Zusammenfassung
Während der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und dem Erfolg schulischen Lernens durch zahlreiche Studien hinlänglich belegt ist, folgt der vorliegende Beitrag der Frage, inwieweit dieser Zusammenhang auch für den Bereich des informellen Lernens gilt. Dabei konzentrieren wir uns auf einen für Kinder und Jugendliche wichtigen Bereich des informellen Lernens: die Medien. Auf der Grundlage des Konzepts der Kontextualisierung von Tully und der Theorie sozialer Reproduktion von Bourdieu gehen wir im Speziellen der Frage nach, inwieweit Kinder und Jugendliche der Meinung sind, dass man in bestimmten Medien bzw. Medienangeboten außerhalb der Schule etwas lernen kann — und inwieweit diese Einschätzungen mit dem soziokulturellen Hintergrund der Heranwachsenden variieren. Der Beitrag bezieht sich damit nicht auf die konkrete Handlungsebene des informellen Lernens (wie etwa die tatsächliche Mediennutzung), sondern zielt auf die Ebene der diesem Handeln zu Grunde liegenden Haltungen und Einstellungen — auf die ‚generativen Schemata von Praxis‘ (Bourdieu). Dabei zeigt sich, dass Mädchen, ältere Jugendliche und Gymnasiasten vor allem auf qualitativ hochwertige Medienangebote — wie Nachrichten oder Tageszeitungen — als mögliche informelle Lernquellen setzen, während sie Boulevardformaten — wie Fernsehserien, Talkshows oder Videoclips — ein solches Potenzial absprechen. Lediglich männliche Hauptschüler gewichten das Lernpotenzial von Qualitäts- und Boulevardmedien annähernd gleich.
Summary
Informal Learning by Children and Young People and the Reproduction of Inequality
Whilst the connection between social background and success in school learning has been proven in numerous studies, this contribution deals with the question of whether such a connection is also to be found in informal learning. In this, we focus on an important domain for informal learning by children and young people — the media. On the basis of the concept of contextualization from Tully and the theory of social reproduction from Bourdieu, we will specifically investigate the extent to which children and young people think that it is possible to learn something from particular media services outside of school — and to what extent these judgments vary in accordance with young people’s cultural background. The paper deals, therefore, not with the domain of concrete actions in respect of informal learning (such as the actual use of media), but focuses on the disposition and attitudes behind such actions — on the ‘generative schemes of practice’ (Bourdieu). It can be seen that young girls, older boys and pupils of Gymnasien (top of hierarchy in German secondary school system) rely particularly on high quality media — such as news and daily newspapers — as possible sources of informal learning, whilst they judge more popular media formats — such as television series, talk shows or video clips — to have no such potential. Singularly, male pupils from Hauptschulen (bottom of hierarchy in German secondary school system) weight the potential for learning of both types of media as broadly similar.
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Stecher, L. Informelles Lernen bei Kindern und Jugendlichen und die Reproduktion sozialer Ungleichheit. ZfE 8, 374–393 (2005). https://doi.org/10.1007/s11618-005-0146-x
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