Zusammenfassung
Langfristige Trends der räumlichen Mobilität in der Bundesrepublik Deutschland legen die These nahe, daß die Pendelmobilität zunehmend als Ersatz für Fernwanderungen in Erscheinung tritt. Eine Analyse des Sozioökonomischen Panels (SOEP) zeigt, daß diese Ersatzfunktion zumindest für einen beträchtlichen Teil von Fernpendlern bestätigt werden kann. In diesem Beitrag wird versucht, diesen ’Mobilitätsübergang’ mit Hilfe eines handlungstheoretischen Modells der Wahl zwischen Pendeln und Migration, das insbesondere die Einbeziehung von Veränderungen in den strukturellen Randbedingungen erlaubt, zu erklären. Das Entscheidungsmodell wird unter Verwendung von ereignisanalytischen Methoden mit den Daten des SOEP empirisch überprüft. Die theoretischen und empirischen Ergebnisse sind - wie sich zeigen wird - von unmittelbarer Bedeutung für die Diskussion, ob die beobachtbaren langfristigen Wanderungsentwicklungen den grundsätzlichen Behauptungen von Individualisierung und Mobilisierung widersprechen.
© 1994 by Lucius & Lucius, Stuttgart