Skip to main content

21.05.2021 | M&A-Management | Interview | Online-Artikel

"Financial Due Diligence analysiert Corona-Effekte"

verfasst von: Sylvia Meier

3 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
print
DRUCKEN
insite
SUCHEN
loading …
Interviewt wurde:
Thomas Pomp

verfügt über mehr als 20 Jahre Transaktionserfahrung.

Die Corona-Krise hat sich auch auf den M&A-Markt (Mergers & Acquisitions) ausgewirkt. Springer-Autor Thomas Pomp beschreibt im Interview, wie Analysen im Rahmen der Financial Due Diligence Risiken, etwa durch die Corona-Krise, bei Unternehmenskäufen aufdecken.

Springer Professional: Welche Bedeutung hat die Financial Due Diligence bei einem geplanten Unternehmenskauf?

Thomas Pomp: Die Financial Due Diligence hat sich als fester Bestandteil bei M&A-Prozessen etabliert. Der Kaufinteressent verfolgt mit der Financial Due Diligence das Ziel, die Informationsasymmetrie zwischen Kaufinteressent und Verkäufer zu vermindern. Die Ergebnisse der Due Diligence stellen eine wesentliche Basis für die Ermittlung des Unternehmenswertes und damit für die Herleitung des Kaufpreises dar. Auch sind die Ergebnisse der Financial Due Diligence Grundlage für die Kaufvertragsgestaltung und -verhandlung.

Empfehlung der Redaktion

2020 | Buch

Praxishandbuch Financial Due Diligence

Finanzielle Kernanalysen bei Unternehmenskäufen

Die Financial Due Diligence hat sich als fester Bestandteil von Mergers & Acquisitions-Prozessen etabliert. Der Kaufinteressent verfolgt mit der Financial Due Diligence das Ziel, die Informationsasymmetrie zwischen Kaufinteressent und Verkäufer zu vermindern. Dieses Buch stellt die Kernanalysen der Financial Due Diligence umfassend vor und veranschaulicht diese mit hohem Praxisbezug anhand von zahlreichen Fallbeispielen aus verschiedenen Industrien. 

Wird ein Unternehmenskauf angestrebt, ist der Kaufpreis ein nicht unwesentlicher Faktor für das Zustandekommen des Vertrags. Nach welcher Methode kann der Kaufpreis ermittelt werden?

In der M&A-Praxis wird die Bewertung von Zielunternehmen in der Regel anhand von Discounted-Cashflow-Verfahren und Multiplikatorverfahren, mit sogenannten EBITDA-Multiplikatoren, durchgeführt. Beide Ansätze stellen Bruttoverfahren dar. Danach wird im ersten Schritt der Unternehmenswert nach dem Discounted-Cashflow- oder Multiplikatorverfahren hergeleitet. Von dem Unternehmenswert wird im nächsten Schritt die Nettoverschuldung abgezogen, um den Eigenkapitalwert zu berechnen. Zudem wird der Eigenkapitalwert um die Differenz zwischen aktuellem Working Capital und dem normalen Bestand an Working Capital angepasst. Anhand des Eigenkapitalwerts inklusive Working-Capital-Anpassung wird dann der Kaufpreis ermittelt. Die Financial Due Diligence liefert eine wesentliche Basis für die Berechnung des Unternehmens- und Eigenkapitalwertes.

Was sind aus Ihrer Sicht derzeit die größten Herausforderungen bei einer Financial Due Diligence? 

Die Analyse der historischen Entwicklung der Profitabilität und der Nettoverschuldung sind Kernanalysen der Financial Due Diligence. Eine der derzeit größten Herausforderung dabei ist das Herausarbeiten der Auswirkungen der Corona-Krise. Zudem ist die Durchführung der Financial Due Diligence selbst aktuell schwierig, da während der Pandemie keine physischen Treffen mit dem Management der Zielunternehmen möglich sind.

Die finanzielle Situation vieler Unternehmen wird derzeit von der Corona-Krise maßgeblich beeinflusst. Wie wirkt sich das auf Unternehmenskäufe aus?

Am Anfang der Corona-Krise hat sich der M&A-Markt merklich abgekühlt, jedoch haben sich mittlerweile in diversen Branchen die Aktivitäten strategischer als auch der Finanzinvestoren wieder signifikant erhöht. 

Können durch eine Financial Due Diligence mögliche Risiken derzeit umfassend aufgedeckt werden?

Die Corona-Krise wirkt sich bei vielen Unternehmen deutlich auf die Entwicklung der Profitabilität aus. Im Rahmen der Financial Due Diligence wird analysiert, ob es sich dabei um nachhaltige oder nur um temporäre Veränderungen handelt. Zudem wird analysiert, welche Auswirkungen die Corona-Krise auf die Liquidität und die Nettoverschuldung der Zielunternehmen hat.

Welche Rolle spielen staatliche Maßnahmen, wie steuerliche Entlastungen oder Coronahilfen, für die Financial Due Diligence? 

Corona-Zuschüsse können einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der Profitabilität der Zielunternehmen haben. Dies gestaltet sich jedoch in Abhängigkeit von der Branche sehr unterschiedlich. Die Effekte sind im Rahmen der Financial Due Diligence im Detail zu analysieren und bei den Bereinigungen von einmaligen beziehungsweise temporären Ergebniseffekten unter Umständen zu berücksichtigen.

Was muss noch beachtet werden?

Des Weiteren ist zu analysieren, ob Risiken bestehen, dass erhaltene Zuschüsse wieder zurückgezahlt werden müssen. Käufer versuchen zumeist, dieses Risiko zu minimieren, indem sie sich hierfür in dem Kaufvertrag eine Freistellung einräumen lassen. Auch ist im Rahmen der Financial Due Diligence zu untersuchen, ob die Zielunternehmen Fremdfinanzierungen erhalten haben, die während der Corona-Krise gewährt wurden, beispielsweise KfW-Darlehen oder Mittel aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF). Bei diesen Fremdfinanzierungen greift oft eine Change-of-Control-Klausel. Dies bedeutet, dass nach einem Eigentümerwechsel unter Umständen sofort das Darlehen getilgt werden muss. Dies gilt es bei der Cashflow-Planung zu berücksichtigen.

Alle tagesaktuellen Beiträge rund um die Corona-Krise finden Sie hier

print
DRUCKEN

Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

2019 | OriginalPaper | Buchkapitel

Working Capital Management

Gesundheitsdiät für das investierte Kapital
Quelle:
Chefsache Finanzen in Einkauf und Supply Chain

2021 | OriginalPaper | Buchkapitel

Wertorientierung

Quelle:
Controlling klipp & klar

Open Access 01.05.2021 | Ökonomische Trends

Störungen der Geschäftsabläufe durch Corona

Das könnte Sie auch interessieren