Die Auswertung des Datenmaterials aus den Einzelinterviews erfolgt mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse nach Udo Kuckartz (Kuckartz 2010) und der computergestützten Software Atlas.ti. Im detaillierteren Auswertungsprozess des problemzentrierten Interviews schlägt A. Witzel unter anderem vor, die „Markierung des Textes mit Stichworten aus dem Leitfaden (theoriegeleitet) und mit Begrifflichkeiten, die neue thematische Aspekte aus den Darstellungen der Interviewpartner hervorheben, [zu] kennzeichnen (induktiv)“ (Witzel 2000). Die „Entwicklung eines Codierrasters für den Aufbau einer Textdatenbank“ (Witzel 2000) und dazugehöriger Kategorien- bzw. Codebeschreibung (vgl. Westle 2009, 338 f.) findet sich in der Übersicht (Anhang, 163) wieder. Dabei werden die „offene und theoriegeleitete Vorgehensweise miteinander verschränkt“ (Witzel 2000).
Eine Kontrastierung der Einzelfälle und deren Querverbindungen (vgl. Witzel 2000) erfolgt im Auswertungskapitel mit Zitatbeispielen aus den Interviews und der Präsentation von einzelnen Fallbeispielen.
Die hohe Fallzahl von 40 qualitativen Interviews führt in der Auswertung zu teilweise quantifizierenden Aussagen, welche jedoch keinen Anspruch auf Repräsentanz erheben, sondern vielmehr als qualitative Fallanalysen zu werten sind.
3.4.2.2 Berufsentscheidungen
Im folgenden Kapitel werden die Berufsvorstellungen von Wiener Jugendlichen hinsichtlich ihrer aktuellen Berufsentscheidungen vorgestellt. Zuerst wird eine quantitative Übersicht über die Entscheidung für einen aktuellen Berufswunsch gegeben und ein Bild über die momentane emotionale Verfasstheit der Schüler*innen hinsichtlich der Berufsentscheidung gezeichnet. Es werden die Hindernisse, welche in den Interviews vonseiten der Schüler*innen erwähnt wurden, näher betrachtet und Gründe für eine Berufsentscheidung bzw. die unterschiedlichen Einflüsse auf Berufsentscheidungen aufgezeigt. Dabei wird auch auf frühere Berufswünsche aus der Kindheit, sowie den Zeitpunkt für die Änderung dieses Berufswunsches und den Grund für die Entscheidung für einen anderen Berufswunsch eingegangen, wobei hier vor allem die Anpassung des Berufswunsches an gesellschaftliche Erwartungshaltungen interessiert.
Berufswunsch aktuell
Anhand der Interviews wurde zwischen jenen Jugendlichen unterschieden die keinen, einen unkonkreten oder bereits einen konkreten Berufswunsch haben und die Aussagen dementsprechend codiert. Es hat sich gezeigt, dass 22 Interviewpartner*innen bereits einen konkreten Berufswunsch geäußert haben, wie zum Beispiel folgender Schüler:
"Eigentlich mein Berufswunsch ist schon sehr lange Pilot" (20_m/AHS/BO nein/soz.ökon. benacht)
6. 13 Jugendliche haben zum Zeitpunkt des Interviews einen unkonkreten Berufswunsch:
"Also ich variiere zwischen zwei: Entweder ein IT-Techniker zu werden, also etwas mit Computer, oder halt Bauingenieur oder so" (23_m/AHS/BO nein/soz.ökon. benacht). Die kleinste Gruppe stellt mit drei Personen jene Gruppe dar, die keinen Berufswunsch hat, wie diese AHS-Schülerin:
"Also ich bin mir nicht wirklich sicher, was ich machen möchte" (18_w/AHS/BO nein/soz. ökon. privileg.).
Im Folgenden wird darauf eingegangen, welche Unterschiede es in Bezug auf die konkrete Berufsentscheidung in den Bereichen Schulstandort, Schultyp, Gender sowie Berufsorientierung an der Schule gibt. Die Zahlen sind aufgrund der ähnlichen Fallzahl an Interviewpartner*innen in den jeweiligen Bereichen vergleichbar.
Anhand des Schulstandortes zeigt sich, dass tendenziell mehr Jugendliche aus sozioökonomisch benachteiligten Schulstandorten einen konkreten Berufswunsch haben, als jene, die eine Schule in einem sozioökonomisch privilegierten Standort besuchen.
Der Schultyp hingegen weist darauf hin, dass die NMS-Schüler*innen bereits klarere Berufswünsche haben als die AHS-Schüler*innen. Während bei den AHS-Schüler*innen nur acht Personen einen konkreten Berufswunsch geäußert haben und neun Schüler*innen einen unkonkreten Berufswunsch, haben 14 der interviewten NMS-Schüler*innen bereits einen konkreten Berufswunsch und nur vier von einem unkonkreten Berufswunsch berichtet.
