Unter einer Bauwerksabdichtung wird die Schutzmaßnahme für Bauwerke und Bauwerksteile gegen das Ein- und/oder Hindurchdringen von Wasser in Form von Erdfeuchtigkeit, Sicker- oder Druckwasser verstanden (Bilder 1.1 und 1.2). Eine derartige Abdichtung ist dadurch gekennzeichnet, dass sie in der Regel zwischen zwei massiven Bauteilen, nämlich dem abzudichtenden Bauteil und der Schutzschicht angeordnet ist. Die Abdichtung ist in der Regel nach deren Herstellung nicht mehr zugänglich, so dass sie nicht gewartet oder nachgebessert werden kann; sie muss die gleiche Lebensdauer wie das zu schützende Bauwerk aufweisen.
Die Abdichtungstechnik mit industriell hergestellten Abdichtungsmaterialien ist relativ jung. Gleichwohl wurden aber auch schon im Altertum Bauwerke abgedichtet bzw. aus wasserundurchlässigem Beton (opus caementitium) hergestellt, wenn es darum ging, die erforderliche Wasserdichtigkeit im Bereich von Zisternen, Wasserleitungen, öffentlichen Bädern o.ä. zu erreichen.
In der Natur besteht ein Wasserkreislauf (Bild 3.1): Der Niederschlag beansprucht zunächst das Bauwerk in Form von Regen bzw. Schnee und fließt dann entweder auf der Erdoberfläche zum nächstgelegenen Vorfluter ab (Bach, See, Fluss o.ä.) bzw. der Niederschlag versickert im Boden. Das im Erdreich versickerte Wasser reichert das vorhandene Grundwasser an. In Abhängigkeit von der Einbindungstiefe des Bauwerks in das Erdreich wird das Bauwerk unterschiedlich durch das im Erdreich vorhandene Wasser beansprucht (vgl. Abschnitte 3.2 bis 3.4).
Bezüglich der Dichtigkeit eines Werkstoffgefüges gegen Wasserdurchtritt sind drei Fälle zu unterscheiden:
a)
Absolut dicht gegen flüssiges Wasser und diffundierende einzelne Wassermoleküle sind alle Metalle, die künstlichen und natürlichen Gläser sowie einige Natursteine. Diese Eigenschaft wird bei Rohren und Behältern aus Metall und Glas, bei Metallfolieneinlagen in Bitumendichtungen und Dampfsperren, bei Schaumglas und bei einigen weiteren Bauprodukten ausgenützt.
b)
Diffundierbar für einzelne Wassermoleküle, nicht aber durchlässig für flüssiges Wasser sind organische Polymere wie Bitumen und Kunststoffe, sowie wenige mineralische Stoffe, sofern sie nur Mikroporen, aber keine Kapillarporen enthalten. Wassermoleküle können dann einzeln durch das Werkstoffgefüge diffundieren, was nur eine bescheidene Feuchtestromdichte hervorrufen kann. Diese muss zwar der Bauphysiker bei der Beurteilung eines Bauteilquerschnitts bedenken, für den Nutzer eines Bauwerkes ist die Diffusion der Wassermoleküle in der Regel jedoch ohne Belang. Unter den mineralischen Baustoffen, mit denen großflächig fugenfreie Schichten herstellbar sind, gelingt es nur bei Zementmörtel, zementgebundenem Beton sowie bei Lehm und Ton flüssigwasserdichte Gefüge zu produzieren.
c)
Durchströmbar für flüssiges Wasser und dann natürlich auch durchgängig für diffundierende Wassermoleküle sind alle übrigen Baustoffgefüge, weil sie Porensysteme mit Porenweiten von mehr als 100 Nanometer enthalten, wie z.B. Ziegel, Holz, Sandstein, Gips und Normalbeton
Abdichtungen müssen Bauwerke gegen von außen bzw. gegen von innen wirkendem Wasser schützen und gegen natürliche oder durch Lösungen aus der Umgebung entstandene Aggressivität im Wasser unempfindlich sein. Nach der Art und Lage der Abdichtung werden unterschieden:
Lange Zeit war für das Herstellen nachgiebiger Bauwerksabdichtungen gegen alle Arten von Wasser nur das bituminöse Verfahren mit nackten Bitumenbahnen bekannt. Hierfür sind die nachfolgend aufgeführten Grundregeln aufgestellt worden. Sie nennen in kürzester Form alle Voraussetzungen, die beim Anordnen und Einbauen dieser Abdichtung erfüllt sein müssen, damit ihre dauernde Wirksamkeit gewährleistet ist.
Für die Dichtigkeit von Bauwerken oder Bauteilen ist außer der Verwendung geeigneter Abdichtungsstoffe auch eine günstige Konstruktion von Bedeutung. Sofern die Abdichtung nicht nach DIN 18195 „Bauwerksabdichtungen“ mit den dort genannten Stoffen erfolgt (z.B. Bitumen- oder Kunststoffdichtungsbahnen) oder Sonderabdichtungen zum Einsatz kommen, ist die Abdichtung mit Beton auszuführen, der einen hohen Wassereindringwiderstand aufweist. Dieser Beton wird auch als wasserundurchlässiger Beton (WU-Beton) bezeichnet. Maßgebend für das Bauen mit wasserundurchlässigem Beton sind die Normen DIN 1045-1 bis 1045-4 „Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton“ und die Richtlinie „Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton (WU-Richtlinie)“ vom Deutschen Ausschuss für Stahlbeton DAfStb.
