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2010 | Buch

Logistikmanagement in der Automobilindustrie

Grundlagen der Logistik im Automobilbau

verfasst von: Florian Klug

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

Buchreihe : VDI-Buch

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Über dieses Buch

Das Buch vermittelt praxisnahes und anwendungsorientiertes Wissen im Logistikmanagement der Automobilindustrie. Den Schwerpunkt bildet die Sicht des Automobilherstellers, da er innerhalb des globalen Wertschöpfungsnetzwerkes die höchste Anforderungs- und Komplexitätsstufe aufweist. Das Buch gliedert sich analog der Planungs- und Serienphase eines Fahrzeugherstellers in die beiden Bereiche Logistikmanagement im Produktentstehungsprozess und Logistikmanagement im Kundenauftragsprozess. Entsprechend dem Line-Back Prinzip werden in diesem Buch alle Planungsstufen der Logistik vom Materialbedarfsort an der Linie ausgehend über die interne und externe Logistik bis hin zum Lieferanten im Rahmen des Simultaneous Engineering durchgängig behandelt. Für die anschließenden Serienprozesse erfolgt die Beschreibung der Abläufe nach Beschaffungs-, Produktions-, Distributions- und Ersatzteillogistik gemäß den Anforderungen im Kundenauftragsprozess.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Logistikmanagement im Produktenstehungsprozess

