Skip to main content

13.08.2013 | Management + Führung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Der Trieb nach Bedeutung

verfasst von: Andreas Nölting

2 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
print
DRUCKEN
insite
SUCHEN
loading …

Wie denken Aufsichtsräte in deutschen Konzernen? Welchen Anreizen folgen die Kontrolleure? Springer-Autor Christian Jünger hat mit seinem Buch "Die Motivation deutscher Aufsichtsräte" neue Thesen in die Diskussion um die Unternehmenskontrolle eingebracht.

Gerhard Cromme zählte lange zu den mächtigsten Managern der deutschen Wirtschaft. Er ordnete die Stahlindustrie und räumte bei Siemens auf. Doch seit der Krise bei ThyssenKrupp, die ihn seinen Aufsichtsratsvorsitz kostete und dem Führungsdebakel bei Siemens, das ihn öffentlich schwer blamierte, ist Cromme in München nur noch ein Oberaufseher auf Abruf.

Warum tut sich der 70jährige diese Blamage noch an? Warum nimmt er die hämischen Zeilen der Wirtschaftsjournalisten einfach so hin? Das Geld, die Aufsichtsratsvergütung, dürfte für einen Mann wie Cromme kein Motiv sein. Ein Aufsichtsrat deutscher Unternehmen wird in der Regel im Vergleich zu den Vorständen nicht sonderlich hoch bezahlt – einige hunderttausend Euro im Jahr, mehr streicht selbst ein Chefausseher von Dax-Konzernen nicht ein. Und Cromme dürfte als früherer Vorstandschef bereits genug verdient haben.

Prestige und Reputation

Es ist der Trieb, bedeutend zu sein, bringt Christian Jünger in seinem Buch „Die Motivation deutscher Aufsichtsräte“ die Gefühlslage auf den Punkt: „Für die Mehrheit der Aufsichtsräte börsennotierter deutscher Unternehmen scheint die Vergütung nur ein marginaler Faktor in Bezug auf ihre Motivation zu sein. Sie scheint keinen oder nur einen geringen Einfluss auf ihr Verhalten auszuüben.“

Es ist häufig viel mehr die soziale Wertschätzung, das Prestige und die Reputation, die einen wichtigen Anreiz bieten, ein Aufsichtsratsmandat anzustreben, hat der Autor in Interviews mit Aufsichtsräten recherchiert. Eine Mandat werde vor allem dann interessant, wenn es sich bei dem betreffenden Unternehmen um eine angesehene, in der Öffentlichkeit geschätzte Firma handelt, deren Gremien mit hochkarätigen Persönlichkeiten besetzt sind.

Fazit: Der Autor Christian Jünger bringt frischen Wind und neue Thesen in die Diskussion um die Unternehmenskontrolle in Deutschland. Bisher spielten die Punkte Eitelkeit und Reputation beim Thema Corporate Governance nur eine untergeordnete Rolle. Und nun lässt sich auch das Beharren von Gerhard Cromme bei Siemens besser verstehen: Er nutzt schon seit längerem zwei Büros samt Sekretariat und Fahrdienst an den Siemens-Verwaltungssitzen in München und Berlin, schreibt das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" in seiner neusten Ausgabe. Das ist wahrhaft beeindruckend!

Lesen Sie auch:

Wie Unternehmen besser kontrolliert werden

Wie Aufsichtsräte Risiken vorbeugen können

 

print
DRUCKEN

Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt