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2004 | Buch | 2. Auflage

Cultural Studies und Medienanalyse

Eine Einführung

verfasst von: Andreas Hepp

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Über dieses Buch

Das Buch Cultural Studies und Medienanalyse von Andreas Hepp ist eine hervorragende Einführung in einen Ansatz der intellektuellen Auseinandersetzung mit der gegenwärtigen Kultur und ihren Me­ dien, der sich in der englischsprachigen Welt in den letzten zwanzig Jahren entwickelt hat: Cultural Studies. Mehr als einfach nur eine neues Verfahren der Erforschung von Kultur und Medien, sind die Cultural Studies ein Diskurs, der darauf zielt, die komplexen Be­ deutungen des Lebens in einer Gesellschaft zu artikulieren, die durchsättigt ist mit den Bildern und Produkten der sogenannten 'Massenmedien'; eine Gesellschaft - und das ist eines ihrer Spezifika -, in der massenhaft vermittelte Kommunikation für selbstver­ ständlich genommen wird und umfassend durchdringender Bestand­ teil des Alltagslebens geworden ist. Im Gegensatz zur traditionellen Kommunikationswissenschaft, die dazu tendiert hat, die Medien als Forschungsobjekt von Gesellschaft und Kultur in ihrer Gesamtheit zu trennen, versuchen die Cultural Studies, die Medien als einen untrennbaren Aspekt von Populärkultur in modernen und postmodernen Gesellschaften zu verstehen. Natür­ lich hat sich dieses unauflösbare Wechselverhältnis von Medien und Populärkultur in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts erst entwickelt, während denen der Umfang von populären und kommerziellen Medienprodukten in extremem Maße zugenommen hat und neue Kommunikationstechnologien wie das Satelliten-und Kabelfernsehen, der Videorekorder und das Internet eine schnelle Verbreitung erfahren haben. Die 'Massenmedien' sind nicht länger 'da draußen', sondern untrennbar mit der Art und Weise verbunden, in der die Leute ihre Identitäten definieren und artikulieren, ihre Beziehungen zu anderen und ihren Platz in der Welt.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
Die Cultural Studies stoßen nun auch im deutschsprachigen Raum auf ein nachhaltiges Interesse. Dies belegen nicht nur Artikel und Diskussionen in Zeitschriften wie Ästhetik und Kommunikation, Das Argument, Medien Journal, Medien Praktisch, montage/av und Rundfunk und Fernsehen. Auch in einer Reihe von renommierten deutschen Verlagen erscheinen Reader mit Übersetzungen angloamerikanischer Vertreter der Cultural Studies oder empirische und theoretische Arbeiten, die in dieser Tradition stehen. Beispiele hierfür wären der Campus Verlag, der Halem Verlag, zu Klampen, der Brigitte Narr bzw. Stauffenburg Verlag, Turia und Kant und der Westdeutsche Verlag. All dies verweist darauf, dass die Phase der Nicht-zur-Kenntnisnahme der Cultural Studies im deutschsprachigen Raum mit Gewissheit überwunden ist.
Andreas Hepp
2. Ein erster Zugang: ‚Grundbegriffe‘ der Cultural Studies
Zusammenfassung
Zu Beginn eines Kapitel, das sich mit ‚Grundbegriffen‘ der Cultural Studies befasst, erscheint es mir angebracht, auf einen Aufsatz von Stuart Hall zu verweisen, nämlich Cultural Studies: Zwei Paradigmen (S. Hall 1980e; S. Hall 1981; dt. S. Hall 1999a). Aufgrund der Interdisziplinarität der Cultural Studies, ihrer Ausdifferenzierung und unterschiedlichen Entstehungskontexte ist es nämlich nicht möglich, einfach auf eine oder zwei grundlegende Publikationen zu verweisen, in denen die ‚Grundbegriffe‘ dieses Ansatzes dargelegt würden. Die in den Cultural Studies zentralen Begriffe und Konzepte entstammen höchst