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2003 | Buch | 2. Auflage

Einführung in die Netzwerkanalyse

Grundlagen, Methoden, Forschungsbeispiele

verfasst von: Dorothea Jansen

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Netzwerkanalyse, soziale Strukturen und soziales Kapital
Zusammenfassung
Der Netzwerkbegriff hat in der Diagnose von modernen Gesellschaften durch Soziologen, Politikwissenschaftler und Ökonomen Hochkonjunktur. Es ist die Rede von sozialer Unterstützung, die Personen aus ihren Netzwerken beziehen. Soziales Kapital wird als Voraussetzung funktionierender Gemeinwesen oder gar der demokratischen Entwicklung überhaupt diskutiert. Die Strukturen von Politiknetzwerken — so die Ergebnisse der Policyforschung — bestimmen mit über die politische Steuerbarkeit moderner Gesellschaften. Internationale Regime erleichtern Kooperation in der zwischenstaatlichen Bewältigung der ökonomischen und politischen Herausforderungen der Globalisierung. Ökonomen konstatieren neue Netzwerkformen von Unternehmen, die gegenüber bürokratischen Großorganisationen neue Leistungspotentiale aufweisen sollen. Politiker wollen regionale Netzwerke stimulieren, es geht um Innovationsnetzwerke oder Frauennetzwerke. Negativ ist von Netzwerken als Klüngel oder Seilschaften die Rede.
Dorothea Jansen
2. Geschichte der Netzwerkanalyse
Zusammenfassung
Ein Vorläufer des netzwerkanalytischen Denkens um die Jahrhundertwende war Georg Simmel (1989). Simmel (1858–1918) sah in den sogenannten Wechselwirkungen den eigentlichen Gegenstand der Soziologie, der ihre disziplinäre Selbständigkeit begründen sollte. Soziologie sollte sich — statt den Inhalten — den Formen der Vergesellschaftung durch eben diese Wechselwirkungen widmen. Damit setzte er — wie die strukturelle Analyse es postuliert — die Analyse relationaler Merkmale, von Beziehungen zwischen Individuen, ins Zentrum der Soziologie. So verglich Simmel die Eigenschaften von Dyaden (Zweiergruppen und ihre Beziehungen) und Triaden (Dreiergruppen und ihre Beziehungen). Er betrachtete die Bedeutung der rein quantitativen Gruppengröße für die Kohäsion5 in der Gruppe und für Prozesse der Über- und Unterordnung. In seinem Aufsatz über die „Kreuzung sozialer Kreise“ untersuchte er die Bedeutung solcher sozialstruktureller Eigenschaften für Normbefolgung, Normenwandel und Individualisierung. Simmel wurde dabei von den Netzwerkanalytikern nicht auf dem Weg über seine Schüler aus der späteren Chicago-Schule rezipiert.6 Vielmehr wurde seine formale Soziologie in den USA erst mit den Neu-Übersetzungen seines Werks nach dem zweiten Weltkrieg in den fünfziger Jahren einem größeren Kreis von Soziologen bekannt (Wellman 1988: 22f.).
Dorothea Jansen
3. Merkmalsträger, Merkmale und Analyseebenen
Zusammenfassung
Die Netzwerkanalyse erlaubt es, zusammengesetzte und intern strukturierte Einheiten mit ihren emergenten, „systemischen“ Eigenschaften zu beschreiben. Diese ergeben sich aus dem Beziehungsmuster der Elemente. Hieraus entsteht im Vergleich zur individuenorientierten, atomistischen Umfrageforschung eine Komplizierung. Es werden nämlich Daten im Hinblick auf verschiedene Analyseebenen untersucht. Hierbei gibt es nicht durchgängig ein und denselben Merkmalsträger — wie sonst das Individuum — sondern mehrere. Es gibt auch nicht nur eine Merkmalsart — in der Umfrageforschung herrschen die sogenannten absoluten Merkmale vor — sondern ebenfalls mehrere, die sich auch auf größere Einheiten als Individuen beziehen. Und es gibt Beziehungen zwischen den Merkmalen von Merkmalsträgern auf verschiedenen Ebenen.
Dorothea Jansen
4. Erhebung von Netzwerkdaten
Zusammenfassung
Netzwerkdaten müssen wie alle Daten in der Sozialforschung erhoben werden. Da die grundlegende Analyseeinheit in der Netzwerkanalyse die Beziehung zwischen Akteuren ist, sind hiermit einige Besonderheiten im Vergleich zur traditionellen Methodik der Sozialforschung verbunden. Dies bezieht sich zunächst auf die Definition und Abgrenzung der Untersuchungspopulation. Es muss gewährleistet werden, dass die zu untersuchenden Strukturen und Netzwerke auch erfasst werden und nicht etwa wesentliche Teile der Struktur durch falsche Abgrenzungen „vergessen“ werden. Immer dann, wenn es sich nicht wie bei einer Schulklasse oder einem Betrieb um klar abgegrenzte Einheiten handelt, entsteht dieses Abgrenzungsproblem.