In Bezug auf Gender zeigt sich, dass Burschen öfter in der Lage sind, Berufswünsche zu nennen, als Mädchen. Während bereits 13 der interviewten Schüler einen konkreten Berufswunsch geäußert haben, ist das nur bei neun Schülerinnen der Fall.
Ob der Schulstandort einen Fokus auf Berufsorientierung setzt, weist keinen Unterschied in der Konkretheit der Berufswünsche auf. Sowohl in Schulen mit Berufsorientierungsschwerpunkt als auch in jenen ohne dezidierten Berufsorientierungsschwerpunkt haben elf Schüler*innen angegeben, bereits einen konkreten Berufswunsch zu haben.
Stimmungsbarometer
Bei der Frage, wie es den Interviewpartner*innen mit der Situation, sich in der 8. Schulstufe (Vierte Klasse Sek I) für einen Berufs- bzw. Bildungswunsch zu entscheiden, geht, antworteten 13 Personen mit einer positiven Einschätzung: „Mhm weil ich weiß, dass ich mich gut mit Computer auskenne und ja eigentlich nur deswegen. Und ja ich bin mir einfach sicher, dass es der Weg ist“ (8_m/NMS/BO nein/soz.ökon. benacht.). Sie zeigen sich zufrieden mit ihrer Entscheidung bzw. der Situation, in der sie sich befinden und blicken optimistisch in ihre Zukunft. „Eigentlich ziemlich positiv, weil ich denke, dass ich einen ziemlich guten Job haben werde, also wie ich mich sehe in 10 Jahren, ist, dass ich einen guten Job haben werde“ (16_w/AHS/BO nein/soz.ökon. priliveg.).
Von den Jugendlichen antworteten zehn unkonkreter mit einer eher gemischten Einschätzung zur Situation, wie diese AHS-Schülerin erzählt: „Schon ein bisschen unsicher, weil man sich halt schon Gedanken macht: Ja und was ist, wenn ich dann doch später was anderes machen möchte und wenn’s mich halt, ich weiß nicht, doch nicht interessiert und wenn ich halt doch irgendwie, wenn ich mich dann für was Anderes entscheide. Das stresst einen schon ein bisschen, aber ansonsten bin ich eigentlich locker damit“ (38_w/AHS/BO ja/soz.ökon. benacht.). Auch diese NMS-Schülerin ist etwas unsicher: „Es ist schon irgendwie ein komisches Gefühl, weil eine Arbeitswelt steht vor der Tür und jeden Tag dann arbeiten müssen und keine Ferien haben quasi“ (6_w/NMS/BO nein/soz.ökon. benacht.).
Nur drei Schülerinnen, alle von Allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS), empfinden die Situation als eindeutig negativ: „Also ich find’s halt relativ früh, solche Entscheidungen zu treffen. Ich weiß ja von meinen Freunden auch, da sind alle noch relativ unentschlossen, was wir mal werden wollen und wir regen uns eher darüber auf, dass wir jetzt schon wissen müssen, ob wir wechseln, ob wir eine Ausbildung machen oder ob wir hierbleiben“ (13_w/AHS/BO nein/soz.ökon. priliveg.).
Wenn es zur momentanen emotionalen Verfasstheit der Schüler*innen hinsichtlich der Berufsentscheidung kommt, zeigt sich demnach, dass die meisten Schüler*innen positiv gestimmt sind. Auch bei Jugendlichen mit einer gemischten Stimmungsangabe, lässt sich eine Tendenz hin zum Positiven erkennen. Allerdings sind Unsicherheiten erkennbar.
FALLBEISPIEL 1
[19_AHS, weiblich, BO nein, sozioökonomisch benachteiligt]
Die interviewte AHS-Schülerin beschreibt die schwierige Situation, in der sie sich befindet. Sie weiß nicht genau, was sie einmal werden möchte, fühlt sich von ihrem Umfeld aber unter Druck gesetzt, diese Entscheidung bald zu treffen. "Also natürlich, es herrscht in der Schule ein Druck, man muss sich auch für irgendwelche Aufnahmeprüfungen anmelden. Es herrscht halt auch von privater Seite ein bisschen Druck. Meine Eltern wollen halt auch wissen, was ich machen werde. Ist ja auch voll verständlich und so, aber… ja, aber man muss diese Entscheidung treffen, das wird uns schon seit der ersten Klasse gesagt. Und ja, es ist halt schon für mich früh, das zu entscheiden. Und es gibt halt auch so viele verschiedene Sachen, man kennt das teilweise gar nicht." Alexandra* fühlt sich überfordert und weiß nicht, wie sie zu ausreichend Informationen über alle möglichen Bildungs- und Berufsbereichen kommt. Ihres Erachtens ist es zu früh, diese wichtige Entscheidung zu treffen. "Weil es gibt ja echt sehr, sehr viel und ich bin jetzt 13, ich weiß noch nicht einmal, was ich nächstes Jahr machen möchte. Das weiß man einfach noch nicht, glaub ich. Ich zumindest nicht, vielleicht andere wissen das schon von Kind auf an." Alexandra hat auch Angst davor, die falsche Entscheidung zu treffen und so Zeit zu verlieren. "Mein Bruder hat sich jetzt auch noch einmal umentschieden im Beruf und man will halt schon, dass man gleich bei dem Beruf bleibt. Weil es sind einfach Jahre, die draufgehen und deshalb fände ich es auch cool, dass man einfach viel mehr in Berufe hineinschnuppert."
