untersucht wurden in der Studie im Auftrag des Innenministeriums des Landes NRW die Städte Berlin, Bonn, Bremen, Düsseldorf, Frankfurt/M., Hamburg, Köln, Leipzig, München, Stuttgart und das „Kern-Ruhrgebiet“, zu denen die Städte Bochum, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Mülheim/Ruhr und Oberhausen zusammengefasst wurden. Dresden, Hannover und Nürnberg wurden nicht untersucht, da sie für den damaligen Zeitraum kaum nennenswerte Sportgroßveranstaltungen vorweisen konnten, sodass ein Vergleich nicht lohnenswert erschien.
 
19
Eine Übersicht über die in Deutschland veranstalteten Firmenläufe gibt https://​unique-sportstime.​de/​firmenlaeufe/​.
 
20
Die Spiele der Fußball WM 2006 wurden jeweils einzeln als Veranstaltung der Kategorie A gewertet, sodass sich hier ein Sondereffekt ergab, und eine höhere Anzahl gegenüber der Kategorie B ergab.
 
21
Der Hinweis auf dieses Zitat von Thöni und Barth ist Franke (2015, S. 96) zu verdanken!
 
22
Schulke hat bereits 1988 einen Sammelband herausgegeben, der sich sehr detailliert mit dem Laufen und der Laufbewegung befasst. Insbesondere ist auf die Beiträge von Schulke „Laufbewegung – Breitensport – Alltagskultur“ (S. 9–29), Lutz zum „Laufen als Werkzeug der Umweltaneignung“ (S. 30–42) und Krause „Die Anfänge des Alltagslaufs“ (S. 43–58) zu verweisen, sowie auf die Beiträge zur Gesundheit (S. 101–167) und Zielgruppen (S. 168–220).
 
23
Detaillierte Ausführungen zur Laufbewegung finden sich u. a. bei Jütting (2004) und (2007a, b).
 
24
Zu den unterschiedlichen Formen des unterwerfenden, einwilligenden und widerständigen Handelns unter restriktiven Arbeitsbedingungen siehe Schwark (2017).
 
25
Weitere mögliche Aussagen, wie etwa „keine Zeit“ oder „zu anstrengend“ treffen prinzipiell auch auf die meisten anderen Sportarten zu.
 
26
Dem Fußballsport ist im übrigen aufgrund seiner gesellschaftlichen und polit-ökonomischen Bedeutung ein eigenes Kap. 7 gewidmet.
 
27
Auch hier ist methodenkritisch anzumerken, dass der Schichtbegriff für die Oberschicht zu weit gefasst ist und nach soziologischen Kriterien zwischen 1 und 5 % anzusetzen sind. Insofern sind zahlreiche Personen, die in der AWA 2017 als Oberschicht erfasst sind, eher der Mittelschicht zuzuordnen.
 
28
Stickdorn (2007) hat im Rahmen eines qualitativen Forschungsprojektes Leitfadeninterviews mit Marathon-EinsteigerInnen geführt und dazu „möglichst verschiedene relevante Fälle“ (S. 77) zusammenfassend aufgezeigt.
 
29
Aufgrund der in diesem Absatz gehäuften Anzahl an Berufskategorien wurde wegen der besseren Lesbarkeit auf die weibliche Form verzichtet, die demzufolge mitzudenken ist.
 
30
Siehe dazu auch Schwark (2007, S. 63 ff.).
 
31
Die von der DTU angegebene Zahl von 270.000 TeilnehmerInnen reduziert sich aufgrund von Mehrfachstarts auf eine geringere Anzahl an Personen.
 
32
Der an dieser Stelle evt. aufkommenden Skepsis kann mit dem Beispiel „Alkohol trinken im sichtbaren öffentlichen Raum“ begegnet werden. Als Gedankenexperiment sei die Vorstellung auf einen Samstagnachmittag gelenkt, an dem „gut“ gekleidet im Straßencafé Aperol Spritz („kultiviert“) und 20 m weiter auf der Parkbank „schlecht“ gekleidet Dosenbier („barbarisch“) getrunken wird. Dabei weisen Frauen mit hohem Sozialstatus die höchsten Werte bezüglich riskantem Alkoholkonsum aus und damit höhere Werte als Frauen und (!) Männer mit niedrigem Sozialstatus (denen im übrigen nicht die Parkbank unterstellt wird). Die Daten finden sich in: Deutsches Krebsforschungszentrum (2017, S. 51).
 
33
Wer alles von den Machern der Trend“forschung“ im Einzelnen zur kreative Klasse gezählt wird, darauf hat Rust (2010) hingewiesen, in dem er bspw. aus den Verlautbarungen von Horx zitiert. Neben dem „Superkreativen Kern“ und der „kreativen Mitte“ zählen auch so genannte „Syntheseberufe“ dazu: „Waldkindergärtnerin, Kulturvermittlerin, Duftgestalter, Trauer-Ritualisten, Selfness-Coach, Holistic Health Manager, Mentaltrainer, Artconnector, Outplacement-Berater, Interkulturberater, Cultural Coach, Systemiktouristiker“. Man ist geneigt, die Publikationen von Rust für städtische Akteure, insbesondere der Wirtschaftsförderung und dem Stadtmarketing als Pflichtlektüre zu deklarieren.
 
