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27.11.2015 | Management + Führung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Der Familien-Effekt

verfasst von: Andreas Nölting

3 Min. Lesedauer

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Bisher galten Familienfirmen als biedere Auslaufmodelle der deutschen Wirtschaft. Abseits des Vorurteils zeigt sich, dass sie häufig profitabler und nachhaltiger sind als andere Unternehmenstypen.

Familienfirmen sind einer der wesentlichen Stützpfeiler der deutschen Wirtschaft. Mehr als 90 Prozent aller Firmen sind in Familienbesitz, sie stellen die meisten Arbeitsplätze und erwirtschaften mit ihren Umsätzen den größten Teil des deutschen Bruttosozialproduktes. Im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen sie allerdings selten. Familienfirmen gelten als verschlossen und für Medien schwer zugänglich.

Zudem müssen Familienfirmen – trotz des häufig weltweiten Erfolgs ihrer Produkte – mit dem Vorurteil leben, wenig innovativ zu sein und eine patriarchalische Unternehmenskultur zu haben. Die interessanteren und besser bezahlten Jobs seien in großen, börsennotierten Konzernen zu finden, heißt es. Den akademischen Nachwuchs zog es folglich viele Jahre in die mächtigen Banktürme Frankfurts oder auf die Führungsetagen weltumspannender Dax-Konzerne. Familienfirmen galten als Auslaufmodelle.

Der lange Zeithorizont der Familien

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Alles verkehrt, wenn man dem britischen "Economist" und Untersuchungen des Personalberaters Egon Zehnder glauben möchte. Lange sei die Managementliteratur davon ausgegangen, dass Familienfirmen Stück für Stück vom Markt verschwänden, weil professionell geführte Börsenfirmen besser an Kapital und Top-Talente kämen, schreibt das britische Wirtschaftsblatt und verweist auf einen neuen Trend: In der Liste der "Fortune Global 500", den 500 umsatzstärksten Unternehmen der Welt, sei mittlerweile jedes fünfte Unternehmen ein Familienunternehmen. Der Anteil sei in den vergangenen Jahres rasant gestiegen.

"Untersuchungen zeigen, dass gut geführte Familienfirmen profitabler, nachhaltig erfolgreicher und langlebiger als andere Unternehmenstypen sind“, heißt es auch bei Egon Zehnder. "Zu ihren Stärken gehört zweifelsohne die enge emotionale Verbindung der Eigentümerfamilie und oftmals auch der Mitarbeiter zum Unternehmen, gepaart mit einem Maß an Loyalität gegenüber der Eigentümerfamilie, von dem Aktiengesellschaften nur träumen können.“

Der "Economist" nennt vier weitere Gründe für die gute Performance der Familienunternehmen:

  • Der Gründer und seine Familie haben meist eine hohe Durchsetzungskraft im Unternehmen. Sie können ihre Strategie besser implementieren als angestellte Manager.

  • Familienfirmen haben in strategischen Dingen einen längeren Zeithorizont. Sie müssen nicht wie Börsenfirmen in Quartalen denken und ihre Zahlen zulasten von Investitionen optimieren.

  • Von Familien geführte Unternehmen haben nicht so sehr die Neigung sich zu verschulden wie anonyme Börsenfirmen, deren Manager die finanziellen Lasten nicht persönlich verantworten.

  • Die Unternehmenskultur in Familienfirmen ist häufig der anderer Unternehmenstypen überlegen. Die Firmen haben meist einen ausgeprägten Wertekanon und großes soziales Verantwortungsgefühl für die eigenen Mitarbeiter.

Die Familie - ein komplexes Gebilde

Wenn auch Familienfirmen momentan ein Revival erleben, einen gewichtigen Nachteil haben sie gegenüber Aktiengesellschaften mit angestellten Managern: Das Problem der Nachfolgeregelung. Häufig zerstreiten sich diverse Familienclans zu Lasten des Unternehmens und die Nachfolge bleibt unklar. "Die Unternehmensnachfolge ist eines der interessantesten, aber auch komplexesten Gestaltungsfelder von Unternehmen. In diesem Gestaltungsfeld treffen betriebswirtschaftliche, steuerliche, gesellschaftsrechtliche, erbrechtliche und insbesondere auch psychologische Faktoren aufeinander“, schreibt Professor Hubert Jung auf Seite 53 in dem Springer-Buch "Unternehmensnachfolge“.

Fazit: Wenn Familien zusammenhalten, ein Unternehmen nicht plündern, innovativ und offen sind sowie die Nachfolge einvernehmlich lösen, dann sollte sie noch lange in der Wirtschaft reüssieren können. 

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