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2014 | Buch

Managementperspektiven für die Zivilgesellschaft des 21. Jahrhunderts

Management als Liberal Art

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Über dieses Buch

„Management can be justified only as being good for society.“ Unter diesem frei nach Peter Drucker formulierten Motto diskutiert dieser Band Ziele, Formen und Methoden von Management in Kontexten der Zivilgesellschaft des 21. Jahrhunderts. Dabei stehen das Management gesellschaftlich wirkender Institutionen (z.B. Unternehmen, Hochschulen und Behörden) sowie das Management gesellschaftlich wirkender Themen (z.B. Innovation, Nachhaltigkeit und Public Value) im Fokus. Die Herausgeber möchten zur Reflexion gesellschaftlicher Dimensionen von Management anregen und Impulse für die Praxis geben. Die Beiträge verorten sich dementsprechend an der Schnittstelle von wissenschaftlicher Diskussion und Anwendungsbezug.

Mit Beiträgen u.a. von Benjamin Friedman (Harvard University), Peter Gomez (Universität St. Gallen) Uwe Schneidewind (Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie) und James Wilkinson (Harvard University).

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Management als „Liberal Art“: Denken

Frontmatter
Kapitalismus, Wirtschaftswachstum und Demokratie
Zusammenfassung
Mit dem Zerfall der Sowjetunion gegen Ende des 20. Jahrhunderts gingen zwei parallel verlaufende Phänomene einher, die auch in das 21. Jahrhundert hineinwirken. In der Politik fand eine Ablösung ehemals kommunistischer Einparteiensysteme durch Demokratien statt. Dieser Wandel hat in den meisten Fällen eine erhebliche Ausweitung von Grund- und Bürgerrechten für die jeweiligen Bevölkerungen mit sich gebracht: Galten vor dreißig Jahren nur vierzig Staaten nach konventionellen westlichen Standards als politisch „frei“, so sind dies heute um die neunzig Zugleich sind die in den betroffenen Staaten etablierten und zentral organisierten „Befehlsstrukturen“ zur Steuerung der Ökonomie dem Primat einer auf den Ideen von Eigeninitiative und Eigeninteressen beruhenden Wirtschaftsordnung gewichen, das auch die Prinzipien von Privateigentum und individueller Wohlstandsmehrung mit einschließt. Für sich alleine betrachtet schien keine dieser Veränderungen Element eines globalen Wandlungsprozesses zu sein. Tatsächlich aber sind traditionelle kommunistische Staaten mit ihren Einparteiensystemen und Planwirtschaften selten geworden. Die wenigen kommunistischen Länder die es noch gibt, scheinen zudem nur noch als mehr oder minder isolierte Systeme zu bestehen, wie etwa im Fall von Kuba oder Nordkorea.
Benjamin M. Friedman
Public Value – Gesellschaftliche Wertschöpfung als unternehmerische Pflicht
Zusammenfassung
Das Vertrauen in die Wirtschaft und in die Managementprofession ist in den letzten Jahren weiter gesunken. Eine Umkehrung dieses Trends ist bisher nicht erkennbar. Neue Perspektiven auf die Rolle der Wirtschaft in der Gesellschaft sind dringlich. Moderne Managementkonzepte nehmen sich dieser Herausforderung an und suchen nach neuen Wegen der Erkenntnis und des Dialogs.
In diesem Beitrag wird der in der Tradition des St. Galler Management-Modells stehende Public Value-Ansatz vorgestellt. Dieser zielt auf eine neue mehrdimensionale Betrachtung der unternehmerischen Wertschöpfung. Diese kann damit ganzheitlicher erfasst und verstanden werden.
Im Mittelpunkt des Artikels stehen konkrete Methoden: So wird die Public Value Scorecard als Diagnosetool präsentiert, aus dem ergänzt um die Methodik des vernetzten Denkens, Handlungsalternativen abgeleitet werden können. Außerdem werden die Projekte „Schweizer Dialog“ und „GemeinwohlAtlas“ als Ansätze vorgestellt, die einen fruchtbaren Dialog zwischen Wirtschaft und Gesellschaft ermöglichen.
Peter Gomez, Timo Meynhardt
Managementwissenschaften – Geschäftsmodelle – Kritik: Business Model Resilienz als Perspektive in einer fragilen Moderne
Zusammenfassung