Alexandra empfindet auch Druck aus ihrem sozialen Umfeld, ihre Berufsentscheidung bald zu treffen: "Ja teilweise, wenn Menschen aus deinem privaten Umfeld dich fragen, was du mal werden willst. Da weiß ich so nie etwas. […] Das ist einfach nur von der privaten Seite, wenn mich mein Opa beispielsweise so fragt, was ich mal werden will, dann hab‘ ich nie wirklich eine Antwort darauf und das ist halt… Und er will das aber schon wissen und so: Du bist in der 4., du solltest das schon langsam wissen. Ich weiß aber noch nicht und das ist aber auch eine komische und anstrengende Situation, weil man muss sich sehr viel selber auch beschäftigen mit dem Thema. Man muss wissen, was will ich überhaupt haben und nicht,was wollen die anderen. Und das ist auch schon ein schweres Thema finde ich."
*Name geändert
Der zweite Fall skizziert das Interview mit einer NMS-Schülerin, die bereits einen klaren Berufswunsch hat und zuversichtlich ist, diesen zu erreichen.
Gründe für Berufsentscheidungen
Aus den Interviews wird ersichtlich, dass die Berufsentscheidungen der Jugendlichen von deren Wünschen und Vorstellungen über ihre Zukunft mitbestimmt werden. So spielen zum Beispiel der Wunsch, Menschen zu helfen, oder der Wunsch nach einer Vereinbarkeit von Familie und Beruf, einem Leben am Land, einem sicheren Arbeitsplatz oder einem hohen Gehalt eine zentrale Rolle bei der Wahl des Berufes. "Weil mein Traum war’s immer, das klingt alles so kitschig, aber mein Traum war immer halt, wenn man berühmt ist, hat man ja auch Einfluss und ich denk mir, wenn ich jetzt auf die Straße geh und irgendwas sag, wird sich jeder denken, was redest du, sei still, wer bist du? Wenn ich aber so bekannt bin und Einfluss hab, dann kann ich Sachen ändern" (36_w/AHS/BO ja/soz.ökon. benacht.).
Für die Berufsentscheidung der interviewten Jugendlichen bilden auch persönliche Erfahrungen einen zentralen Einflussfaktor, wie dieser AHS-Schüler, der Zahnarzt werden möchte, schildert: "Also ich bin immer schon gerne zum Zahnarzt gegangen und allgemein auch gerne zum Arzt gegangen und ja" (17_m/AHS/BO nein/soz.ökon. priliveg.). Aber auch Interessen und Fähigkeiten können eine entscheidende Rolle spielen, wie dieser NMS-Schüler erzählt: „Ich weiß nicht, weil es mir Spaß macht und weil ich mich gut mit Computer auskenne und ja“ (8_m/NMS/BO nein/soz.ökon. benacht.).
Die Berufsentscheidungen werden auch von dem Kennenlernen eines Berufes, zum Beispiel durch berufspraktische Tage, beeinflusst. Durch die praktischen Erfahrungen entscheiden die Jugendlichen, ob sie diesen Beruf später ausüben wollen oder nicht. "Und in dem Beruf, den ich mir da angeschaut habe, habe ich mich auch schon entwickelt mit diesem Beruf und jetzt weiß ich halt vieles mehr über diesen Beruf und das hat mir auch sehr, sehr gut gefallen" (7_m/NMS/BO nein/soz.ökon. benacht.).
In den Interviews werden die Berufsentscheidungen auch häufiger damit gerechtfertigt, dass diese bereits vor langer Zeit getroffen wurden und sich daran nach wie vor nichts geändert hat. „Das weiß ich schon seit meiner Kindheit eigentlich. Das wollte ich schon immer werden eigentlich. Ja, also ich mag‘s halt, mit Autos zu arbeiten und so“ (7_m/NMS/BO nein/soz.ökon. benacht.).
