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17.02.2015 | Management + Führung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Miese Führung schadet dem Unternehmen

verfasst von: Anja Schüür-Langkau

3:30 Min. Lesedauer

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Sozial kompetente und emphatische Führungskräfte, die ihre Mitarbeiter wertschätzen, tragen damit zur Wertschöpfung des Unternehmens bei. Doch im Führungsalltag vieler Unternehmen spielt das Thema eine untergeordnete Rolle.

Zu wissen, wie sich Menschen gerade fühlen und was sie bewegt, ist eine hilfreiche Fähigkeit im Umgang mit Menschen und damit auch im Arbeitsleben. Experten für Arbeits- und Wirtschaftspsychologie an der Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn haben jetzt herausgefunden, dass sich die „Emotions-Erkennungsfähigkeit“ auch auf das Einkommen auswirkt.

Emotionen erkennen, bringt mehr Geld

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Bei dieser Untersuchung wurden Arbeitnehmern im Alter zwischen 20 und 65 Jahren jeweils 24 Gesichtsbilder und 24 Stimmaufnahmen vorgelegt, die dies der passenden Emotion zuordnen sollten. „Durchschnittlich ist das in 77 Prozent der Fälle gelungen“, erläutert Prof. Dr. Gerhard Blickle vom Institut für Psychologie der Universität Bonn, einer der Mitautoren der Studie. Danach befragten die Forscher die Kollegen und Vorgesetzten der befragten Arbeitnehmer nach deren sozialer Kompetenz am Arbeitsplatz. Das Ergebnis: Menschen mit guter Emotions-Erkennungsfähigkeit „werden von den Kollegen nachweislich als sozial kompetenter beurteilt. Ihre Vorgesetzten schreiben ihnen eine höhere Leistung in der Zusammenarbeit mit anderen zu. Und nachweislich ist auch ihr Erwerbseinkommen höher“, so der Professor.

Theorie und Führungsalltag klaffen auseinander

Die Forscher folgern daraus, dass Unternehmen auch bei der Auswahl ihrer Führungskräfte verstärkt auf deren Fähigkeit zur Emotions-Erkennungswert legen sollten. Doch die Realität ist davon noch weit entfernt. Die Springer-Autoren Thomas Kuh und Jürgen Weibler prangern in ihrem Beitrag „Die egomanische Organisation: Auszehrung der Mitarbeiter als Folge einer unethischen Führung“ sogar an, dass Mitarbeiter in Folge einer „unethischen Führung“ sogar zunehmend „ausgezehrt“ werden. Unter unethischer Führung verstehen die Autoren, wenn „die zur Zielerreichung eingesetzten Mittel der Führung nicht zu rechtfertigen sind und/oder wenn die Ziele der Führung nicht zu rechtfertigen sind.“ Als schlechtes Führungsmittel bezeichnen sie unter anderem Druck, als schlechte Führungsziele „alle Zielsetzungen gelten, deren Gemeinwohl- bzw. Sozialverträglichkeit nicht gegeben ist“. Doch was ist schlechte Führung? Rainhard Lang beschreibt im Buchkapitel "Ethische und destruktive Führung: Gute Führung – schlechte Führung" drei unterschiedliche Aspekte, Eigenschaften und Verhalten von schlechten Führungskräften so:

Was schlechte Führungskräfte auszeichnet
Negative Persönlichkeitsmerkmale oder -eigenschaften und ihr Ausdruck im Verhalten, zum Beispiel narzisstische Führer und ihr Verhalten, das auf narzisstischen Persönlichkeitsmerkmalen beruht und wirksam wird, wenn diese als Führungskräfte arbeiten.
Amoralisches oder unethisches Verhalten, zum Beispiel böswilliges, korruptes, autokratisches oder tyrannisches Verhalten, wobei die Kennzeichnung als "schlechte" Führung einen Bezug zu einem kulturell-universellen oder kulturell-kontingenten Verhaltensstandard voraussetzt.
Negative Ergebnisse oder Konsequenzen für Nachgeordnete, die Organisation oder die Gesellschaft, zum Beispiel destruktive Führung als ein Verhalten, das die legitimen Interessen der Organisation verletzt, ineffektiv ist oder die Motivation der Mitarbeiter zerstört.

Mitarbeiterbindung stärken durch Wertschätzung

Führungskräfte stehen heute in einem Spannungsfeld zwischen ökonomischen Unternehmenszielen und dem Bedürfnis der Mitarbeiter nach einen wertschätzenden und motivierenden Umfeld, erklären Susanne Basler und Klaus Gattinger sehen in ihrem Beitrag "Die Führungskraft im Spannungsfeld" die aktuelle Situation. Doch nicht immer gelingt es Chefs, diese beiden Aufgaben miteinander in Einklang zu bringen. Hier ist die Unternehmensführung gefragt, die eine Unternehmenskultur etablieren muss, die Mitarbeitern Wertschätzung entgegenbringt. Denn eine gute Arbeitsatmosphäre ist nicht nur erstrebenswert, um mit Freude bei der Arbeit zu sein und die Identifikation mit dem Unternehmen zu fördern, sondern auch, um das Image des Unternehmens weiter zu verbessern, sind sich Kim Niemeyer sicher. „Eine wertschätzende Haltung gegenüber Kollegen, Mitarbeitern und Führungskräften verbessert sich nicht nur das Betriebsklima. Wertschätzung steigert auch die Wertschöpfung des Unternehmens und stärkt die Mitarbeiterbindung“, schreibt sie in Buchkapitel Wie kann Wertschätzung positive soziale Beziehungen fördern? (Seite 122). Durch wertschätzende Führung entstehe „besseres Klima in der Abteilung, eine höhere Anwesenheitsquote und größere Loyalität der Führungskraft und dem Unternehmen gegenüber.“

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