unterschiedlichen Traditionen. Dennoch handelt es sich hier nicht um ein eklektizistisches Konglomerat, und genau dies verdeutlicht Stuart Hall, wenn er von zwei „‚Hautparadigmen‘ der Cultural Studies“ (S. Hall 1999a: 128) spricht, nämlich dem Kulturalismus und dem Strukturalismus bzw. der Semiotik. Der Kulturalismus ist jene Tradition, in der die Publikationen The Uses of Literacy von Richard Hoggart, Raymond Williams’ Culture and Society und E.P. Thompsons The Making of the English Working Class stehen bzw. die diese in der in den Cultural Studies relevanten Form begründet haben (siehe dazu Kap. 3.1). Der Kern des Kulturalismus lässt sich vielleicht damit charakterisieren, dass in ihm Kultur als eng verknüpft mit sämtlichen gesellschaftlichen Praktiken begriffen wird, wobei diese als eine gemeinsame Form menschlichen Tätigseins verstanden werden (vgl. S. Hall 1999a: 122). Die Semiotik bzw. der Strukturalismus und die sich anschließende Rezeption des Poststrukturalismus fand insbesondere über Claude Lévi-Strauss und Roland Barthes Eingang in die Cultural Studies. Hierdurch wurde das auf Ferdinand de Saussure zurückgehende linguistische Paradigma zu einem zentralen Fundament kulturtheoretisch orientierter Medienanalyse. Die Hauptstärke des (Post-)Strukturalismus ist für die Cultural Studies darin zu sehen, dass er es ermöglicht, „über die Beziehungen innerhalb einer Struktur nachzudenken, [...] ohne sie auf bloße Beziehungen zwischen Personen zu reduzieren“ (S. Hall 1999a: 129; Herv. i. O.).
Andreas Hepp
3. Rückblick: Ein historischer Abriss der Cultural Studies
Zusammenfassung
Es ist viel in den letzten Jahren — auch im deutschsprachigen Raum — über die ‚Geschichte(en)‘ der Cultural Studies, insbesondere des “Centre for Contemporary Cultural Studies” publiziert worden. Nicht zuletzt aus diesem Grund nimmt der historische Abriss der Cultural Studies hier einen eher kleinen Raum ein und versteht sich als eine erste Orientierungshilfe zu einem Verständnis der Entwicklung dieser Formation. Dabei muss man sich bewusst sein, dass es die ‚Geschichte‘ der Cultural Studies nicht gibt, ja die eigene ‚Geschichtsschreibung‘ in den Cultural Studies ähnlich umstritten ist wie die Diskussion darum, wie die Cultural Studies eigentlich zu bestimmen seien (vgl. Kap. 1.1). Eine Problematisierung der ‚Geschichtsschreibung‘ dieses Ansatzes erscheint deshalb begründet, weil mit dieser oftmals der Versuch einer Festschreibung eines spezifischen Verständnisses von Cultural Studies verbunden ist, das andere Positionen auszugrenzen sucht. Insofern erscheint die von Lawrence Grossberg polemisch gestellte Frage „Was besagt ein Name?“ (L. Grossberg 1994) auf ein grundlegendes Problem des Schreibens über die Entwicklung dieses Projekts hinzudeuten. Vor diesem Hintergrund erhebt der folgende historische Abriss der Cultural Studies keinen Anspruch auf die letztgültig ‚richtige Geschichtsschreibung‘, wobei jedoch grundlegend davon ausgegangen wird, dass sich mit einer Reihe von Schlagworten — dem der ‚Frühtexte‘, dem des “Centres for Contemporary Cultural Studies” in Birmingham, dem der Akademisierung und internationalen Ausdifferenzierung der Cultural Studies bis hin zum Aufgreifen dieses Projektes im deutschsprachigen Raum — zentrale Abschnitte in der Entwicklung dieses Projektes gefasst werden können.
Andreas Hepp
4. Text- und Diskursanalyse: Medienprodukte in ihren Kontexten
Zusammenfassung