Grund für Änderung des Berufswunsches
Ein zentraler Grund für den Wandel des Berufswunsches stellt eine Art 'Realitätscheck' dar. So beschreiben die Interviewpartner*innen, dass sie ihren Berufswunsch geändert haben, nachdem sie genauere Informationen über die Tätigkeit erfahren haben. Die Rahmenbedingungen des Berufes werden mit Lebenswünschen/-vorstellungen (z. B. eine Familie haben) verglichen. Darauf basierend wird abgewogen, ob der Beruf für einen geeignet ist oder nicht. "Ja, Stewardess, aber ich hab schon gesehen, man braucht, es gibt nicht viel Zeit für die Familie. Man reist viel und dann ist so doch nicht. Und es gibt auch Schwierigkeiten. Es kann alles passieren mit einem Flug und dann wollte ich es doch nicht und dann Immobilienmaklerin" (27_w/NMS/BO ja/soz.ökon. benachteiligt). Auch das Gehalt spielt hierbei eine Rolle: "Aber dann hab ich so gedacht, so irgendwie, ich weiß nicht, ob man so viel verdienen kann oder ob ich wirklich berühmt werden kann durch das Tanzen" (35_w/AHS/BO ja/soz.ökon. privileg.).
Neben diesem persönlichen 'Realitätscheck' kann die Änderung des Berufswunsches auch durch Einfluss von außen bedingt sein. So können Gespräche mit Familienmitgliedern oder Lehrer*innen, aber auch Dokumentationen und Medien eine derartige Beeinflussung darstellen. Außerdem kommt es häufig durch persönliche Erlebnisse zu einem Wandel des Berufswunsches, wie bei folgendem Interviewpartner: "Also das war ein Flug nach, irgendwo auf eine Insel, Madeira glaub ich, und da sind wir hingeflogen und da durfte ich ins Cockpit und durfte mir das alles anschauen. Und der Pilot hat mir das alle erklärt und dann hat er mich gefragt, was ich mal werden will. Und dann hab ich gesagt: Busfahrer. Aber ja in dem Sinn hat sich mein Berufswunsch dann verändert, dass ich Pilot werden möchte." (20_m/AHS/BO nein/soz.ökon. benacht.).
Auch Interessensänderungen durch das Kennenlernen neuer Begabungen und Grenzen von Fähigkeiten kann ein Grund für den Wandel sein. "Doch irgendwann einmal habe ich gemerkt, Werken ist nicht so meins und hab mich halt nach einem neuen Beruf umschauen müssen, weil ich ja dann doch schon in der Dritten war und doch schon ein bisschen überlegen hab müssen" (29_m/NMS/BO ja/soz.ökon. privilegiert).
Anhand der Interviews hat sich gezeigt, dass manche Jugendliche der Bildungsweg hin zum Wunschberuf abschreckt und sie sich deshalb für einen anderen Beruf entscheiden. "Ich hab mich informieren lassen. Ich mein, man muss halt lange studieren, dann viel machen. Dann dass es auch sehr schwer ist, Arzt zu werden. Und ja, das war’s" (4_m/NMS/BO nein/soz.ökon. privileg.).
Der nächste Fall zeigt eine NMS-Schülerin, die aus bestimmten Gründen gerne eine Tourismusschule besuchen möchte. Allerdings wird sie in ihrer Entscheidung stark von Familienmitgliedern beeinflusst bzw. verunsichert:
3.4.2.3 Berufsorientierung
In folgendem Kapitel werden die Aussagen der Interviewten hinsichtlich der unterschiedlichen Maßnahmen der Berufsorientierung, die sie erlebt haben und von denen sie im Laufe des Interviews berichtet haben, näher betrachtet. Des Weiteren werden die Inhalte für die Auswertungskategorien „Unterstützung bei der Berufsorientierung“ und „Wünsche für die Berufsorientierung“ vorgestellt. Dezidiert wurde in den Interviews nach „Tipps für die Berufsorientierung“ für Gleichaltrige gefragt, auch hierzu finden sich die Aussagen in diesem Kapitel.
Maßnahmen für Berufsorientierung
Aus den Gesprächen konnten folgende Maßnahmen der Berufsorientierung abgeleitet werden: Eigenrecherche im Internet, Ausflüge und Workshops, Schulunterricht, Persönlichkeits-/Berufseignungstests, Tag der offenen Tür an Schulen sowie berufspraktische Tage.
Eigenrecherche im Internet wird genutzt, um sich ein Bild über einen Beruf zu machen oder einen Überblick über die Vielfalt der Berufe zu gewinnen. Vor allem NMS-Schüler*innen nutzen diese Art der Informationssammlung.
Bei Ausflügen und Workshops handelt es sich um Maßnahmen, die von der Schule in Zusammenarbeit mit zum Beispiel der Arbeiterkammer oder dem BIWI (Berufsinformationszentrum der Wiener Wirtschaft) organisiert werden. Hiervon erzählen von sich aus nur AHS-Schüler*innen, was nicht bedeutet, dass NMS-Schüler*innen diese Form der Berufsorientierung nicht nutzen.
Auch im Unterricht selbst kommt es zu Berufsorientierung. Vor allem engagierte Lehrer*innen, die das Thema intensiv in den Klassen besprechen, spielen hierbei eine zentrale Rolle. Es wird von Referaten erzählt, die zu einem bestimmten Beruf gehalten werden mussten und die den Schüler*innen bei der Berufsentscheidung geholfen haben. "Weil wir haben einen tollen Klassenvorstand und der hat uns schon in der dritten Klasse hat der die MILE-Stunden dazu genutzt, welche Berufe gibt es und was wir machen können. Und jedes Kind sollte zwei Referate machen über zwei Berufswünsche" (21_w/AHS/BO nein/soz.ökon. benacht.).
