Integrität, Mut, Nachhaltigkeit, Respekt, Verantwortung und Vertrauen - die Verpflichtung gegenüber humanistischen Werten kann einen Wettbewerbsvorteil bringen. Die Autoren Sven Korndörfer und Liane Scheinert stoßen erneut die Wertedebatte an.
Viele Jahre wurden Unternehmer und Manager, die aus ihrer Position energisch humanistische Werte beschrieben und verteidigt haben, in den Medien und der breiten Öffentlichkeit etwas mitleidig angeschaut. Gutmensch? Apostel?
Sicher, der ein oder andere Familienunternehmer konnte es sich leisten, fundamentale Werte wie Verantwortung, Respekt oder Vertrauen in seine Unternehmens-Leitsätze zu schreiben. Das Familienunternehmen Deichmann etwa verpflichtet sich dem christlichen Menschenbild und ist bestrebt, diesen Werten im betrieblichen Alltag zur Geltung zu verhelfen. Mit diesem Kurs ist die Schuhhandelskette sehr erfolgreich.
Den Vorständen der vielen Aktiengesellschaften hingegen, so die geläufige Auffassung, ist das Hemd näher als die Hose. An der Börse, im harten Wettkampf um das knappe Kapital, zählen andere Werte als moralische – etwa Effizienz, Gewinn pro Aktie, Eigenkapitalrentabilität oder der Cash Flow. Mitgefühl oder die Not von Menschen ist den knallharten Vorständen oder Börsianern zunächst nicht sehr wichtig, so die übliche Meinung. Werte fließen in die Kalkulation nicht mit ein.
Werte machen Arbeitgeber attraktiver
Doch spätestens seit Beginn der Finanzkrise diskutieren immer mehr Unternehmer und Manager, ob der blinde Glaube an den Shareholder Value zweckdienlich ist und ob Unternehmen, die sich humanistischen Werten verschreiben, langfristig nicht sogar besser dastehen, als die der puren Ökonomie verpflichteten Konzerne. Werte, so scheint es, schaffen Vertrauen und damit auch einen Wettbewerbsvorteil.
Passend zu dieser Debatte haben Sven H. Korndörffer und Liane Scheinert ein Buch vorgelegt („Ihre Werte, bitte!“), das die sechs Grundwerte der Wertekommission in Interviews analysiert: Integrität, Mut, Nachhaltigkeit, Respekt, Verantwortung und Vertrauen. Die Wertedebatte, so die Autoren, müsse von den Unternehmensführungen und Eigentümern angestoßen und aktiv begleitet werden. Der Erfolg des wertorientierten Managements sei offensichtlich:
Erhöhte Reputation im Markt, bei Kunden und Partnern
Renommee bei Medien und Meinungsbildnern
Attraktivität als Arbeitgeber
Stärkung der Aktie, Steigerung des Unternehmenswertes
In diversen Interviews mit Unternehmern und Managern, die der Wertekommission nahestehen, und weiterführenden Beiträgen wird die Bedeutung der Werte ausgiebig diskutiert. Dabei kommen zuweilen Details aus dem Innenleben der Unternehmen zu Tage, die sich sehr interessant und frisch lesen. Die Wertediskussion ist recht vielseitig.