Die ‚semiotische Basis‘ (vgl. Kap. 2.1) der Cultural Studies bedingt, dass in den medienanalytischen Arbeiten dieses ‚Projekts‘ mit einem ‚weiten‘ Textbegriff operiert wird. Wie bereits herausgestellt, wird innerhalb der Cultural Studies mit dem Ausdruck ‚Text‘ nicht nur Geschriebenes und Gedruckes bezeichnet, sondern generell jedes kommunikative Produkt (Fernseh- und Radiosendungen oder Filme) in seiner Gesamtheit, einschließlich sprachlicher und weiterer audiovisueller Komponenten. Dies führt dazu, dass in einzelnen Medienstudien der Cultural Studies die Ausdrücke ‚Medientext‘ und ‚Medienprodukt‘ synonym gebraucht werden — eine Verwendungsweise, wie sie auch in Teilen der Semiotik und Linguistik durchaus üblich ist.
Andreas Hepp
5. Aneignungsforschung: Soziokulturelle Lage und Ethnografie
Zusammenfassung
Die Medienanalysen der Cultural Studies sind in den letzten Jahren international und im deutschen Sprachraum insbesondere durch die im Rahmen dieses Ansatzes entstandenen Rezeptionsstudien bekannt geworden. Nicht zuletzt aus diesem Grund, aber auch aufgrund der Vielschichtigkeit der Rezeptionsforschung der Cultural Studies möchte ich diesen Studien ein separates Kapitel widmen. Charakteristisch für die Forschung der Cultural Studies in diesem Bereich ist, dass sie sich am ehesten als Aneignungsforschung begreifen lässt (zum Begriff der Aneignungspraktik vgl. Kap. 2.5 sowie A. Hepp 1998: 33–45). Gemeinsam ist den verschiedenen Studien der Cultural Studies in diesem Feld, dass sie davon ausgehen, dass die Nutzung von Medien kein Prozess der ‚Übernahme‘ von oder ‚Assimilation‘ an bestimmte Medieninhalte ist — wie es traditionell mit dem Ausdruck Rezeption gefasst wird —, sondern ein Vorgang des ‚Sich-Zu-Eigen-Machens‘ der Medieninhalte. Dieser Prozess ist nicht mit eindimensionalen Wirkungskonzepten wie dem des Stimulus-Response-Ansatzes beschreibbar, ebenso wenig aber mit aktivistischen Konzepten von ‚Gratifikation‘. Vielmehr handelt es sich bei dieser Aneignung von Medieninhalten um einen Vermittlungsprozess zwischen den in spezifischen Diskursen lokalisierten Medieninhalten einerseits und den ebenfalls diskursiv vermittelten, alltagsweltlichen Lebenszusammenhängen der Nutzerinnen und Nutzer andererseits. Zwar ist es sinnvoll, von Rezeption im Sinne von Lesen, (Fern-) Sehen oder Hören in Abgrenzung zum weiteren Gebrauch von Medienprodukten (beispielsweise den Gesprächen über diese) zu sprechen, jedoch ist damit im Sinne der Cultural Studies eine spezifische Form der Aneignung selbst gemeint, indem bereits die Rezeption keine ‚Übernahme‘ von Inhalten darstellt, sondern umfassend alltagsweltlich lokalisiert ist.
Andreas Hepp
6. Ausblick : Auf dem Weg zu einer Methodologie der Cultural Studies?
Zusammenfassung
Mit der gegenwärtigen Internationalisierung und Institutionalisierung der Cultural Studies (vgl. Kap. 3.3) hat auch eine zunehmende Diskussion um ihre Methoden eingesetzt, u.a. ausgelöst durch die Frage, wie das ‚Doing Cultural Studies‘ zu unterrichten sei. Auseinandersetzungen mit dieser Thematik durchziehen nicht nur verschiedene Hefte u.a. der Zeitschrift Cultural Studies in den neunziger Jahren, sondern sind auch in der deutschsprachigen Rezeption der Cultural Studies Gegenstand der gegenwärtigen Diskussion geworden, was beispielsweise ein Workshop zu „Methoden der Cultural Studies“ am Hans-Bredow-Institut im Juni 1999 dokumentiert.
Andreas Hepp
7. Glossar
Andreas Hepp
8. Literatur
Andreas Hepp
Backmatter
Metadaten
Titel
Cultural Studies und Medienanalyse
verfasst von
Andreas Hepp
Copyright-Jahr
2004
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-663-12005-6
Print ISBN
978-3-531-23184-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-663-12005-6