Abdichtungsschichten aus Natriumbentonit weisen gegenüber viskoelastischen Bitumen- bzw. Kunststoffabdichtungen und starren mineralischen Abdichtungen vor allem folgende Vorteile auf: Fehlstellen aufgrund von Verarbeitungsfehlern werden vom Bentonit durch sein Quellvermögen ausgefüllt, auftretende Relativbewegungen im Bereich von planmäßigen Fugen oder durch Rissbildungen in der Rücklage können in weiten Bereichen schadlos aufgenommen werden, solange der Bentonit am Austrocknen gehindert wird. Treten dennoch Leckagen auf, so wird der Schaden — vergleichbar mit wasserundurchlässigen Betonkonstruktionen und bei Beschichtungen — im unmittelbaren Bereich der Fehlstelle zu Tage treten und kann gezielt nachgebessert werden.
Die derzeit gültigen Landesbauordnungen bestimmen, dass Aufenthaltsräume in Kellergeschossen zulässig sind, wenn Feuchtigkeitsschutz und Wärmeschutz gesichert sind. Es wird weiterhin bestimmt, dass Böden nichtunterkellerter Aufenthaltsräume ausreichend wärmegedämmt sein müssen.
Bauwerksflächen, auf die die Abdichtung aufgebracht werden soll, müssen frostfrei, fest, eben, frei von Nestern und klaffenden Rissen, Graten und frei von schädlichen Verunreinigungen sein und müssen bei aufgeklebten Abdichtungen oberflächentrocken sein.
Für das Bauen mit wasserundurchlässigem Beton gilt die Richtlinie: „Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton (WU-Richtlinie)“ des Deutschen Ausschusses für Stahlbeton DAfStb [10.12]. Diese Richtlinie gilt für teilweise oder vollständig ins Erdreich eingebettete Betonbauwerke und -bauteile des allgemeinen Hoch- und Wirtschaftsbaus. Diese Bauwerke und Bauteile sind nach DIN 1045 Teil 1 bis 4 in Verbindung mit DIN EN 206-1 zu bemessen, herzustellen und auszuführen. Bei diesen Bauwerken und Bauteilen übernimmt der Beton die lastabtragende Aufgabe und außerdem die Funktion der Wasserundurchlässigkeit grundsätzlich auch ohne zusätzliche Abdichtungsmaßnahmen [12].
In der Baupraxis sind Abdichtungen mit Bentonitprodukten insbesondere bei der Abdichtung von Arbeitsfugen mit Hilfe von Quellbändern (Bild 7.13 und 11.10) und in neuerer Zeit auch mit beschichteten Fugenblechen (Bild 7.14, 7.15 und 11.11) gebräuchlich, während Flächenabdichtungen mit Bentonitprodukten eher noch die Ausnahme darstellen. Unter dem Begriff „braune Wanne“ sind insbesondere Gebäudeabdichtungen gegen drückendes Wasser mit Volclay-Panels [7.5] ausgeführt worden (Bild 11.1 bis 11.4). Mit Kunststofffolien oder Geotextilien kaschierte Bentonitbahnen für Bauwerksabdichtungen sind erst seit jüngerer Zeit auf dem Markt, so dass hier zumindest in Europa noch keine allzu umfangreichen Erfahrungen vorliegen (Bild 11.5 bis 11.9). Für Deponieabdichtungen haben sich mit Geotextilen bewehrte Bentonitschichten in großem Umfang bewährt.
Es hat sich nachhaltig erwiesen, dass auch bei einem hochwertigen Beton mit porenarmen Gefüge und einer ausreichenden Betonstahlüberdeckung ein abdichtender Schutz der Betonoberfläche für eine lange Lebensdauer von Brückenfahrbahnen unerlässlich ist.
Mängelrügen an Bauwerksabdichtungen haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Eine Ursache sind die in den letzten Jahrzehnten gestiegenen höheren Nutzungsanforderungen von Kellerräumen und der hieraus resultierenden Sensibilität der Nutzer zu sehen. Während Keller früher ausschließlich unbeheizt waren und für untergeordnete Lagerzwecke genutzt wurden, werden Kellerräume heutzutage gemäß [26] vielfach zum Beispiel als Fitnessräume, Partykeller, Hobbyräume, Saunabereiche und Arbeitsbereiche hochwertig genutzt.
Bei Gebäuden, die mit ihrem Kellergeschoss im Grundwasser stehen, ist je nach Nutzung und Tragsystem zu entscheiden, welches der folgenden Dichtungssysteme für Kellerwände und Gebäudesohle eine optimale Funktion bei gleichzeitiger Wertung der Kosten erfüllt. Diese Dichtungssysteme sind