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Ergebnisse einer Interventionsstudie zur Förderung und Erhaltung von Selbstständigkeit bei älteren Menschen mit geistiger Behinderung

Promotion and maintenance of independence in older people with intellectual disability—results of an intervention study

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Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung.

Die Ergebnisse gerontologischer Forschung sind erst in Ansätzen auf Wohn-, Förder- und Versorgungskonzepte für ältere Menschen mit geistiger Behinderung übertragen worden. Doch lassen erste Ergebnisse aus internationalen Studien die Annahme zu, dass auch bei älteren Menschen mit geistiger Behinderung Lern- und Veränderungsfähigkeit gegeben ist. Die vorliegende Studie wurde mit dem Ziel einer systematischen Analyse des Lern- und Veränderungspotenzials älterer Menschen mit geistiger Behinderung ausgerichtet. Den theoretisch-konzeptuellen Ausgangspunkt bildete ein Kompetenzbegriff, der zum einen die Merkmale Selbstständigkeit, Selbstverantwortung und Sinnerleben als Kompetenzmerkmale beschreibt, der zum anderen die Einflüsse der räumlichen, sozialen und infrastrukturellen Umwelt auf diese Merkmale hervorhebt. Der Studie lag die Annahme zugrunde, dass Mitarbeiter in Einrichtungen der Behindertenhilfe durch eine differenziertere Wahrnehmung der Selbstständigkeitspotenziale älterer Menschen mit geistiger Behinderung einen Beitrag zur Förderung von Selbstständigkeit und alltagspraktischer Kompetenz der Bewohner leisten können. Aus diesem Grunde wurde ein Interventionsprogramm entwickelt und eingesetzt, dessen Ziel darin bestand, auf Seiten der Mitarbeiter eine differenziertere Einschätzung der Selbstständigkeitspotenziale älterer Menschen mit geistiger Behinderung herzustellen sowie zur kritischen Reflexion des eigenen Betreuungsund Pflegekonzepts anzuregen. Es wurde erwartet, dass durch dieses Interventionsprogramm eine vermehrte Förderung sowohl der Selbstständigkeit als auch der alltagspraktischen Kompetenz bei älteren Bewohnern erzielt würde. Die Effekte sollten sich in einer Zunahme sowohl der Selbstständigkeit als auch der alltagspraktischen Kompetenz widerspiegeln. An der Studie haben 40 ältere Menschen mit geistiger Behinderung und 40 Mitarbeiter teilgenommen. Das Betreuungs- und Pflegeverhalten der Mitarbeiter wurde auf der Basis von Videoaufnahmen in natürlichen Betreuungs- und Pflegekontexten erfasst und eingeschätzt. Selbstständigkeit und alltagspraktische Kompetenz der Bewohner wurden auf der Grundlage von Videoaufnahmen sowie durch einen Fragebogen zur Erfassung des Grades unabhängiger Ausführung von Aktivitäten des täglichen Lebens eingeschätzt. Zur Bestimmung möglicher Interventionseffekte wurde ein Prä-Post-Kontrollgruppen-Design gewählt. Die Ergebnisse zeigen eine statistisch hochsignifikante Zunahme sowohl der Selbstständigkeit als auch der alltagspraktischen Kompetenz in der Interventionsgruppe. Die Annahme, dass die differenziertere Wahrnehmung der Selbstständigkeitspotenziale älterer Menschen mit geistiger Behinderung Grundlage für die Förderung ihrer Selbstständigkeit und alltagspraktischen Kompetenz bildet, wurde damit bestätigt.

Summary.

Results of gerontological research have seldom been used for the development of new concepts for housing, promotion and supply in people with intellectual disability. However, recent findings from international studies support the assumption that capability to learn and plasticity are also apparent in people with intellectual disability. The present study was designed as an empirical test of this assumption. As a theoretical starting point we describe competence as a comprehensive construct which integrates aspects of independence, self-responsibility, self-determination and experienced meaning of life. Moreover, the construct of competence refers to the impact of the physical, social, and infrastructural environment on the aforementioned aspects. We hypothesised that independent living in older people with intellectual disability could be enhanced by a more differentiated perception of respective potentials by the members of the institutional staff. An intervention program for caregivers was developed to initiate an examination of their own behaviour in daily interaction with intellectually disabled residents, particularly in terms of a possible support of dependent and ignorance of independent behaviour. We expected that unmasking contingencies between behaviour of care-givers and dependency in intellectual disabled residents should lead to increases in residents’ independent behaviour and everyday competence. 40 intellectually disabled residents and 40 staff members participated in the present study. Videotapes were used to assess behaviour of staff members and residents in daily care and support. Moreover, a questionnaire was developed for further assessment of independence and everyday competence in intellectually disabled residents. Effects of the developed intervention program were tested with a pre-post-control group-design. Results show highly significant increases in residents’ independence and everyday competence. Therefore, our hypothesis that independent living in older people with intellectual disability could be enhanced by a more differentiated perception of existing potentials by the members of the institutional staff received strong support.

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Kruse, A., Ding-Greiner, C. Ergebnisse einer Interventionsstudie zur Förderung und Erhaltung von Selbstständigkeit bei älteren Menschen mit geistiger Behinderung. Z Gerontol Geriat 36, 463–474 (2003). https://doi.org/10.1007/s00391-003-0190-1

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