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Potentiale älterer Migranten und Migrantinnen

Potentials of elderly migrants in Germany

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Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Remigration und Immigration sind die Gründe für eine dauernde Fluktuation der Migrantenbevölkerung. Jedenfalls ist es derzeit vorauszusehen, dass die ältere Migrantenbevölkerung, die in Deutschland lebt, ständig zunehmen wird. Wegen der großen Heterogenität der älteren Bevölkerung in Deutschland werden sich die folgenden Ausführungen auf eine Diskussion der Situation der Migrantenbevölkerung aus den ehemaligen Anwerbeländern konzentrieren. Diese Gruppe wird in den nächsten Jahren die Mehrheit der älteren Migranten und Migrantinnen stellen. In der Migrantenbevölkerung der ersten Generation haben einige Gruppen große soziale Netzwerke. Dies ist meist bei den Migranten und Migrantinnen aus der Türkei der Fall. Diese verfügen über eine eigene ethnische Infrastruktur, so dass sie kaum darauf angewiesen sind, soziale Kontakte außerhalb ihres eigenen ethnischen Kontextes zu initiieren. Im Allgemeinen ziehen sie es vor, wie auch die anderen älteren ausländischen Arbeiter, in ihren kulturellen Nischen zu bleiben, mit ihren eigenen religiösen Institutionen und Migrantenorganisationen. Verglichen mit der deutschen Bevölkerung haben die Familien der ersten Migrantengeneration mehr Kinder und leben häufiger in Mehrgenerationenhaushalten. Unter Migrationsbedingungen und in einem fremden kulturellen Kontext kommt der Familie eine sozio-emotional unterstützende Funktion zu. Migranten und Migrantinnen haben hohe Mobilitätspotenziale. Sie pendeln zwischen ihrem Herkunftsland und dem Immigrationsland. Für einige ist dies eine Übergangsstrategie auf der Suche nach einer endgültigen Entscheidung, ins Herkunftsland zurückzukehren oder in Deutschland zu verbleiben. Für andere ist es eine Langzeitlösung, die sie in die Lage versetzt, die Vorteile beider Länder zu nutzen.

Summary

Remigration and immigration are the causes for the continual fluctuation within the migrant population. It is, however, currently foreseeable that the elderly migrant population living in Germany will steadily increase. Because of the large degree of heterogeneity among the elderly migrant population in Germany, the following report will be limited to a discussion of those groups of migrant workers, who originate from former recruiting countries. These groups will constitute the majority of elderly migrants in the coming years. Among the first generation of migrants, some groups have extensive ethnic social networks. This is mostly the case with respect to the migrants from Turkey. These have access to their own ethnic infrastructure, and, due to this fact, there is little need for the initiation of social contacts outside their own ethnic context. Generally, they prefer, as do other elderly foreign workers, to remain in their cultural niches with their own religious institutions and migrant organizations. In comparison to the German population, the families of the first generation of migrants have more children and live more often in multigenerational households. Under the conditions of migration and in a foreign cultural context, the family fulfills a function of social-emotional support. Migrants possess a high potential for mobility. They commute between their homeland and the land of immigration. For some, this is a transitional strategy in order to reach a final decision, either to return to their homeland or to stay in Germany. For others, it is a long-term solution that enables them to make use of each country’s respective advantages.

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Dietzel-Papakyriakou, M. Potentiale älterer Migranten und Migrantinnen. Z Gerontol Geriatr 38, 396–406 (2005). https://doi.org/10.1007/s00391-005-0346-2

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