Dorothea Jansen
5. Einfache Analyseverfahren
Zusammenfassung
Die erstmals von Moreno (1934, 1954) eingeführten Soziogramme stellen Netzwerke als sogenannte Graphen dar, auf die die mathematische Graphentheorie anwendbar ist. Hierbei werden N Akteure oder Knoten als Punkte und die zwischen ihnen bestehenden Relationen oder Beziehungen als Linien dargestellt. Diese Linien können ungerichtet sein, dann spricht man auch von Kanten. Sie können auch eine Richtung aufweisen, dann spricht man von Pfeilen bzw. im Englischen von „arcs“. Der Graph ist dann ein gerichteter Graph, ein sogenannter Digraph (directed graph).
Dorothea Jansen
6. Zentralität und Prestige in Netzwerken
Zusammenfassung
Zentralität und Prestige sind netzwerkanalytische Konzepte, die nach der Wichtigkeit, öffentlichen Sichtbarkeit oder „Prominenz“ von Akteuren in Netzwerken fragen. Knoke und Burt (1983) unterscheiden zwei Bedeutungsinhalte von Prominenz. Konzepte der Zentralität von Akteuren gehen davon aus, dass derjenige Akteur prominent im Netzwerk ist, der an vielen Beziehungen im Netzwerk beteiligt und deshalb „sichtbar“ ist. Dahinter steht die Annahme, dass solche prominenten Akteure Zugang zu Netzwerkressourcen, Kontrollmöglichkeiten und Informationen haben. Zentralitätskonzepte setzten lediglich ungerichtete Beziehungen voraus und sind ursprünglich für diese entwickelt worden.31
Dorothea Jansen
7. Macht, Einfluss und Autonomie in Netzwerken
Dorothea Jansen
8. Teilgruppen in Netzwerken
Zusammenfassung
Die bisher behandelten Zentralitäts-, Prestige- und Machtindikatoren kennzeichnen einzelne Akteure in Netzwerken. Hier nun anzusprechende Verfahren der Netzwerkanalyse befassen sich mit der Frage, ob und wie ein Netzwerk in verschiedene Teilgruppen zerlegt werden kann. Im folgenden sollen Verfahren der Cliquenanalyse und der Analyse struktureller Äquivalenz vorgestellt werden, die Akteure eines Netzwerkes in Teilgruppen aufteilen. Auf beide Verfahrenstypen wurde in den vorangehenden Kapiteln schon mehrfach Bezug genommen.
Dorothea Jansen
9. Forschungsfelder der Netzwerkanalyse
Zusammenfassung
Im folgenden werden netzwerkanalytische Studien zu drei soziologischen Forschungsfeldern vorgestellt. Es geht um den Zusammenhang von sozialer Mobilität und sozialer Ungleichheit und sozialen Netzwerken, um die Netzwerkstrategien erfolgreicher Manager und um die Rolle von Intra- und Interorganisationsnetzwerken für die Leistungsfähigkeit und den Erfolg von Organisationen. Ziel ist es nicht nur, die Ergebnisse dieser Studien vorzustellen und sie in den Kontext soziologischer Diskussionen einzuordnen. Darüber hinaus sollen auch die dort verwendeten Operationalisierungen und Maßzahlen ausführlich erläutert werden und die Rückbezüge zu den vorhergehenden methodischen Darstellungen hergestellt werden. Es soll gezeigt werden, dass und wie netzwerkanalytische Konzepte und netzwerkanalytische Instrumente funktionieren, wenn man nicht mehr nur „trocken schwimmt“, sondern substantielle soziologische Probleme bearbeitet.
Dorothea Jansen
10. Perspektiven der Analyse sozialer Netzwerke
Zusammenfassung
Das Ziel dieses Lehrbuches ist es, das Instrumentarium der Netzwerkanalyse einer größeren Gruppe von angehenden SoziologInnen näher zu bringen. Dabei wird keinesfalls behauptet, die Netzwerkanalyse sei für jedes Forschungsproblem die einzige und immer richtige Forschungsstrategie. Sie stellt aber wichtige Fragen nach systemischen und emergenten Eigenschaften von Sozialstrukturen und liefert ein Instrumentarium zu ihrer Beschreibung. Sie begreift Sozialstrukturen als zusammengesetzte Einheiten, die aus den konkreten Interaktionen von Akteuren entstehen. Dies erlaubt es ihr, die Eigenschaften und Dynamik der zusammengesetzten Makroeinheiten mit den Aktionen der Primäreinheiten — Individuen oder korporativen Akteuren — zu verbinden.
Dorothea Jansen
Backmatter
Metadaten
Titel
Einführung in die Netzwerkanalyse
verfasst von
Dorothea Jansen
Copyright-Jahr
2003
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-663-09875-1
Print ISBN
978-3-8100-3149-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-663-09875-1