Auch Persönlichkeitstests bzw. Berufseignungstests stellen eine Maßnahme dar, von der einige Schüler*innen berichtet haben. Dies wurde genutzt, um persönliche Stärken und Schwächen herauszufinden. Allerdings kritisieren die Schüler*innen, dass das Ergebnis dieser Tests leicht beeinflussbar ist und das Resultat nicht ausreichend besprochen wurde: "Wir haben nur letztes Jahr so ein bisschen gemacht, was unsere Stärken, was unsere Schwächen sind. Aber das hilft mir halt auch nicht wirklich weiter, weil mir das eigentlich auch schon klar war. Und ich hätte mir gewünscht, dass man… ich weiß nicht, ist halt schwer, weil man kann… es ist halt viel Aufwand. Aber ich hätte mir gewünscht, dass man es rausfindet, was die Stärken und die Schwächen sind und dann halt so Vorschläge bekommt." (13_w/AHS/BO nein/soz.ökon. privileg.).
Eine wichtige Maßnahme der Berufsorientierung stellen Tage der offenen Tür an Schulen dar. Diese werden von vielen der Befragten besucht und als wichtig für die Bildungsentscheidung beschrieben. "Also viele waren jetzt beim Tag der offenen Tür und haben uns Schulen angeschaut und sich dann entschieden" (14_w/AHS/BO nein/soz.ökon. privileg.). Bei dem Besuch einer anderen Schule wird vor allem auf die Atmosphäre bzw. Stimmung, ob man sich dort wohlfühlt, sowie auf die Unterrichtsinhalte geachtet.
In den Interviews hat sich klar gezeigt, dass die zentralste Maßnahme zur Berufsorientierung die berufspraktischen Tage darstellen. Alle Schüler*innen haben zum Zeitpunkt des Interviews ihre berufspraktischen Tage entweder bereits konkret geplant oder schon absolviert. Allerdings scheinen die berufspraktischen Tage in den Neuen Mittelschulen tendenziell länger auszufallen als in den Gymnasien. Während AHS-Schüler*innen von ein bis drei Tagen berichten, erzählen die NMS-Schüler*innen von drei bis fünf Tagen. Grundsätzlich werden die berufspraktischen Tage von den Interviewten als hilfreich für die Berufsentscheidung beschrieben. Eine Schwierigkeit kann die Organisation dieser Tage darstellen. Manche Interviewpartner*innen berichten davon, dass es nicht möglich war, in ihren präferierten Beruf hineinzuschnuppern. Genannte Gründe dafür waren ein fehlender Zugang zum Berufsfeld oder strikte Hygienevorschriften im Arbeitsfeld. "Wir haben wirklich ur alles gegeben und versucht. Und schlussendlich hat keiner geantwortet und jetzt geh ich in meinen alten Kindergarten" (3_w/NMS/BO nein/soz.ökon. privileg.). Aber auch wenn im Rahmen dieser Tage nicht der eigentliche Wunschberuf kennengelernt werden kann, bekommen die Schüler*innen einen Einblick in den Beruf und das Arbeitsleben. Berufspraktische Tage können helfen, den Beruf besser kennenzulernen, wodurch die Schüler*innen feststellen, ob dieser zu ihnen passt oder nicht. Es kommt vor, dass Schüler*innen klar wird, dass sie diesen Beruf mit Sicherheit nicht anstreben, was wiederum eine Entscheidungshilfe für sie darstellt.
Aus den Interviews resultiert weiters, dass viele ihre berufspraktischen Tage bei Verwandten oder Bekannten absolvieren. Ein möglicher Grund dafür findet sich in der Erzählung einer Interviewpartnerin: "Und ich hab halt keine wirkliche Ahnung, was es sonst noch so gäbe für meinen Themenbereich, weil ich halt auch nirgendwo hingehen möchte, wo ich niemanden kenn, meine Eltern niemanden kennen. Weil ich glaub, dann werde ich so ein bisschen vernachlässigt oder so" (13_w/AHS/BO nein/soz.ökon. privileg.). Die Befürchtung, dass man in einem nicht bekannten Unternehmen vernachlässigt wird, wird von mehreren Schüler*innen geteilt.
Unterstützung bei Berufsorientierung
Die Interviews haben gezeigt, dass für die Schüler*innen sowohl Eltern, Geschwister, Freunde, Verwandte/Bekannte als auch Schule, Eigenrecherche und Medien eine Unterstützung bei der Berufsorientierung darstellen.