34
Einzelne Städte über- oder unterbieten diese Werte. Münster weist bspw. mit seinen ca. 310.000 EinwohnerInnen und 55.000 Studierenden bereits für diese Gruppe einen Anteil von 18 % auf.
 
35
Wer bereits den Problemgruppen aus Sicht des politisch-administrativen Berichtswesen zugehören kann, listet Bolz im Frankfurter Sozialbericht von 2001 in nahezu klassischer Verwechslung von gesellschaftlicher Ursache und individueller (Aus-)Wirkung auf: „In der Summe leben in der Stadt mehr Alleinstehende, Alte, Alleinerziehende, Ausländer und Einkommensschwache als in den Umlandgemeinden. Wie in anderen Großstädten ist eine Tendenz zur Konzentration sozialer Problemgruppen unverkennbar.“ (Bolz/Stadt Frankfurt 2001, S. 3) Zum Umgang mit Disparitäten und dem Einsatz des Strafrechts siehe Belina (2011, S. 115 ff.).
 
36
Siehe dazu detaillierter die Dissertation von Christian Peters “Skateboarding – Ethnographie einer urbanen Praxis“, Münster 2016.
 
37
Siehe auch Belina et al. (2011, S. 10).
 
38
Völlig selbstverständlich sind die VertreterInnen der politischen Parteien sowie der unternehmerischen Lobbyverbände die federführenden Mitglieder im Stadtmarketing, das sich allzu häufig auf Innenstadtmarketing und Tourismuswerbung konzentriert. Innerhalb der Raumordnung ist das Prinzip der Beteiligung der „Träger öffentlicher Belange“ verankert. Würde ein Stadtmarketing seines Namens nicht eher gerecht, wenn auch Vertreter der Wohlfahrts- und Ökologieverbände sowie der Gewerkschaften ebenfalls Mitglied wären?
 
39
Aufgrund der in Tab. 4.15 und 4.16 gehäuften Anzahl an Bevölkerungsbezeichnungen wurde wegen der besseren Lesbarkeit auf die weibliche Form verzichtet, die demzufolge mitzudenken ist.
 
40
Der Historiker Lindner (2004, S. 49 ff.) setzt sich kritisch mit Tätigkeiten und Gutachten Erhardts seit 1939 auseinander. Im Widerspruch zur später medial verbreiteten Position einer ordoliberalen Wirtschaftspolitik schlug Erhardt bereits 1944 für die Nachkriegsphase staatliche Zwangsanleihen vor, um den „Kaufkraftüberhang“ abzubauen, der „einseitig die Bevölkerung belastete“ (S. 50).
 
41
Schulke (2017a, b, 302 ff.) geht in seinem Beitrag auf die Sportgroßveranstaltung „Special Olympics“ im Hinblick auf inklusiven Sport ein.
 
42
Unter Klassismus wird „die individuelle, institutionelle und kulturelle Diskriminierung und Unterdrückung aufgrund des tatsächlichen, vermuteten oder zugeschriebenen sozial- oder bildungspolitischen Status“ gefasst. (Kemper; Weinbach) Detaillierter zum Begriff des Klassismus siehe insbesondere Kemper und Weinbach (2016).
 
43
Dazu ist insbesondere auf die umfangreiche und informative Dokumentation von Schneider und Gabriel 2001 in Zusammenarbeit mit der Koordinationsstelle Fan-Projekte bei der Deutschen Sportjugend hinzuweisen, deren Herausgabe vom damaligen Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSJ) sowie dem Deutschen Fußball Bund (DFB) finanziell unterstützt wurde.
 
44
Freundlichkeit, Gelassenheit und Toleranz gegenüber zahlungskräftigen, gut lenkbaren Kurzbesuchern aufzubringen stellt für Niemanden eine Hürde dar.
 
45
Zur sportnähe und sportferne von Sponsoren siehe Kap. 5.
 
46
Als hätte es die Feldforschungen (1931–1933) und Studie der „Arbeitslosen von Marienthal“ (1933) nie gegeben und daran anschließende Untersuchungen zur strukturell bedingten Arbeitslosigkeit, ließ der damalige Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit Wolfgang Clement (SPD) einen Report mit dem Titel „Vorrang für die Anständigen – Ein Report vom Arbeitsmarkt 2005“ herausgeben. In zeitlicher Nachfolge wurde Clement u. a. Kuratoriumsvorsitzender der neoliberalen „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ (INSM), die durch die Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie finanziert und wissenschaftlich vom Institut der deutschen Wirtschaft begleitet wird.
 
47
Damit sind bspw. Länderspiele, Deutsche Meisterschaften oder internationale Turniere in Spielsportarten gemeint.
 
48
Bereits an dieser Stelle ist mit Flyvbjerg et al. 2016 darauf hinzuweisen, dass generell alle (!) international renommierten Bauprojekte diesem „Phänomen“ unterliegen.
 
Metadaten
Titel
Sportgroßveranstaltungen zwischen Kultur und weichem Standortfaktor
verfasst von
Jürgen Schwark
Copyright-Jahr
2020
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-28303-2_4