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Published Online:https://doi.org/10.1026//16-3443.30.3.204

Zusammenfassung.Theoretischer Hintergrund: Stress- und Traumafolgen können die Gedächtnisleistungen selektiv und nachhaltig beeinflussen. Zu fragen ist, inwiefern sich diese durch die Umwelt induzierten Gedächtnisstörungen auch auf Hirnebene manifestieren und wie sie erklärbar oder anatomisch und biochemisch begründbar sind. Fragestellung: Gefragt wird in der Übersichtsarbeit, welche Evidenzen sich in der Literatur für umweltinduzierte Gedächtnisstörungen finden lassen und welche Konsequenzen man aus ihnen für Diagnostik und möglicherweise auch Therapie ableiten sollte. Methode: Nach einem Eingehen auf gegenwärtig diskutierte Gedächtnissysteme und - unterteilungen wurden die Ergebnisse und Interpretationen von Arbeiten zu psychisch bedingten Gedächtnisstörungen herausgesucht und analysiert. Ergebnisse: Es wurde eine beträchtliche Zahl von Studien gefunden, die den Kriterien genügten und in denen zum Teil von hirnanatomischen Korrelaten für umweltinduzierte Gedächtnisstörungen berichtet wurde. Schlussfolgerungen: Es wird betont, dass die traditionelle Dichotomie zwischen hirnorganisch-neurologischen und psychiatrisch-psychogenen Krankheitsbildern nicht mehr aufrecht zu erhalten ist, dass Amnesien selektiver Natur sein können und dass Zusammenhänge zwischen Stress- und Traumazuständen und geänderter Steroidausschüttung auf Hirnebene (Glukokortikoide) wahrscheinlich sind. Auch wird vorgeschlagen, die bei einem Teil derartiger Fälle funktioneller Amnesien auftretenden selektiven Gedächtnisstörungen als “mnestisches Blockadesyndrom“ zu bezeichnen. Diese vorläufige Kennzeichnung wird gegenüber anderen dissoziativen und Konversionsstörungen sowie gegenüber Depressionszuständen abgegrenzt.


Mnestic blockade resulting from stress and trauma

Abstract.Background: Stress and trauma experiences may influence memory selectively and persistently. The question arises whether these environmentally induced memory disturbances manifest themselves on the brain level and whether they can be traced down to anatomical and biochemical levels. Objective: In this review it is asked whether there are correlates for environmentally induced memory disturbances and what kind of possibilities exist for their diagnosis and possible treatment. Method: After introducing currently discussed memory systems and divisions, results and interpretations of studies on memory disturbances caused by psychic alterations are screened and analyzed. Results: A considerable number of studies were obtained which fitted criteria and in part of which neuroanatomical correlates for environmentally-induced memory disturbances were reported. Conclusions: It is emphasized that the traditional dichotomy between organic-neurological and psychiatric-psychogenic illnesses can no longer be retained, that amnesias can be of selective nature, and that correlations between stress and trauma states and modified steroid release in the brain level (glucocorticoids) are likely. It is proposed to term the selective memory disturbances found in cases with functional amnesia ”mnestic block syndrome.“ This preliminary labeling is differentiated from other dissociative and conversion reactions as well as from depressive conditions.