Wenn es zur Unterstützung bei der Berufsorientierung kommt, ergeben die Interviews, dass die Eltern ein zentraler Bezugspunkt sind und den Jugendlichen die Meinung bzw. Einschätzung der Eltern wichtig ist. Die Schüler*innen erfahren Unterstützung von den Eltern, indem sie diese um Rat fragen und mit ihnen die Situation besprechen. „Also ich wusste halt nicht, was ich machen soll, und dann habe ich mit meinen Eltern ein bisschen geredet.“ (22_m/AHS/BO nein/soz.ökon. benacht.). Die Eltern unterstützen ihre Kinder auch durch Recherchen zu den Wunschberufen und durch das Organisieren von Ausflügen, die bei der Berufsentscheidung helfen sollen. Zum Beispiel erzählt die Schülerin mit dem Berufswunsch Pathologin: „Und meine Eltern unterstützen mich sehr und sie haben mir angeboten, es gibt so eine Ausstellung mit den menschlichen Organen, also sowas wie Pathologie. Ich glaub die Anatomie heißt die Ausstellung und ich möchte das halt erstmal anschauen und das würde mir auch helfen.“ (16_w/AHS/BO nein/soz.ökon. privileg.)
Geschwister können eine unterstützende Funktion bei der Berufsorientierung einnehmen, aber auch ein hemmende. Das zeigt sich bei folgender Interviewpartnerin: „Meine Geschwister haben mich ausgelacht, weil sie gehört haben, dass ich meine Matura machen will. Die glauben, ich schaff das nicht“ (27_w/NMS/BO ja/soz.ökon. benachteiligt).
Mit Freunden scheint meist nicht intensiv über diese Thematik gesprochen zu werden, außer jemand hat denselben Berufswunsch. „Natürlich sag ich dann manchmal mit meinen Freunden, reden wir darüber. Aber jetzt nicht so, dass ich mit denen wirklich, ja“ (17_m/AHS/BO nein/soz.ökon. privileg.).
Auch mit Verwandten bzw. Bekannten besprechen die Jugendlichen ihre Situation. Vor allem, wenn jemand aus dem Verwandten- oder Bekanntenkreis einen der Traumberufe ausübt, kommt es zu Unterstützungen in Form von informativen Gespräche über persönliche Erfahrungen, Besuchen im Büro oder der Möglichkeit, die berufspraktischen Tage dort zu absolvieren. „Und da mein Onkel dort auch gearbeitet hat, habe ich ihn auch ein bissal so ausgefragt, wie es so ist. Und ja, so gefällt es mir eigentlich ganz gut“ (27_w/NMS/BO ja/soz.ökon. benachteiligt).
In Bezug auf die Schule beschreiben die Interviewpartner*innen, dass auf Berufsorientierung ausgerichtete Unterrichtsprogramme und Ausflüge unterstützend für die Entscheidungsfindung sind. Auch konkrete Lehrer*innen und Jugendcoaches helfen den Jugendlichen bei der Berufsorientierung. „Die Schule hilft uns dabei, also wir machen Ausflüge. Also die Lehrer versuchen uns schon auch zu unterstützen“ (22_m/AHS/BO nein/soz.ökon. benacht.) „In der Schule gibt es ein Jugendcoaching. Und der Herr dort tut mir auch relativ viel helfen.“ (9_m/NMS/BO nein/soz.ökon. benacht.)
Die Jugendlichen suchen selbst nach Informationen und recherchieren zu Berufs- und Bildungsthemen. Sie sammeln Informationen im Internet: „Und übers Internet hab ich ein bisschen geschaut. Weil ich hatte halt kaum Ideen, wie das so ist, und dann ein bisschen anschauen kann ich es mir mal“ (14_w/AHS/BO nein/soz.ökon. privileg.). Aber auch mithilfe von Büchern und TV-Dokumentationen recherchieren sie einschlägige Informationen über Berufe. „Also ich habe mich hauptsächlich an Büchern informiert und es gab auch ein paar Dokumentationen darüber. Die habe ich mir auch angeschaut bei Gelegenheit“ (26_m/NMS/BO ja/soz.ökon. benachteiligt). Gründe für die Selbstinitiative sind laut den Interviewten fehlende Unterstützung, Bedeutung davon, früh unabhängig und selbstständig zu sein, sowie eigenes Interesse.
Medien scheinen keine konkret unterstützende Rolle in Bezug auf die Berufsorientierung einzunehmen, sondern werden als Werkzeug für die Generierung von Informationen genutzt und sie dienen als Inspirationsquelle. So werden zum Beispiel Dokumentationen über einen Beruf oder YouTube-Videos angesehen.
Tipps für Berufsorientierung
In den Interviews wurden von den Jugendlichen Tipps für andere Schüler*innen, die in derselben Situation sind, gegeben. Für die Berufsentscheidung ist es den Interviewpartner*innen zufolge sehr wichtig, sich mit den persönlichen Interessen, Hobbys und Fähigkeiten auseinanderzusetzen und sich darauf aufbauend mit passenden Schulen oder Lehrberufen beschäftigen. „Also ich würd halt schauen, dass, sie müssen mal deren Hobbys wissen genau und vielleicht schauen, ob es irgendwo eine Schule gibt, wo deren Hobbies sind, die sie gerne machen. Also überhaupt, ob irgendein Fach oder so“ (35_w/AHS/BO ja/soz.ökon. privileg.).