Frontmatter
Kapitel 1. Logistikgerechte Fabrikplanung
Zusammenfassung
Bis in die neunziger Jahre wurde die Planung neuer Automobilfabriken durch eine separate und sukzessive Betrachtung von Fertigungs- und Logistikprozessen organisiert. Die Folge waren räumlich getrennte Bereiche zwischen den einzelnen Fertigungsgewerken und den Logistikflächen für die Bereitstellung, den Umschlag und die Lagerung der Fertigungsmaterialien (Klauke et al. 2005, S. 250). Diese Vorgehensweise verursachte folgende Probleme:
  • hohe Bestände durch fehlende Synchronisierung zwischen Fertigung und Logistik
  • mangelnde Bestandstransparenz
  • lange Transportwege für Einzelteile und Baugruppen
  • produktionssynchrone Anlieferungen erfolgten häufig nicht direkt an den Verbauorten, sondern über den Umweg einer zentralen Logistik
  • mangelnde Flächenflexibilität zwischen Fertigung und Logistik, die zu Engpasssituationen führte
Florian Klug
Kapitel 2. Virtuelle Logistik
Zusammenfassung
Die virtuelle Fabrik ist ein digitales dynamisches Modell eines vollständigen Produktionssystems, in dem alle Produkte, Prozesse sowie die Ressourcen inklusive der logistischen Abläufe abgebildet sind. Das Modell dient gleichzeitig als Werkzeug zur Prozessplanung und ermöglicht mit Hilfe von Simulationen und Analysen eine Optimierung von Produkten, Produktions- und Logistiksystemen über den gesamten Lebenszyklus (Müller u. Wirth 2005, S. 33). Die virtuelle Fabrik stellt neben den digitalen Werkzeugen zur Planung, Modellierung und Simulation auch geeignete Konzepte und Methoden zur Verfügung (Kühn 2006, S. 1). Unter virtuell versteht man den Sachverhalt, dass vor einer Umsetzung der Planungsergebnisse, diese durch softwaregestützte Planungstools abgesichert werden. Die virtuelle Fabrik bietet die Möglichkeit, Planungsalternativen darzustellen und zu bewerten. Alle planungsrelevanten Prozesse der Automobilfabrik werden zunächst softwaretechnisch abgebildet und untersucht (vgl. Abb. 2.1). Erst wenn die Leistungskriterien, wie z. B. Stückzahlen, Qualität und Durchlaufzeit im Modell nachgewiesen wurden, beginnt die hardwaretechnische Umsetzung. Reale Fahrzeuge werden erst dann produziert, wenn diese bereits in der virtuellen Fabrik zeit-, kosten- und qualitätsgerecht gefertigt wurden.
Florian Klug
Kapitel 3. Logistikspezifisches Komplexitätsmanagement
Zusammenfassung
„Jeder Kunde kann sein Auto in jeder gewünschten Farbe bekommen, solange diese Farbe schwarz ist.“ Diese Äußerung von Henry Ford am Anfang des 20. Jahrhunderts zeigt die einfache Welt früherer Tage. Der heutige Wettbewerb erfordert innovative, individuelle und komplexe Fahrzeuge immer schneller in hoher Qualität zu insgesamt günstigeren Kosten auf den Markt zu bringen. Individualisierung, Internationalisierung und neue Technologien forcieren die Variantenvielfalt im Automobilbau. Immer mehr und kleinere Fahrzeugsegmente müssen bedient werden. Nischenfahrzeuge bekommen einen neuen Stellenwert in der strategischen Programmplanung eines Fahrzeugherstellers. Das breitere und tiefere Fahrzeugprogramm gepaart mit erhöhten Anforderungen bei Elektronik, Sicherheit und Komfort treiben die Produktkomplexität und Variantenvielfalt. Diese bezieht sich nicht nur auf die vom Fahrzeughersteller angebotenen Modellreihen und deren Derivate sondern auch auf alle Serien- und Sonderausstattungsumfänge, die für den Kunden in einem Fahrzeug zusammenwirken um so gut wie möglich seinen Individualitätsanspruch zu unterstützen. In der Folge müssen immer mehr farb-, länder- und technikabhängige Teile beplant, umgesetzt und gesteuert werden. Dies steigert sowohl den Aufwand bei der Fahrzeugentstehung als auch bei der Fahrzeugherstellung und Fahrzeugbewährung. Komplexe Prozesse mit hohem Fehlerrisiko führen folglich zu erhöhten Komplexitätskosten.
Florian Klug
Kapitel 4. Logistikmanagement im Rahmen des Simultaneous Engineering
Zusammenfassung
Die Berücksichtigung unterschiedlicher Bereichsinteressen bereits in der Planungsphase eines Automobils bildet die Grundlage für einen effizienten Herstellungs- und Logistikprozess. Als Standardorganisationsform im Produktentstehungsprozess (PEP) der Automobilindustrie hat sich das sog. Simultaneous Engineering (SE) etabliert. Ziel des SE ist die enge, offene, konsequente und parallele Zusammenarbeit aller am Produktplanungs- und Produktentstehungsprozess beteiligten internen sowie externen Partner. Die Grundprinzipien, welche hierbei verfolgt werden, sind die Vorverlagerung von Erkenntnisprozessen, die Erhöhung planbarer Prozessanteile, die Parallelisierung organisatorischer Prozesse und die Integration sowie die Beschleunigung von Aktivitäten (Wildemann 2000a, S. 30). Allgemeine Ziele der SE-Arbeit können wie folgt beschrieben werden:
Florian Klug
Kapitel 5. Supply Management
Zusammenfassung
Da die Auswahl der Lieferanten am Beginn des Materialflusses steht, hängt die zukünftige Leistungsfähigkeit der gesamten Logistik wesentlich von der gewählten Sourcing Strategie ab (Schulte 2005, S. 280). Mit Hilfe der Sourcing Strategie wird festgelegt, von wem und auf welche Art und Weise die Teile und Komponenten an den Automobilhersteller geliefert werden. Außerdem müssen die Fahrzeughersteller eine Sourcing Strategie auswählen, die einwandfreie Lieferungen garantiert, um sich vor Risiken und negativen Entwicklungen auf den Beschaffungsmärkten abzusichern.
Florian Klug
Kapitel 6. Aufgabenbereiche der Logistikplanung
Zusammenfassung
Unter der Logistikplanung im Produktentstehungsprozess versteht man die Zusammenfassung aller Maßnahmen – beginnend mit dem Fahrzeugprojektstart bis hin zum Produktionsstart (SOP) – welche die Materialstrukturen und -prozesse inklusive der hierfür nötigen Informationsflüsse festlegen. Planungsschwerpunkt bildet der Materialfluss zwischen den Lieferwerken, über die externen und internen Transport-, Umschlags- und Lagerprozesse bis hin zum Verbauort nach dem Line-Back Planungsprinzip. Die bereits in Abschn. 4.4.1 beschriebenen Logistikstufen werden im folgenden Kapitel unter planerischer Sicht detailliert behandelt. Hierbei geht es in erster Linie um die Darstellung von Planungskonzepten sowie geeigneten Planungsmethoden, wie sie im Tagesgeschäft eines Logistikplaners in der Automobilindustrie eingesetzt werden.
Florian Klug
Kapitel 7. Lean Logistics
Zusammenfassung
Schlanke Methoden und Konzepte in Produktion und Logistik verändern – seit ihrer Entwicklung in den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts bei Toyota in Japan – die Logistikprozesse in der Automobilindustrie weltweit. Nicht ein theoretisch fundiertes Konzept bildet hierbei die Grundlage, sondern eine über Jahrzehnte entwickelte und ständig verfeinerte Methodik auf Basis von betrieblichen Erfahrungen und Untersuchungen in der Automobilindustrie. Seit den achtziger Jahren wird der Toyota Way verstärkt auch im europäischen Sprachraum verbreitet. Mit der Veröffentlichung der MIT Studie im Rahmen des International Motor Vehicle Program des Massachusetts Institute of Technology 1990 durch James P. Womack, Daniel T. Jones und Daniel Roos, wurde der Produktivitätsrückstand europäischer und amerikanischer Automobilhersteller zu japanischen Herstellern auch eindrucksvoll durch eine empirische Großstudie belegt (Womack et al. 1990). Zur Beschreibung dieses ganzheitlichen Ansatzes, der neben Produktion und Logistik alle Bereiche des Unternehmens durchdringt, wurde von den Initiatoren der MIT-Studie der Begriff Lean Management geprägt.
Florian Klug

Logistikmanagement im Kundenauftragsprozess

Frontmatter
Kapitel 8. Beschaffungslogistik im Automobilbau
Zusammenfassung
Mit Hilfe eines Anlieferkonzepts wird die spezifische Ausgestaltung eines Logistikprozesses vom Lieferanten bis zum Fahrzeughersteller festgelegt. Innerhalb der Automobilindustrie hat sich, getrieben von der gestiegenen Produktvielfalt, eine große Vielzahl von individuellen Anlieferkonzepten entwickelt. Jedes Anlieferkonzept ist geprägt durch seine strukturellen Rahmenbedingungen sowie unterschiedliche Logistikstrategien der Fahrzeughersteller. Um Logistikprozesse möglichst effizient und effektiv zu gestalten, bedarf es einer Standardisierung der im Unternehmen eingesetzten Anlieferkonzepte (vgl. Abschn. 3.6.3). Die gestiegene Prozessvielfalt wird mit Hilfe der Standardisierung reduziert indem ähnliche Prozessabläufe zu einer Klasse zusammengefasst und anschließend vom Logistikablauf her einheitlich behandelt werden.
Florian Klug
Kapitel 9. Produktionslogistik im Automobilbau
Zusammenfassung
Prinzipiell können zwei konträre Planungskonzepte im Produktions- und Logistikmanagement des Automobilbaus unterschieden werden. Build-to-Forecast (BTF) und Build-to-Order (BTO) stellen zwei Ausprägungen gängiger Planungsmodelle dar, welche in der Praxis eingesetzt werden und die Produktionslogistik in entscheidendem Maße beeinflussen. Beide Ansätze stellen Extremformen dar, welche im realen Planungsalltag immer als Mischformen auftreten.
Florian Klug
Kapitel 10. Distributionslogistik im Automobilbau
Zusammenfassung
Während die klassischen Wettbewerbsfaktoren wie Technik, Qualität und Preis des Automobils im Zuge der Globalisierung auf Grund erhöhter Markttransparenz an Bedeutung verlieren, bleibt das Bemühen um den Kunden als eine Ausprägung der Servicefunktion als unterscheidbares Merkmal erhalten (Herold 2005, S. 10). Kundenservice wird bestimmt durch die Lieferzeit sowie die Lieferzuverlässigkeit. Folgende Abb. 10.1 zeigt die Abhängigkeit zwischen Kundenzufriedenheit und Lieferzeit am deutschen Automobilmarkt (Dreher 1997, S. 39 f.).
Florian Klug
Kapitel 11. Ersatzteillogistik im Automobilbau
Zusammenfassung
Mit dem Verkauf eines Neuwagens verpflichtet sich der Automobilhersteller zur Lieferung von Ersatzteilen während der Nutzungsphase des Fahrzeugs durch den Fahrzeugkunden. Deshalb ist nach Beendigung des Produktlebenszyklus die Bevorratung von Ersatzteilen während der gesamten Lebensdauer des Fahrzeuges vorzusehen. Ein hoher Servicegrad unter Berücksichtigung der Logistikkosten ist das Ziel einer optimalen Ersatzteillogistik. Sowohl beim Privatkunden als auch beim kommerziellen Anwender im Nutzfahrzeugbereich ist die schnelle Instandsetzung seines Fahrzeuges ein kaufentscheidendes Kriterium. Kunden sollen als Wiederkäufer erhalten oder als Neukunden gewonnen werden (Ihme 2006, S. 354). Gerade in der Nachkaufphase wird eine starke Kundenbindung aufgebaut und der Wechsel des Kunden zu anderen Wettbewerbern somit nachhaltig vermieden. Die Ersatzteillogistik zählt damit im Rahmen des After-Sales Services zu den wichtigsten Erfolgspotenzialen einer Marken- und Produktstrategie. Das Ersatzteilgeschäft ist mittlerweile ein bedeutender Faktor in der Wettbewerbsdifferenzierung mit hohem Wachstumspotenzial geworden. Gleichzeitig trägt das Ersatzteilgeschäft neben dem Primärproduktgeschäft maßgeblich zur Generierung von Unternehmensumsätzen und -gewinnen bei.
Florian Klug
Backmatter
Metadaten
Titel
Logistikmanagement in der Automobilindustrie
verfasst von
Florian Klug
Copyright-Jahr
2010
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-642-05293-4
Print ISBN
978-3-642-05292-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-642-05293-4

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