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Licensed Unlicensed Requires Authentication Published by De Gruyter October 18, 2017

Das deutsche Arbeitsmarktwunder: Eine Bilanz

  • Michael C. Burda

    Michael C. Burda (geb. 1959) ist seit 1993 Inhaber des Lehrstuhls für Arbeitsmarkt und Makroökonomie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Zuvor hat er am Institut Européen d’Adminstration des Affaires (INSEAD) gelehrt und geforscht, nachdem er 1987 seine Promotion an der Harvard Universität abgeschlossen hatte. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Makroökonomie, der Arbeitsmarktökonomik und der volkswirtschaftlichen Integration Europas. Michael Burda ist Research Fellow des IZA, des Centre for Economic Policy Research (CEPR) und des CESifo. Gemeinsam mit Charles Wyplosz hat er das Lehrbuch „Macroeconomics: A European Text“ verfasst, das in der 7. Auflage und in 13 Sprachen erschienen ist. Er war 2011–14 Vorsitzender des Vereins für Socialpolitik.

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    and Stefanie Seele

    Stefanie Seele (geb. 1985) ist seit 2011 Doktorandin am Institut für Wirtschaftstheorie II (Makro) an der Humboldt-Universität zu Berlin und arbeitet als Referentin für Wirtschaftspolitik im Hauptstadtbüro für den Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenabu (VDMA). Ihre Forschung erfolgt unabhängig von der Verbandstätigkeit. Stefanie Seele hat Volkswirtschaftslehre an der Humboldt-Universität zu Berlin studiert und war Visiting Student Research Collaborator an der Industrial Relations Section der Princeton University. Schwerpunkt ihrer Forschung sind die Folgen der Agenda 2010 auf den deutschen Arbeitsmarkt. Sie ist Research Associate am Sonderforschungsbereich 649 und Mitglied im Berlin Doctoral Program in Economics and Management Science.

Zusammenfassung

Dem deutschen Arbeitsmarkt ging es noch nie seit der Wiedervereinigung so gut wie heute. Die nachhaltige Entwicklung seit 2005 ist auf einen entscheidenden Treiber zurückzuführen: die Umverteilung eines beinahe gleichbleibenden Arbeitsstundenvolumens auf mehr Beschäftigte durch die massive Ausweitung der Teilzeitarbeit. Die Lohnzurückhaltung der Tarifparteien war dabei eine notwendige, jedoch nicht hinreichende Bedingung für diesen Erfolg. Die Kovarianz von Lohn und Erwerbsindikatoren deutet allerdings darauf hin, dass die Arbeitsmarktreformen der sogenannten Agenda 2010 die erwerbsfähige Bevölkerung ab 2005 zur Teilnahme am Arbeitsmarkt aktiviert haben. Insbesondere die Reform der Arbeitslosenunterstützung hat die Ausweitung des Arbeitsangebots im unteren Lohnsegment ermöglicht und bewerkstelligt, dass die sozialversicherungspflichtige Teil- und Vollzeitarbeit zunahm. Ein Rückbau der Reformen könnte diesen Erfolg gefährden.

JEL-Klassifikation: E24; J08; J21; J31

About the authors

Michael C. Burda

Michael C. Burda (geb. 1959) ist seit 1993 Inhaber des Lehrstuhls für Arbeitsmarkt und Makroökonomie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Zuvor hat er am Institut Européen d’Adminstration des Affaires (INSEAD) gelehrt und geforscht, nachdem er 1987 seine Promotion an der Harvard Universität abgeschlossen hatte. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Makroökonomie, der Arbeitsmarktökonomik und der volkswirtschaftlichen Integration Europas. Michael Burda ist Research Fellow des IZA, des Centre for Economic Policy Research (CEPR) und des CESifo. Gemeinsam mit Charles Wyplosz hat er das Lehrbuch „Macroeconomics: A European Text“ verfasst, das in der 7. Auflage und in 13 Sprachen erschienen ist. Er war 2011–14 Vorsitzender des Vereins für Socialpolitik.

Stefanie Seele

Stefanie Seele (geb. 1985) ist seit 2011 Doktorandin am Institut für Wirtschaftstheorie II (Makro) an der Humboldt-Universität zu Berlin und arbeitet als Referentin für Wirtschaftspolitik im Hauptstadtbüro für den Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenabu (VDMA). Ihre Forschung erfolgt unabhängig von der Verbandstätigkeit. Stefanie Seele hat Volkswirtschaftslehre an der Humboldt-Universität zu Berlin studiert und war Visiting Student Research Collaborator an der Industrial Relations Section der Princeton University. Schwerpunkt ihrer Forschung sind die Folgen der Agenda 2010 auf den deutschen Arbeitsmarkt. Sie ist Research Associate am Sonderforschungsbereich 649 und Mitglied im Berlin Doctoral Program in Economics and Management Science.

Danksagung

Diese Arbeit beruht zum Teil auf einem Hintergrundbericht für den Arbetsmarknadsekonomiska Rådet, den schwedischen Rat für Arbeitsmarktpolitik (Burda 2016). Sie hat von der redaktionellen Begleitung durch Dr. Karen Horn und die Lektüre von Dr. Maike Burda erheblich profitiert. Für intensiven wissenschaftlichen Austausch während eines Gastaufenthalts sind beide Autoren Henry Farber und der Industrial Relations Section an der Princeton University sowie Lars Calmfors und David Card zu besonderem Dank verpflichtet. Diese Forschung wurde vom Sonderforschungsbereich 649 und von der Strategischen Initiativförderung der Stabstelle Internationalisierung an der Humboldt-Universität zu Berlin unterstützt. Wertvolle Forschungsassistenz leisteten Jacob Meyer und Tobias Bergmann. Die Forschungsarbeit von Stefanie Seele erfolgt unabhängig von ihrer Verbandstätigkeit.

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Published Online: 2017-10-18
Published in Print: 2017-10-13

© 2017 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

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