Auch Eigenrecherche anhand des Internets, Dokumentationen, Büchern etc. ist ein Tipp der Interviewpartner*innen. Durch die eigenständige Recherche und somit intensive Beschäftigung mit der Thematik kann ein Überblick geschaffen und die Berufsentscheidung erleichtert werden. „Na einfach, dass man sich eine Zeit lang wirklich intensiv mit dem Thema beschäftigt und auch klarmacht, welche Chancen es gibt, was man machen kann, wie dann die Chance im Berufsleben ist, wie man leicht in den Job findet, was man dabei verdient, wie die Ausbildung dazu ist“ (33_w/AHS/BO ja/soz.ökon. privileg.).
Wenn es um die Berufsentscheidung geht, ist es den Interviewpartner*innen zufolge zentral, dass diese frei getroffen wird. Somit sollen die Schüler*innen die Entscheidung alleine treffen und sich nicht zu stark von den Eltern, Freunden, Schule oder anderen Personen beeinflussen lassen. Denn die eigene Meinung und eigenen Interessen sind laut ihnen das Wichtigste, um eine gute Entscheidung für das weitere Leben zu treffen. „Deswegen man sollte das machen, was man will. Auch wenn die anderen es nicht akzeptieren. Auch wenn’s die Familie nicht akzeptiert, würde ich noch immer durchziehen“ (5_m/NMS/BO nein/soz.ökon. privileg.).
Allerdings bedeutet das nicht, dass keine Meinungen und Erfahrungen aus dem sozialen Umfeld eingeholt werden sollen. Das Reden mit anderen und der Austausch von Erfahrungen gelten unter den interviewten Schüler*innen als bedeutsam, da dadurch ein breites Bild über die Möglichkeiten gewonnen werden kann. „Und vielleicht mit Eltern, Geschwistern oder Freunden zusammensetzen. Wenn jemand schon einen Beruf hat von der Familie, dann kann man fragen, wie bist du draufgekommen, dass du das machen willst? Und die können ja dann mitsprechen“ (36_w/AHS/BO ja/soz.ökon. benacht.).
Einen weiteren Tipp stellt Spaß an der Arbeit dar. Laut den Jugendlichen ist es wichtig, dass man herausfindet, woran man Spaß hat. Grund dafür ist, dass so die Entscheidung nicht schnell bereut wird und die Arbeit für eine lange Zeit gerne gemacht wird.
Die befragten Schüler*innen sind auch der Meinung, dass es von Bedeutung ist, praktische Erfahrungen zu sammeln. Deshalb sollen Tage der offenen Tür und berufspraktische Tage genutzt werden, um einen Einblick zu bekommen. „Sich mal in den Beruf hineinzuversetzen, also mal zum Beispiel die berufspraktischen Tage dort machen und so herumfragen, was sie dort machen und ob es zu ihren Stärken passt“ (10_w/NMS/BO nein/soz.ökon. benacht.).
FALLBEISPIEL 5
[25_NMS, weiblich, BO ja, sozioökonomisch benachteiligt]
Pia* besucht eine Neue Mittelschule und ist sich mit ihrem Berufswunsch nicht sicher: "Ich wollt, ich weiß nicht, ich hatte irgendwie von Anfang an für Schauspielern oder so. Aber das ist etwas Großes und ich weiß nicht, wie ich bis dahin komme. Und ich glaub, ich schaff das einfach nicht". Unterstützung erfährt sie von ihrer Berufslehrerin und ihren Eltern: "Ich hab die Berufslehrerin gefragt und sie hat mir halt ein paar Schulen empfohlen. Und sie hat halt selber gesagt, dass ich im Internet mal nachschauen soll. Und ich hab auch mit meinen Eltern darüber geredet, weil sie haben mir das dann auch irgendwie so vorgeschlagen, weil sie sagten: Das könnte was für dich sein. Aber ich dachte mir immer so, das werd' ich nicht schaffen, weil das ist ja was Großes. Und ich wollte schon seit ich kleiner bin etwas Großes machen.“
Ein Hindernis stellt für Pia die fehlende Information dar: "Genau das, ich weiß es einfach nicht. Ich muss mich halt mehr informieren, aber ich weiß einfach nicht, bei wem oder wie oder wo. Und ja deswegen". Auf die Frage, ob es in der Familie oder im Bekanntenkreis jemanden gibt, der*die Schauspieler*in ist, antwortet Pia: "Eigentlich nicht. Das ist so das Problem". Pia wünscht sich eine Ansprechperson, die Erfahrung in dem Bereich hat.
