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25.11.2015 | Management + Führung | Interview | Online-Artikel

"Ungeregelte Nachfolge ist ein unternehmerisches Risiko"

verfasst von: Andrea Amerland

3 Min. Lesedauer

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Steigende Anforderungen an Unternehmer und eine hohe Eigenverantwortung erschweren die Unternehmensnachfolge. Mit einer frühzeitigen Planung können Unternehmer aktiv spätere Verluste vermeiden, so Andreas Wiesehahn.

Springer für Professionals: Unternehmer finden immer seltener einen Nachfolger in den eigenen Reihen. Warum wird die Nachfolge in Familienunternehmen immer schwieriger?

Andreas Wiesehahn: Dafür gibt es ganz unterschiedliche Gründe. Eine wesentliche Ursache ist der demografische Wandel. Die Alterung der Bevölkerung führt dazu, dass immer mehr Unternehmer das Ruhestandsalter erreichen. Zudem wird die Altersgruppe, aus der die potenziellen Nachfolger stammen, immer kleiner. Hinzu kommt, dass sich für die jüngere Generation der Sinn des eigenen Handels nicht mehr nur auf das reine Geldverdienen beschränkt. Individuelle Lebensplanungen stehen heute viel stärker im Vordergrund als noch vor zwanzig Jahren. Ein Angestelltenverhältnis ist im Vergleich zur Selbständigkeit in der Regel recht risikolos und lässt Zeit für Hobbies. Und wir dürfen nicht vergessen, dass die Anforderungen an Unternehmer in den letzten Jahrzenten gestiegen sind. Wie die Beispiele des Dübelherstellers Fischer und des Hotelimperiums Marriott zeigen, sind Sohn oder Tochter sein keine ausreichenden Kompetenzen, um ein Unternehmen erfolgreich zu führen.

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Welche Risiken birgt eine ungeregelte Unternehmensnachfolge?

Eine ungeregelte Nachfolge ist ein unternehmerisches Risiko. Häufig sind Familienunternehmen ja sehr durch die Person des Unternehmers geprägt – denken Sie nur an Hans Riegel und Haribo. Wenn dann der Unternehmer nicht bereit ist, seine Nachfolge zu planen oder durch eine unerwartete Katastrophe der Nachfolgefall eintritt und dafür keine Pläne gemacht wurden, brechen von heute auf morgen für das Unternehmen wichtige Kompetenzen und Kontakte weg. So kann das Unternehmen in eine existenzbedrohende Schieflage geraten.

Was kann ein Unternehmer aktiv tun, um die Nachfolge zu regeln bzw. sicherzustellen?

Aus vielen Gesprächen mit Unternehmern wissen wir, dass die frühzeitige, aktive Planung, Steuerung und Kommunikation der Nachfolge wesentliche Faktoren für eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge sind. Unsere Befragung von rund 1.500 Unternehmern zeigt, dass über 60 Prozent der beteiligten Unternehmer es für ideal halten, sich ab etwa 50 Jahren aktiv mit dem Nachfolgecontrolling auseinanderzusetzen. Darüber hinaus sollte ein erfahrener, externer Berater in die Planungen einbezogen werden, der mit Sachkenntnis und neutralem Blick helfen kann, aus den verschiedenen Nachfolgeoptionen die richtige auszuwählen. Dies planen übrigens auch fast 80 Prozent der an unserer Befragung beteiligten Unternehmer.

Welche Rolle spielt die Finanzierung bei der Nachfolgeproblematik?

Entscheidet sich der Unternehmer zu dem Verkauf des Unternehmens, ist die Zahlung des Kaufpreises für den Nachfolger häufig mit einem hohen Kapitalbedarf verbunden. Hier stellt sich für den Nachfolger die Frage der Finanzierung des Preises. Die Finanzierungsstruktur ist aber auch für den verkaufenden Unternehmer wichtig, da eine nicht abbildbare Finanzierung die finanzielle Absicherung des Unternehmers scheitern lassen kann, insbesondere wenn die Kaufpreiszahlung in Raten oder als Rente vereinbart wurde. Sind sich Unternehmer und Nachfolger über den Kaufpreis einig empfiehlt sich also für den Unternehmer ein gutes Gefühl für die Finanzierungsstruktur des Nachfolgers zu bekommen.

Zur Person
Professor Andreas Wiesehahn ist seit 2010 Professor für Rechnungswesen und Controlling an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Unternehmensnachfolge, des Nachfolgecontrollings sowie im Nachhaltigkeitscontrolling. Er ist im Vorstand des BRS Institut für Internationale Studien sowie in verschiedenen Beiratsfunktionen engagiert und berät Unternehmen zu allen Fragestellungen des anwendungsorientierten Controllings.
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