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19.08.2015 | Management + Führung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Im Wettbewerb mit Werten zum Erfolg

verfasst von: Irg Torben Bührer

3:30 Min. Lesedauer

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Koks zur Stressregulation, EPO für Höchstleistungen: Drogen und Doping sind in Wirtschaft und Sport vermeintliche Wege zum Erfolg. Doch Werte sind nicht nur im Sport wichtig, sondern eine zentrale Management-Aufgabe, so Irg Torben Bührer in einer Kolumne.

Am 24. September 1988 gegen halb zwei Uhr mittags nach genau 9,79 Sekunden war er auf dem Gipfel angekommen. Ben Johnson war am Ziel seiner Träume: Olympiasieger. Sein Glück dauerte genau zwei Tage. Er war gedopt und wurde disqualifiziert. Jetzt, kurz vor der Weltmeisterschaft in Peking, haben die Recherchen von Journalisten der "ARD" und "Sunday Times" gezeigt, dass das Doping-Problem in der Leichtathletik möglicherweise weitaus größer ist als bisher von der Öffentlichkeit wahrgenommen. Laut der Dokumentation "Geheimsache Doping: Im Schattenreich der Leichtathletik" hat der internationale Leichtathletik-Verband IAAF eindeutig dopingverdächtige Blutwerte geheim gehalten und nicht weiterverfolgt. Hat man im Kampf gegen Doping einfach beide Augen zugedrückt, um auf diese Weise den medienwirksamen und wirtschaftlich lukrativen Wettkampf zwischen den Athleten zu ermöglichen?


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Immer höher, schneller, weiter – egal zu welchem Preis: Ben Johnson hatte mit dieser Haltung den Finallauf in Seoul und die Olympische Goldmedaille zwar gewonnen. Er war kurzzeitig Olympiasieger – aber langfristig ein großer Verlierer. Denn für Ben Johnson sowie für andere des Dopings überführten Sportler (Marion Jones, Lance Armstrong), hat sich der Griff zu unfairen Mitteln nicht ausgezahlt: Aberkennung der Siege, Strafverfahren, Millionenklagen der ehemaligen Sponsoren, Glaubwürdigkeitsverlust bis hin zur gesellschaftlichen Ächtung waren die Folgen.

Genauso ist wirtschaftliches Wachstum um jeden Preis, ohne Werte und Normen, langfristig ein Irrweg. Das hat auch die Finanz- und Vertrauenskrise in den Jahren nach 2008 gezeigt. Die Gier nach dem schnellen Erfolg, nach schnellen Profiten, hat die Finanzprodukte der großen Finanzinstitute immer risikoreicher und in ihrer Funktion immer komplexer werden lassen. Für staatliche Aufseher und Regulatoren war es zunehmend schwierig ihrer Aufsichtspflicht nachzukommen, auch weil sie in ihren Mitteln nicht dem Know-how der internationalen Investmentbanken gewachsen waren.

Reputationsschäden für Sportler und Unternehmen drohen

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Wie im Sport führt der Verlust an moralischen Grundtugenden also auch in der Wirtschaft langfristig in eine Sackgasse: in Krisen, Misserfolg und Reputationsschäden. Verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln, das sich an grundlegenden Werten orientiert, kann hingegen zu dauerhaftem Erfolg führen.

Ein Beispiel: Die Robert Bosch GmbH blickt auf eine knapp 130-jährige Unternehmensgeschichte zurück. 1886 von Robert Bosch als "Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik" gegründet, ist bis heute auch die Ausrichtung auf grundlegende Werte ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmenskultur. Werte wie Fairness, Verantwortung, Vertrauen, aber auch Ertragsorientierung oder Initiative sind im Leitbild verankert als Handlungsmaxime für den Umgang mit Geschäftspartnern, Kapitalgebern, Mitarbeitern und der Gesellschaft. Im langfristigen Zeitverlauf gesehen, ist Wertemanagement also ein klarer Wettbewerbsvorteil. So zielt das Engagement der Wertekommission darauf ab, Werte zur Grundlage unternehmerischer Aktivitäten zu machen – als Basis modernen Managements und erfolgreicher Führung. 

Für Athleten zählt auch der langfristige Erfolg über den Sport hinaus 

Gesellschaftliche Verantwortung im Sport und ethisches Handeln werden sich auch für Athleten langfristig auszahlen. Sportlerinnen wie die Hürdensprinterin Carolin Dietrich (Europameisterin über 60m Hürden) oder Marie-Sophie Hindermann (Fünfte bei der Turn-WM am Stufenbarren, heute Stabhochspringerin) haben sich für ähnliche Grundwerte wie die der Robert Bosch GmbH entschieden. Beide sind von einer Olympischen Goldmedaille ein Stück weit entfernt, werden jedoch langfristig beruflich von ihrem erfolgreichen, fairen Sportler-Image profitieren – die eine als zukünftige Medizinerin, die andere mit ihrer Tätigkeit im Bereich Corporate Social Responsibility.

Fazit: Der wirtschaftliche Wettkampf zwischen Unternehmen und der sportliche Wettkampf zwischen Athleten darf hart, muss aber fair sein. Oder anders formuliert: Tricksen, Täuschen oder Lügen sind keine Strategien für nachhaltigen Erfolg.

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