Zusammenfassung
Diese Arbeit untersucht die Effekte verschiedener Finanzierungsformen zur Förderung von Ökostrom auf die personelle Einkommensverteilung. Betrachtet werden die Verteilungseffekte der bestehenden EEG-Umlage, eines von der EEG-Umlage ausgenommenen Sockelkonsums und eines Energiesolis, der an der Einkommensteuerlast der Haushalte anknüpft. Die Ergebnisse zeigen, dass die EEG-Umlage und der Sockelkonsum zu einer regressiven Verteilungswirkung und einer Erhöhung des Armutsrisikos führen, wohingegen der Energiesoli einen progressiven Verteilungseffekt hat.
Danksagungen
Die Autoren bedanken sich bei mehreren anonymen Gutachtern und den Editoren des Journals für ihre sehr hilfreichen Hinweise und Kommentare.
Literatur
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Anhang
Quelle | Reformentwurf | Verteilungseffekte | Messkonzept |
Bardt et al., 2012 | Überführung der EEG-Umlage in Varianten einer steuerlichen Finanzierung: – Umsatzsteuer – Stromsteuer – Solidaritätszuschlag in verschiedenen Kombinationen | Bei alleiniger Finanzierung durch Umsatzsteuer und vollständiger Finanzierung durch Haushalte: annähernd proportionale Belastung zum Einkommen. Bei Verdopplung des Solidaritätszuschlags: Verteilung der Last auf Körperschaften und Haushalte, höhere absolute und relative Belastung der oberen Einkommen. | Stromkostenbelastung nach Einkommensdezilen in absoluten Zahlen und als Anteil am Einkommen für verschiedene Reformszenarien. |
Neuhoff et al. 2012 | Nutzung des EEG-Umlage induzierten Umsatzsteueranstieges zur Kompensation von Haushalten mit Grundsicherung/Bafög, Beratung zur effizienten Stromverwendung in einkommensschwachen Haushalten und Einführung eines allgemeinen Grundfreibetrags bei der Stromsteuer (1000 kWh). | EEG-Umlage ist regressiv, da Stromausgaben relativ zum Einkommen sinken. | Stromkostenbelastung nach Einkommensdezilen als Anteil der Konsumausgaben und Einkommen. |
Frondel, Sommer 2014 | Beurteilung diverser Reformvorschläge: – Ersatz der Subventionen durch Energie-Solidaritätszuschlag – Freigrenze bei der Erhebung des Solidaritätszuschlags – Sockelkonsum für Strom – Erhöhung der Transferleistungen | Solidaritätszuschlag hat wegen Entlastung einkommensschwacher Haushalte progressiven Effekt, der durch Freigrenze verstärkt wird. | Stromkostenbelastung nach exemplarischen Haushaltstypen. Keine Analyse der Verteilungswirkung der Reformvorschläge. |
Gawel et al. 2014 | Niedrigere Kosten der EEG-Umlage durch Stärkung des Emissionshandels. | Entlastung der einkommensschwachen Haushalte. | Keine Analyse der Verteilungswirkung. |
Techert et al. 2012 | Harmonisierung europaweiter klimapolitischer Instrumente | Status quo verursacht regressiven Effekt durch geringe Korrelation des Energieverbrauchs mit Einkommen und überdurchschnittlicher Inzidenz von PV-Anlagen im Bereich hoher Einkommen. | Belastung durch EEG-Umlage nach Einkommensdezilen in absoluten Werten und als Anteil am Einkommen. Gewinne aus Photovoltaikanlagen nach Einkommensdezilen. |
Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie 2008 | Untersuchung der für Stromversorger verpflichtenden Einführung eines „Stromspartarif“: Progressiver Preisverlauf durch linearen Tarif mit einer Freimenge pro Person. | Keine gezielte Entlastung einkommensschwacher Haushalte, da diesen die Mittel zur Anschaffung von energieeffizienten Haushaltsgeräten fehlen. | Anteil der schlechter gestellten Hartz IV Haushalte. Entlastungswirkung nach verbrauchten kW/h. |
Nagl et al. 2013 | Förderung von vergleichsweise kostengünstigen erneuerbaren Energien zur Senkung der EEG-Umlage und stärkere Marktorientierung | Entlastung der einkommensschwachen Haushalte durch gesenkte Stromkosten. | Keine Analyse der Verteilungswirkung. |
Quelle. Eigene Darstellung
2012 | 2013 | 2014 | ||
EEG-Umlage | ||||
EEG-Umlage | [ct/kWh] | 3,592 | 5,277 | 6,24 |
EEG-Umlage inkl. Umsatzsteuer | [ct/kWh] | 4,275 | 6,28 | 7,426 |
Aufkommen EEG-Umlage | [Mrd. Euro] | 4,919 | 7,303 | 8,636 |
Aufkommen Umsatzsteuer | [Mrd. Euro] | 0,935 | 1,388 | 1,641 |
Gini-Koeffizient | 26,398 Prozent | 26,450 Prozent | 26,478 Prozent | |
Armutsrisikoquote | 13,52 Prozent | 13,64 Prozent | 13,68 Prozent | |
Armutslücke | 21,30 Prozent | 21,50 Prozent | 21,65 Prozent | |
Energiesoli | ||||
Solisatz | 2,75 Prozent | 4,08 Prozent | 4,82 Prozent | |
Gini-Koeffizient | 26,130 Prozent | 26,058 Prozent | 26,019 Prozent | |
Armutsrisikoquote | 13,20 Prozent | 13,20 Prozent | 13,20 Prozent | |
Armutslücke | 20,95 Prozent | 20,96 Prozent | 20,96 Prozent |
Anmerkungen: Eigene Berechnung. Daten: SOEP v29. 2013 und 2014 fortgeschriebene Werte
Anmerkung zu Tabelle A2: Auf die EEG-Umlage wird Umsatzsteuer in Höhe von 19 Prozent erhoben und der Strompreis für die Haushalte somit erhöht. Dies verstärkt den regressiven Verteilungseffekt der EEG-Umlage allerdings in nur sehr geringem Maße. Berücksichtigt man die Umsatzsteuer auf die EEG-Umlage, so beläuft sich der Gini-Koeffizient der entsprechenden Einkommensverteilung für das Jahr 2012 auf 0,26398 (Tabelle A2). Gegenüber der in Tabelle 4 dargestellten Situation, in der die Umsatzsteuer unberücksichtigt blieb, ist dies ein Anstieg um 0,019 Prozentpunkte.
Im Jahr 2012 haben die Haushalte rund 935 Mio. Euro an (auf die EEG-Umlage erhobene) Umsatzsteuer gezahlt. Würde man die EEG-Umlage durch den Energiesoli ersetzen, käme es folglich zu steuerlichen Mindereinnahmen. Sollen diese Mindereinnahmen über Einnahmen durch den Energiesoli kompensiert werden, müsste der Energiesoli im Jahr 2012 auf 2,75 Prozent erhöht werden (gegenüber 2,3 Prozent ohne Berücksichtigung der Umsatzsteuer, vgl. Tabelle 4).[15] Da einkommensschwache Haushalte in der Regel keinen Energiesoli zahlen, gleichzeitig aber einkommensstarke Haushalte durch den höheren Energiesoli noch stärker belastet werden, sinkt durch die Erhöhung des Energiesoli die Ungleichheit in der Einkommensverteilung.
© 2015 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston