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2008 | Buch

Logistik-Management im Spannungsfeld zwischen wissenschaftlicher Erklärung und praktischer Handlung

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Über dieses Buch

VI Geleitwort Mit seiner Arbeit will der Autor Vorwort Diese Arbeit wurde im Rahmen meiner Habilitation an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg verfasst. Grundsätzlich soll sich jeder Habilitand breit und tief mit seiner Disziplin auseinandersetzen und damit die Befähigung zu selbständiger Lehre und F- schung in seinem Fachgebiet nachweisen. Die damit verbundene Wahl des Fachgebiets und des speziellen Themas der Arbeit ist damit stets mit einer Positionierung verbunden, die auch etwas über den Entwicklungsprozess der Arbeit, aber auch des Forschers als Person ausdrückt. Meine Entwicklung, als Verfasser der Schrift, ist in dieser Hinsicht geprägt durch mindestens drei verschiedene Kontexte. In mehreren Jahren der praxisnahen, dennoch wissenschaftlich fundierten Beratung innerhalb der Fraunhofer Gesellschaft wurde ich stets konfrontiert mit der Forderung der Praxis nach möglichst konkreten Grundlagen und Empfehlungen für besseres Handeln. Später, parallel dazu, als wissenschaftlicher Assistent an einem - triebswirtschaftlichen Universitätsinstitut herrschte demgegenüber der, vielleicht auch nur selbstgesteckte, Anspruch nach stärkerer wissenschaftlicher Fundierung und Erklärung, i- besondere auch mit Blick auf notwendige Veröffentlichungen, vor. Schließlich bestätigte besonders eine Vertretungsprofessur in Duisburg einmal mehr den Verdacht, dass gerade der Wissenschaftsanspruch an die Logistik dabei universitätsübergreifend nicht annähernd identisch ist und von verschiedenen Teilen der Community durchaus sehr unterschiedlich interpretiert werden kann. Und obwohl schließlich alle diese Kontexte denselben Sachv- halt, Logistik, für sich als Kernthema beanspruchen, fiel und fällt es sehr schwer, das Fa- gebiet sinnvoll und zugleich klar abzustecken.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Handlungsfelder im Logistik-Management — Forschungsfrage, Überlegungen zur Forschungskonzeption der Arbeit und Schritte zu ihrer Umsetzung
Auszug
Betriebswirtschaftslehre gilt im Gegensatz zu formalen Wissenschaften, wie der Mathematik, und normativen Wissenschaften, wie der Ethik, als eine Realwissenschaft (Ulrich und Hill (1979: 162 ff.)). Neben die streng wissenschaftlich geprägten Forschungsziele des Systematisierens und des Erklärens von Ursache-Wirkungszusammenhängen rücken damit insbesondere auch handlungsorientierte Forschungsziele des Gestaltens und Bewertens (Hill (1995: 128)) in den Vordergrund. Als Realwissenschaft bewegt sich die Betriebswirtschaftslehre damit immer auch in einem potenziellen Spannungsfeld zwischen dem Anspruch, „wissenschaftlich harter“, erklärender Theorien einerseits und praxisnah pragmatischen, sprich aktionsorientieren Aufgaben des Gestaltens und Handelns anderseits. Das gilt in besonderer Weise auch für das Feld der betriebswirtschaftlichen Logistik.
2. Untersuchungsgegenstand Logistik-Management — Vom Selbstverständnis betriebswirtschaftlicher Logistik zur Frage nach ihren Handlungsfeldern
Auszug
Zielsetzung des vorliegenden zweiten Kapitels ist es, zunächst ein gemeinsames Grundverständnis moderner Logistik als Ausgangspunkt für die angestrebte Suche nach deren Gestaltungsfeldern darzustellen. Gleichzeitig soll damit auch eine erste Standortbestimmung zum anerkannten State-of-the-Art betriebswirtschaftlicher Logistikforschung verbunden sein. Zu dieser Charakterisierung des Forschungsgegenstandes werden in Abschnitt 2.1 zunächst über die Skizzierung prinzipieller Entwicklungslinien Konsenspositionen betriebswirtschaftlicher Logistik referiert. Kapitel 2.2 fokussiert dann in etwas umfassenderem Rahmen auf die Fluss- und Netzwerkperspektive, die demnach als prägende Merkmale für die Logistik gelten können. Mit Blick auf die Gestaltungsaufgabe des Management werden dazu verschiedene Facetten einer gestaltungsorientierten Netzperspektive ausgeleuchtet, was dann schließlich zusammengefasst im allgemeinen Modell eines Entscheidungsfeldes mündet. Die Übertragung auf die konkreteren Fragestellungen des Logistik-Management erfolgt dann in Kapitel 2.3 über das begriffliche Vehikel der Logistikstrategie. Fragen zu Inhalten, Leitbildern und Gestaltungsprozess von Logistikstrategien liefern dabei prinzipielle Ansatzpunkte zur Gestaltung und deuten gleichzeitig auf, an eine Logistikwissenschaft gerichtete Erklärungsbedarfe hin. Insgesamt soll der Untersuchungsgegenstand Handlungsfelder im Logistik-Management über diese prinzipiellen Ansatzpunkte griffiger gefasst werden. Die anschließende Diskussion der möglichen Unterstützung bei diesen Fragestellungen durch eine Logistikwissenschaft in Kapitel 3 kann hier dann anknüpfen.
3. Logistikforschung zwischen Wissenschafts- und Praxiskontext — Wissenschaftliche Verortung und Begründung der weiteren Argumentation dieser Arbeit
Auszug
Im vorangegangenen Kapitel 2 sind Wesenszüge einer modernen betriebswirtschaftlichen Logistik vorgestellt worden, über die weitgehender Konsens in der einschlägigen Literatur herrscht. Ferner sind Erklärungsbedarfe bezüglich eines Stellwerks der Logistik anhand von drei prinzipiellen Fragestellungen aufgezeigt worden. Jetzt gilt es, für den Ansatz der vorliegenden Arbeit, eine Forschungskonzeption der Logistik wissenschaftlich zu verorten, um danach auf mögliche Antworten hinzuarbeiten. Dazu soll zunächst die zugrunde liegende Identität der Logistik als betriebswirtschaftliche Disziplin schärfer gefasst werden. Neben einem charakterisierenden Kern, der das Wesen eines zu identifizierenden Sachverhaltes umreißt, sind für jede Identität nach Holtbrügge (2001: 57) zwei weitere Sachverhalte relevant. Zum einen müssen sich die aufgezeigten Wesensmerkmale, um eine Identität zu begründen, von anderen Identitäten abgrenzen, zum anderen stellt sich die Frage nach der Kontinuität.
4. Erklärungsansätze Wissenschaftlicher Theorien — Ein Gerüst aus Bausteinen „harter“ Managementtheorien und ihre Anwendung in der Logistik
Auszug
Aufgrund der Ausführungen in Kapitel 3 und dem Erklärungsbedarf aus Kapitel 2 ist die Aufgabenstellung für das vorliegende Kapitel 4 bereits weitgehend vorbestimmt. Es gilt, im ersten von zwei Schritten, ein theoretisch beschreibbares Problemfeld der Logistik zu strukturieren. Dazu sollen aus den Wissenschaftlichen Theorien der Management- und Organisationslehre stabile Elemente („Strong links“) für die Gestaltung von Systemen herausgearbeitet werden, die für die logistische Systemgestaltung eine Rolle spielen können. Auf diesen stabilen Säulen kann die im fünften Kapitel anschließende praxisorientierte Darstellung von technologisch- theoretisch geprägten Inhalten dann aufbauen. Bei der wissenschaftlich-theoretischen Auseinandersetzung im vorliegenden Kapitel soll kein Ordnungsschema innerhalb eines Forschungsparadigma entwickelt werden. Stattdessen soll die Perspektive zunächst weitgehend abgelöst von einem konkreten logistischen Problemkontext sein und multiparadigmatisch mehrere mögliche Ansätze einbeziehen können. Um eine nachvollziehbare Auswahl und Zuordnung der einzelnen Ansätze zu erreichen, ist aber dennoch eine Strukturierung notwendig. Um ferner die Betrachtung insgesamt handhabbar zu halten, erscheint schließlich wenigstens eine gewisse Vorselektion mit Blick auf die Anwendbarkeit der Theorie für logistische Fragestellungen sinnvoll.
5. Integration von technologisch-theoretischen Themen in das wissenschaftlich-theoretische Gerüst — Zur Konstruktion eines aktuellen Problemraums Logistik
Auszug
Nachdem das vierte Kapitel die wissenschaftlich-theoretische Perspektive beleuchtet hat, soll in diesem fünften Kapitel das beschriebene sequenzielle Vorgehen fortgesetzt und schließlich noch die technologisch-theoretische Seite thematisiert werden. Die wesentlichen Schritte dazu sind in der Abbildung 5-1 skizziert. So gilt es zunächst, an die Wissenschaftlichen Theorien aus Kapitel 4 anzuknüpfen und die dort herausgearbeiteten „Strong links“ so zu verknüpfen, dass sie eine Grundstruktur zur Einordnung, Beschreibung und Kommunikation der praxisbezogenen Themen im Sinne eines Redeinstrumentariums bilden und damit zur Konstruktion eines kontextbezogenen Problemraums der Logistik dienen können. Die Grundkonzeption dieses hier als „Themen-Roadmap“ skizzierten Instruments erfolgt in Abschnitt 5.1.
6. Schnittstellenmanagement zwischen Wissenschaft und Praxis — Abschließende Gedanken zu Handlungsfeldern eines Logistik-Management
Auszug
Im berühmten „Leitfaden“ der japanischen Samurai-Krieger, dem „Hagakure“ steht, dass das Ende wichtig ist, „in allen Dingen“. Dieser dreihundert Jahre alten Weisheit soll auch in dieser Arbeit nicht widersprochen und ein Schlusspunkt gesetzt werden. Zuletzt wurden in Kapitel 5 die Komponenten aus den Wissenschaftlichen Theorien ansatzweise in ein Redeinstrumentarium überführt, das dann mit aktuellen Inhalten aus der technologisch-theoretischen Praxis gefüllt worden ist. Damit wurde bereits ein „Schnittstellenmanagement“ zwischen den dargestellten Forschungskontexten begonnen. Als Abschluss der Arbeit bietet es sich nun an, in einer weiter verdichtenden Betrachtung ein noch etwas intensiveres Schnittstellenmanagement zwischen den Wissenschaftlichen und Technologischen Theorien zu betreiben. Dazu soll in einer Gesamtsicht eine noch stärker aggregierte Momentaufnahme zum gegenwärtigen Problemraum der Logistik gezeichnet und dessen Bezugspunkte zu Schlüsselkomponenten aus der Umschau in den Wissenschaftlichen Theorien in Beziehung gesetzt werden. Abschließend werden auf dieser Basis Gedanken und Interpretationen zu generellen Ergebnissen formuliert.
Backmatter
Metadaten
Titel
Logistik-Management im Spannungsfeld zwischen wissenschaftlicher Erklärung und praktischer Handlung
verfasst von
Günter Prockl
Copyright-Jahr
2008
Verlag
Gabler
Electronic ISBN
978-3-8350-5552-0
Print ISBN
978-3-8350-0968-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-8350-5552-0