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Erben in Europa

Inheritance in Europe

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KZfSS Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Erbschaftsforschung ist Generationenforschung. Die meisten Erbschaften stammen von den Eltern. Die Bedeutung der Nachlässe geht allerdings weit über den engen Familienkreis hinaus. Für die Erbchancen sind neben Opportunitäten, Bedürfnissen und Familienstrukturen insbesondere gesellschaftliche Kontexte von großer Tragweite. Allerdings sind gerade internationale Vergleiche zum Erbgeschehen Mangelware. Die vorliegende Studie umfasst 14 europäische Länder, von Schweden bis Italien, von Irland bis Polen. Es werden sowohl bisherige als auch zukünftig erwartete Erbschaften in den Blick genommen. Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Ländern: In Schweden, Dänemark, Belgien und in der Schweiz wird besonders häufig geerbt, in den ehemals sozialistischen Staaten besonders selten. Große Diskrepanzen existieren auch zwischen West- und Ostdeutschland. Darüber hinaus bestätigen die Befunde länderübergreifend das Matthäus-Prinzip: Wer hat, dem wird gegeben.

Abstract

Inheritance research is intergenerational research. Most inheritances stem from parents. However, the importance of inheritance goes far beyond the narrow family circle. Apart from opportunities, needs and family structures, societal contexts are of particular importance for inheritance chances. Nonetheless, especially international comparisons are scarce. This study includes 14 European countries, from Sweden to Italy, from Ireland to Poland. It investigates both previous and future inheritances. The analyses prove striking differences between countries: whereas the frequency of inheritances in Sweden, Denmark, Belgium and Switzerland is quite high, it is significantly lower in former socialist states. There are also large discrepancies between West and East Germany. Furthermore, the empirical results confirm Matthew’s principle: To him that hath shall be given.

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Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3
Abb. 4

Notes

  1. Mit der Datennutzung ist folgende Erklärung abzugeben: „This paper uses data from SHARE release 2.3.0, as of November 13th 2009. SHARE data collection in 2004–2007 was primarily funded by the European Commission through its 5th and 6th framework programmes (project numbers QLK6-CT-2001- 00360; RII-CT- 2006-062193; CIT5-CT-2005-028857). Additional funding by the US National Institute on Aging (grant numbers U01 AG09740-13S 2; P01 AG005842; P01 AG08291; P30 AG12815; Y1-AG-4553-01; OGHA 04-064; R21 AG025169) as well as by various national sources is gratefully acknowledged (see http://www.share-project.org for a full list of funding institutions).“

  2. Für Irland wird vom SHARE bislang kein Gewichtungsfaktor zur Verfügung gestellt, sodass diese Befragten bei den gewichteten Auswertungen nicht in die Berechnungen eingehen – mit Ausnahme von Abb. 4, wo die Anteile für Irland ungewichtet aufgeführt werden. Dies gilt auch für West- und Ostdeutschland in dieser Abbildung. Für die Gesamtquote wird Deutschland insgesamt einbezogen, sodass hierfür eine Gewichtung vorgenommen werden kann.

  3. Als unabhängige Variablen werden herangezogen: Eltern leben (nicht mehr); Alter der Befragten; Auskommen mit dem Haushaltseinkommen („Mit großen/einigen Schwierigkeiten“ vs. „(einigermaßen) leicht“); drei Bildungsschichten auf Basis der „International Standard Classification of Education“ (ISCED) 1997 (vgl. OECD 1999; maximal „lower secondary education“/„upper“ bis „post-secondary education“/„tertiary education“ – für Deutschland sind dies maximal Realschulabschluss/Fachhochschulreife oder Abitur/(Fach-)Hochschulabschluss); Eigentümer (auch nicht selbst genutzter Immobilien); bisherige Erbschaft (s. o.); Befragungsperson hat seit dem letzten Interview bzw. in den letzten zwölf Monaten jemanden gepflegt, bzw. im Haushalt oder bei bürokratischen Angelegenheiten geholfen); Geschwisterzahl der Befragten; Untersuchungsperson hat (mindestens) ein Kind; Geschlecht der Befragten; Migration (anderes Geburtsland oder Staatsangehörigkeit) und kaufkraftbereinigtes Pro-Kopf-Vermögen je Land in 10 000 € (die Werte reichen von umgerechnet 26 692 € in Polen bis 148 924 € in der Schweiz; Davies et al. 2007; Frick und Grabka 2009).

  4. Eigene Berechnungen für Deutschland auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels ergeben im Vergleich zu Erbschaften nicht nur wesentlich seltenere, sondern auch erheblich frühere Schenkungen.

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Danksagung

Der Beitrag ist im Rahmen des Projekts „Beziehungen zwischen Eltern, Kindern und Enkeln im erweiterten Europa“ der Forschungsgruppe AGES (Arbeit, GEneration, Sozialstruktur) an der Universität Zürich entstanden. Ich bedanke mich herzlich bei Klaus Haberkern für seine wertvolle Unterstützung mit den empirischen Auswertungen sowie beim Schweizerischen Nationalfonds für die finanzielle Förderung des Generationenprojekts. Für hilfreiche Kommentare danke ich neben den AGES-Mitgliedern den Diskussionsteilnehmern nach Vorträgen in Frankfurt/Main (DGS), Göteburg (ISA), London (BSA) und Yerevan (IIS).

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Szydlik, M. Erben in Europa. Köln Z Soziol 63, 543–565 (2011). https://doi.org/10.1007/s11577-011-0152-3

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