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Berufliche Aktivität im Ruhestand

Fortsetzung der Erwerbsbiographie oder notwendiger Zuverdienst?

Employment in retirement

Continuation of a working career or essential additional income?

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Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Hintergrund

In diesem Beitrag werden Einflussfaktoren auf die Erwerbstätigkeit im Ruhestand bei Deutschen, Migranten und (Spät-)Aussiedlern analysiert.

Daten und Methoden

Die Untersuchung basiert auf den administrativen Daten der Deutschen Rentenversicherung Bund und der Bundesagentur für Arbeit. Eingeschlossen wurden 25.304 Personen, die im Jahr 2007 eine Altersrente bezogen. Mittels eines binären Wahrscheinlichkeitsmodells werden Faktoren bestimmt, die die Wahrscheinlichkeit beeinflussen, im Ruhestand einer Beschäftigung nachzugehen.

Ergebnisse

Rund 20% der untersuchten Altersrentner gehen einer beruflichen Aktivität im Alter nach, wobei der Großteil lediglich geringfügig beschäftigt ist. Neben der Rentenhöhe bedingen vor allem Erwerbsbiographien, die durch Beschäftigungslücken gekennzeichnet sind, die berufliche Aktivität im Ruhestand. Für Migranten zeigen sich Unterschiede zu Deutschen ohne Migrationshintergrund.

Schlussfolgerung

Die Ergebnisse über eine berufliche Aktivität im Ruhestand lassen den Rückschluss zu, dass es sich hierbei um Personen handelt, die einen Zuverdienst zur Rente benötigen, da die relevanten Einflussgrößen als Indikatoren für eine unzureichende finanzielle Situation im Alter gesehen werden können.

Abstract

Background

This article investigates employment of retired persons with different ethnic backgrounds, namely Germans, ethnic Germans and immigrants. The central issue of this paper addresses the influencing factors on employment during retirement.

Data and methods

A total of 25,304 recipients of statutory pension payments were analyzed using administrative data of the German Pension Insurance and the Federal Employment Agency. The parameters of being employed, whilst drawing statutory pension payments, were determined by means of a binary probability model.

Results

About 20% of the investigated pensioners hold an occupational activity. In the majority of cases this activity equates to part-time employment. Not only the amount of pension received, but also lack of continuous employment prior to retirement influence whether retirees stay in the labor force. Furthermore there are differences between Germans and immigrants.

Conclusion

The combination of the influencing parameters on working beyond retirement permits the conclusion that persons who face the risk of old-age poverty are more likely to work when they are retired.

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Abb. 1
Abb. 2

Notes

  1. Das Renteneinkommen stellt auf der Individualebene jedoch zumeist nicht die einzige Einkommensquelle dar, ein Einkommen kann auch aus weiteren Bausteinen wie Betriebsrenten oder privater Absicherung bzw. privatem Vermögen erfolgen. Für die Bestimmung der Einkommenslage zählt das „gemeinsame Einkommen der Partner auf der Ebene des Haushalts, der eine Einkommens- und Verbrauchergemeinschaft darstellt“ [4]. Für die Einkommenssituation ist somit nicht nur das individuelle Einkommen, sondern das Haushaltseinkommen bzw. der Haushalts- bzw. Paarbezug bedeutend (vgl. auch [14]). In einer international vergleichenden Studie von Börsch-Supan u. Wilke [5] stellen staatliche Renten 81% der Haushaltsäquivalenzeinkommen dar. Mit den vorliegenden Daten können nur individuelle Renteneinkommen betrachtet werden. Bisherige Studien zeigen, dass das individuelle Renteneinkommen ca. zwei Drittel des Haushaltseinkommens darstellt (vgl. [23]).

  2. Die Begriffe Ausländer, Migranten, Personen mit Migrationshintergrund werden synonym verwendet. Ebenso werden die Begriffe Deutsche und Personen ohne Migrationshintergrund synonym verwendet.

  3. Fremdrentengesetz in der im Bundesgesetzblatt Teil III, Gliederungsnr. 824-2, veröffentlichten bereinigten Fassung, das zuletzt durch Art. 8 des Gesetzes vom 19. Dezember 2007 (BGBl I S 3024) geändert worden ist.

  4. Der Datensatz ist für die Wissenschaft seit Ende 2011 erhältlich. Die Analysen wurden im Rahmen des Projekts im Zuge einer Testnutzung des Datensatzes durchgeführt.

  5. Knappschaftlich versicherte Altersrentner werden von den Analysen ausgeschlossen, da ihre Versicherungsverläufe nicht mit denen von Personen, die bei den restlichen Versicherungsträgern geführt werden, vergleichbar sind.

  6. Die Verwendung der Staatsangehörigkeit als Unterscheidungsmerkmal wird in der Migrationsforschung kontrovers diskutiert, da Personen der 2. und 3. Migrantengeneration nicht als solche erkannt werden. Diese sind meist in Deutschland geboren und erhalten somit die deutsche Staatsbürgerschaft. Für die hier betrachtete Generation ist dies jedoch nicht relevant. Die berenteten Migranten unserer Stichprobe gehören der Generation an, die im Zuge der Gastarbeiteranwerbung nach Deutschland eingereist ist. Zum damaligen Zeitpunkt kann ohne weitere Probleme über die Staatsangehörigkeit der Rückschluss auf den Migrationsstatus vorgenommen werden.

  7. Die im Meldeverfahren entstandenen Inkonsistenzen werden nach der Bereinigungsheuristik ip2b von Fitzenberger et al. [13] korrigiert.

  8. Auf Nachfrage sind bei den Autorinnen die vollständigen Ergebnisse der getrennten Modellschätzungen erhältlich.

  9. Ins Verhältnis gesetzt werden in diesem Fall die beschäftigten Rentner (60–68 Jahre, ohne Beamte) der Stichprobe zu allen Rentnern (60–67 Jahre, ohne Beamte) in der Stichprobe.

  10. Rentner im höheren Alter sind aus Datenschutzgründen nicht enthalten.

  11. Mika u. Tucci [23] zeigen die deutlichen Unterschiede bei der gesetzlichen Rentenversicherung nach Herkunftsgruppen. Die geringeren Beitragszeiten von Migranten sind v. a. durch das höhere Eintrittsalter beim Start der Zahlungen bedingt. Durchschnittlich 12 Jahre später als Deutsche starten ausländische Arbeitnehmer mit diesen Zahlungen.

  12. Vgl. auch [4] für die Diskussion der damit verbundenen Grundsatzentscheidungen.

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Danksagung

Wir bedanken uns bei Marion König, Dana Müller, Johanna Eberle sowie den Herausgebern der Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie und zwei anonymen Gutachtern für wertvolle Hinweise und Kommentare.

Interessenkonflikt

Die korrespondierende Autorin gibt für sich und ihre Koautorin an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

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Hochfellner, D., Burkert, C. Berufliche Aktivität im Ruhestand. Z Gerontol Geriat 46, 242–250 (2013). https://doi.org/10.1007/s00391-012-0373-8

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