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Publicly Available Published by De Gruyter Oldenbourg May 19, 2016

Wer heiratet wen? Die Entwicklung der bildungsspezifischen Heiratsmuster in Westdeutschland

  • Heike Wirth

Zusammenfassung

In Zusammenhang mit der in den meisten modernen westlichen Gesellschaften zu beobachtenden Bildungsexpansion sowie der geschlechtsspezifischen Bildungsangleichung prognostizieren Familientheoretiker eine zunehmende Bildungsselektivität in den sozialen Interaktionsnetzen. Die damit verbundene Annahme einer Schließung der Heiratsbeziehungen steht aber in Widerspruch sowohl zu der von Individualisierungstheoretikern vertretenen These einer Entstrukturierung der Gesellschaft als auch - zumindest partiell - zu internationalen empirischen Befunden. Vor diesem Hintergrund wird der Frage nachgegangen, ob mit der Bildungsexpansion und der Angleichung der Bildungsabschlüsse von Männern und Frauen in Westdeutschland eine Zunahme der Bildungshomogamie von Ehepaaren feststellbar ist (wie bspw. in den USA), oder ob sich die Heiratsbeziehungen heterogamer entwickeln (wie z. B. in den Niederlanden). Die Ergebnisse der loglinearen Analyse zeigen, daß - unter Kontrolle der geschlechtsspezifischen Bildungsverteilungen - die deutlichsten Veränderungen nicht in bezug auf die jeweiligen Anteile der bildungshomogamen bzw. -heterogamen Ehen stattgefunden haben, sondern in den geschlechtsspezifischen Mustern der bildungshete-rogamen Heiratsbeziehungen. In den älteren Geburtskohorten sind die heterogamen Heiratsbeziehungen noch dadurch gekennzeichnet, daß Frauen tendenziell eher über bzw. Männer unter ihrem eigenen Bildungsabschluß geheiratet haben. In den jüngeren Kohorten ist diese Asymmetrie nahezu verschwunden: Frauen heiraten nun etwa ebenso häufig eine Stufe unter ihrem eigenen Bildungsniveau wie Männer.

Online erschienen: 2016-5-19
Erschienen im Druck: 1996-10-1

© 1996 by Lucius & Lucius, Stuttgart

Downloaded on 21.5.2024 from https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/zfsoz-1996-0503/html
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