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Publicly Available Published by De Gruyter Oldenbourg May 19, 2016

Auf der Suche nach einer Erklärung für die spezifischen Arbeitsmarktnachteile von Jugendlichen türkischer Herkunft / In Search of an Explanation for the Specific Labor Market Disadvantages of Second Generation Turkish Migrant Children

Zugleich eine Replik auf den Beitrag von Holger Seibert und Heike Solga: „Gleiche Chancen dank einer abgeschlossenen Ausbildung?“ (ZfS 5/2005) / Simultaneously a Comment on the Contribution of Holger Seibert and Heike Solga (ZfS 5/2005)

  • Frank Kalter EMAIL logo

Zusammenfassung

Zahlreiche Studien haben für den deutschen Arbeitsmarkt mittlerweile belegt, dass die Gruppe der Türken innerhalb der zweiten Generation eine gewisse Sonderrolle einzunehmen scheint: Während die schlechteren Positionierungen der Nachkommen anderer ehemaliger Arbeitsmigranten weitgehend durch formale Bildungsqualifikationen zu erklären sind, bleiben für die türkischen Jugendlichen auch unter deren Kontrolle in der Regel erhebliche Nachteile bestehen. Dies haben Holger Seibert und Heike Solga jüngst in dieser Zeitschrift noch einmal bestätigt. Wie viele andere Autoren führen sie letztlich eine spezifische Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt als Erklärung an. Dagegen wird in diesem Beitrag argumentiert, dass daneben noch weitere potenzielle Ursachen des spezifisch türkischen Nachteils denkbar sind, die theoretisch nicht weniger plausibel sind. Insbesondere ist hier der Mangel an hilfreichen Ressourcen zu nennen, etwa Unterstützungsleistungen seitens der Eltern oder vor allem auch Aufnahmeland-spezifische Kapitalien. Mit Daten des Sozioökonomischen Panels (SOEP) wird gezeigt, dass sich die von Seibert und Solga berichteten spezifisch türkischen Nachteile in der Tat schon weitgehend durch die ethnische Zusammensetzung der Freundschaftsnetzwerke und vor allem durch unzureichende deutsche Sprachkenntnisse erklären lassen. Dieser Befund hat auch vor strengeren kausalanalytischen Betrachtungen Bestand, die durch den Längsschnittcharakter der Daten möglich sind.

Summary

A series of studies on the fate of second generation immigrant children in the German labor market has identified a special pattern among those of Turkish heritage. While the disadvantages of the descendants of other labor migrants almost completely disappear when controlling for formal qualifications, Turkish young people as a rule experience a considerable ethnic penalty. This has been confirmed once again by the recent contribution of Holger Seibert and Heike Solga in this journal. In explaining this finding they - like many others - in principle refer to Turkish-specific labor market discrimination. In this paper, however, we argue that alternative explanations for the specific pattern among second-generation Turkish participants in the labor market are also available and that they are not less convincing from a theoretical point of view. Above all, the ethnic penalty may be due to a lack of helpful resources, such as weaker parental support or capital-specific factors in the receiving society. Using data from the German Socio-Economic Panel Study (GSOEP) we show that the Turkish penalties reported by Seibert and Solga can indeed largely be explained by the ethnic composition of friendship networks and German language proficiency. This finding proves to hold even when applying more strict longitudinal techniques to test the underlying causal relationships.

Online erschienen: 2016-5-19
Erschienen im Druck: 2006-4-1

© 2006 by Lucius & Lucius, Stuttgart

Downloaded on 17.5.2024 from https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/zfsoz-2006-0204/html
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