Mit Freund*innen spricht Pia nicht über ihren Berufswunsch, weil sie sich für diesen schämt: "Also ich sag das jetzt nicht zu jedem, weil ich will es Freunden nicht sagen, weil mir ist das peinlich. Und halt, ich sag es meistens meinen Eltern oder halt Familie oder halt Lehrern." Warum sie es nicht ihren Freund*innen erzählen möchte, erklärt Pia so: "Mit denen [Freundinnen] kann ich einfach nicht darüber reden oder so, weil ich hab Angst, dass sie mich auslachen oder so."
Früher wollte Pia etwas mit Mode machen: "Das sind alles so: Mode, Modeln, Schauspielerin. Alles diese schwierige. Und ich geh halt tanzen."
*Name geändert
Das zweite hier angeführte Fallbeispiel schildert das Interview mit einem Jugendlichen, der vor allem von seiner Lehrerin unterstützt wird:
3.4.2.4 Bildungsentscheidungen
Im folgenden Kapitel werden die Aussagen der Interviewpartner*innen in Bezug auf deren Bildungsentscheidungen, die Gründe dafür und die damit verbundenen Herausforderungen und Hindernisse bei Bildungsentscheidungen ausgewertet. Abschließend werden die Einflussfaktoren auf die Bildungsentscheidungen der Jugendlichen, aus Sicht der Jugendlichen, skizziert.
Gründe für Bildungsentscheidung
Die Gründe warum sich ein*e Jugendliche*r für einen konkreten Bildungsweg entscheidet, sind vielfältig. Aus den Interviews hat sich ergeben, dass vor allem die Orientierung am Berufswunsch ausschlaggebend für die Bildungsentscheidung ist. Demnach werden die Schulen daran bemessen, welche die beste Basis für den eigenen Berufswunsch bildet. "Das mit HLW, also, ich glaub jetzt nicht, dass ich dort noch gehe, weil er‘s mir gesagt hat. Wenn ich Ärztin sein will, ist das halt jetzt nicht so die perfekte Schule dafür" (3_w/NMS/BO nein/soz.ökon. privileg.). Allerdings lässt sich erkennen, dass AHS-Schüler*innen bei Unsicherheit dazu tendieren, in ihrer Schule zu bleiben. Viele beschreiben einen dadurch gewonnen Aufschub der Entscheidung: "Weil da habe ich auch eben noch mehr Zeit, […] Und dann kann ich mich ja auch immer noch entscheiden" (19_w/AHS/BO nein/soz.ökon. benacht.). Ebenfalls scheint die Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen, bei den Gymnasiast*innen größer zu sein: "Weil ich habe Angst, dass wenn ich jetzt auf eine Schule gehe und mir das in zwei Jahren dann nicht mehr gefällt und ich eigentlich was ganz anderes machen möchte. Und dann habe ich sozusagen die falsche Entscheidung getroffen. Und das möchte ich auch nicht" (13_w/AHS/BO nein/soz.ökon. privileg.). Weitere Gründe für eine Fortsetzung des Gymnasiums stellen die Vielfalt des Lehrinhaltes, als auch der Wunsch zu studieren dar.
Es lässt sich ein gewisser Effizienzgedanke unter den Jugendlichen erkennen, da manche nach einem Bildungsweg suchen, der wenig Zeit in Anspruch nimmt, aber dennoch eine gute Ausgangslage für das Berufsleben bietet. "Ja, also letztes Jahr oder vorletztes Jahr hatte ich immer vor in die HAK zu gehen, weil man da Matura hat und dann auch noch Beruf dazu" (3_w/NMS/BO nein/soz.ökon. privileg.). Aber auch die Qualität bzw. der Ruf der Schule sowie die persönliche Meinung, ob man dort hineinpasst und sich wohlfühlt, spielen eine Rolle bei der Bildungsentscheidung. Zur Meinungsbildung über eine Schule können unter anderem Tage der offenen Tür, Erfahrungen von Familienmitgliedern, die diese Schule zum Beispiel besuchen oder besucht haben, aber auch der Vergleich des Lehrplans mit den persönlichen Interessen beitragen.
Schüler*innen, die eine Berufsschule besuchen wollen, begründen diese Entscheidung meist damit, dass sie sich für die Schule nicht so geeignet fühlen und deshalb gerne schnell arbeiten wollen: "Weil halt für eine weitere Schule bin ich nicht so, halt es macht mir nicht so viel Spaß sozusagen. Und deswegen will ich schon halt ins Arbeitsleben reinkommen und sowas. Und mich daran gewöhnen, schon Geld verdienen, damit ich dann meine Familie und mich ernähren kann und alles" (31_m/NMS/BO ja/soz.ökon. privilegiert). Aber auch der Wunsch nach Selbstständigkeit, Unabhängigkeit als auch ein eigenes Einkommen stellt eine Begründung für eine Berufsausbildung dar.
Der nächste Fall schildert das Interview mit einer NMS-Schülerin, deren Ziel es ist, Immobilienmaklerin zu werden: