Zusammenfassung
Untersuchungen über die Besiedelung von unbehandeltem und behandeltem Holz durch Bläuepilze bei freier Bewitterung hatten folgende Ergebnisse:
Nadel- und Laubholzarten werden zwangsläufig von bestimmten Bläuepilzarten oberflächlich befallen, wenn sie nicht durch eine Imprägnierung oder Oberflächenbehandlung geschützt sind. Die meisten Bläueschutzmittel sind bei freier Bewitterung nicht dauerhaft wirksam. Häufigste Bläuepilzart war im Rahmen der vorliegenden UntersuchungenPullularia pullulans. Eine entscheidende Voraussetzung für die Besiedelung ist eine zumindest zeitweilige Erhöhung der Holzfeuchtigkeit über den Fasersättigungspunkt z. B. durch Beregnung, Spritzwasser u. a. Die natürliche Vergrauung freibewitterten Holzes wird nicht als eine Folge der Sonnen-einstrahlung, sondern der Bläuepilzbesiedelung erkannt. Einige Bläuepilzarten, vor allemP. pullulans, können filmbildende Anstriche, Klarlacke wie auch pigmentierte nstriche befallen.
In anschließenden Laborversuchen wurde die Art und Weise der Besiedelung von Alkydharzfilmen durchP. pullulans untersucht. Dieser Pilz kann sich auch durch dicke Filme bohren. Er bildet hierzu dickwandige Bohrhyphen aus, deren vorderste Zelle strömungsgünstig geformt ist. Die Art der Pigmentierung hat bei deckenden Filmbidnern einen deutlichen Einfluß: das chemisch inerte Weißpigment Titandioxid ließ z. B. einen u. U. erheblichen Befall zu; schon eine 10% ige Beimischung von Zinkoxid verhinderte die Verblanung. Als erfolgreich anwendbare Schutzmaßnahme gegen Verblauung von Holzfassaden, Fenstern o. ä. können zur Zeit nur der konstruktive Schutz gegen das Eindringen tropfbaren Wassers oder ein hochwertiger, deckender und fungizider Außen-anstrich empfohlen werden. Eine Imprägniergrundierung unter ungiftigen Deckanstrichen verhindert den Bläuepilzbefall nach den vorliegenden Erfahrungen nicht dauerhaft.
Summary
The investigations carried out on untreated and surface-treated wood as to the infestation by blue-stain fungi during open-air weathering showed the following results: Softwoods and hardwoods, if not protected by impregnation or surface treatment, are inevitably infested on their surface by certain species of blue-stain fungi. Most of the blue-stain protectives are not permanently effective when exposed to open-air weathering.Pullularia pullulans was the fungus occurring most frequently. A decisive condition is an, at least temporary increase in the wood moisture content, exceeding the fiber saturation point, for example, by rain or spraying. The natural greying process of open-air weathered wood is not caused by solar radiation but is found to be a result of the infestation by blue stain fungi. Some species, above allP. pullulans, may attack filmforming finishes, clear laquers as well as pigmented paints. In the subsequent laboratory tests the type of infestation of alkyd resin films caused byP. pullulans was investigated. The fungus is able to bore even through very thick films. To this end the fungus forms thick-walled boring hyphae the front cell of which is suitably formed. The type of pigmentation is of considerable influence in film forming coatings: in the chemically inert white pigment tatinium dioxide a severe infestation was stated; an additive of only 10 per cent of zinc oxide prevented blue stain. As successful protective measure against blue staining of wooden sheathing or window frames at present only the protection by constructive measures against water may be recommended on the one hand or the application of a highly qualified fungicidal coating on the other. Experience showed that a priming coat impregnation below a non-poisenous surface coating does not permanently protect against blue-stain fungi.
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Additional information
Mitteilung aus der Abteilung für Holz und Kunstoffe der Eidg. Materialprüfungs- und Versuchsanstalt, Dübendorf/Schweiz
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Sell, J. Untersuchungen über die Besiedelung von unbehandeltem und angestrichenem Holz durch Bläuepilze. Holz als Roh-und Werkstoff 26, 215–222 (1968). https://doi.org/10.1007/BF02619233
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF02619233