Der Beitrag diskutiert die Perspektiven der Managementwissenschaft in Bezug auf die Destabilisierung moderner Gesellschaften. Praktische Relevanz erfährt das Thema dadurch, dass bestehende Geschäftsmodelle durch vielfach gesättigte Binnenmärkte, erhöhte Ressourcenpreise oder sich wandelnde Wertsysteme selbst Opfer einer fragiler werdenden gesellschaftlichen Dynamik werden. Somit verstärkt sich die Suche nach Geschäftsmodellen, die stabil genug sind, einen Wandel von Märkten, Umweltbedingungen und Gesellschaft zu überstehen und eventuell eine nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft voran zu treiben.
Alexandra Palzkill, Uwe Schneidewind
Towards a Dynamic Interpretation of Subjective and Objective Values
Selected Historical Accounts and Principles of Self-Organization
Zusammenfassung
Joseph Schumpeter once observed that “the fundamental explanatory principle of any system of economics is always a theory of value” (1997, 151). In this chapter we focus on the distinction between “objective” versus “subjective” values and offer a theoretical solution to resulting tensions in economic and managerial thought.
Timo Meynhardt, Camillo von Müller
Verantwortung und Aufgaben von Universitäten als Institutionen in der Zivilgesellschaft im 21. Jahrhundert
Zusammenfassung
Die Ansichten in Bezug auf ihrer Aufgaben, so kann man mit Sicherheit sagen, sind gegenwärtig verschieden. Ein transparenter, systematischer, übergreifender und umfassender Austausch ist aber notwendig, will die Universität als Institutioin für die Zivilgesellschaft im 21. Jahrhundert wirken.
James Wilkinson
Zivilgesellschaftlich orientierte Führungskräfteentwicklung: eine Reflektion am Beispiel der Bundesakademie für Sicherheitspolitik
Zusammenfassung
In Sderot (Israel) braucht man von keinem Ort länger als 15 Sekunden zum nächsten Schutzbunker. Sderot ist die Stadt, die am häufigsten aus dem Gaza-Streifen beschossen wird. Was Leo Tolstoi in der historischen Erzählung „Sewastopol im Dezember“ über die von französischen und englischen Truppen im Krimkrieg belagerte Stadt am Schwarzen Meer berichtet hat, ist in Sderot Gegenwart: Alltag und öffentliche Infrastruktur sind von den Auswirkungen ständiger Bedrohung gezeichnet. Inwieweit ungelöste und komplexe sicherheitspolitische Probleme extreme Folgen für zivilgesellschaftliches Zusammenleben haben können, ist eine von vielen Erfahrungen, welche das von der Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS) durchgeführte Seminar für Sicherheitspolitik seinen Teilnehmenden eindrucksvoll und nachhaltig vermittelt. In dem sechs Monate dauernden Seminar, welches die BAKS jährlich für rund 25 Teilnehmende veranstaltet, gilt es, das Thema Sicherheit – das nach dem NSA-Datenskandal auch in Europa wieder in den Fokus der Öffentlichkeit sowie der Politik rückt – aus unterschiedlichen Perspektiven zu durchleuchten. Teilnehmende des Seminars sind Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Bereichen der Zivilgesellschaft. Für das im Jahr 2013 durchgeführte Seminar entsandten so verschiedene Institutionen wie die Metro AG, die Stiftung Wissenschaft und Politik, die französische Luftwaffe oder das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung aktuelle und künftige Führungskräfte an die BAKS.
Laura von Saint André von Arnim, Laurent Tainturier

Management als „Liberal Art“: Handeln

Frontmatter
Social Entrepreneurship Business Models: Managing Innovation for Social and Economic Value Creation
Abstract
Today humankind faces persistent ecological and social challenges that no single organization or individual can solve. Social entrepreneurship provides an innovative management perspective for addressing these problems by seeing them as an entrepreneurial opportunity. In order to emphasize the underlying mechanisms of how social entrepreneurs „do business“ we use the concept of business models as a generic framework. This concept helps to explain how social entrepreneurs creatively combine preexistent resources (e.g. financial, physical, human) in innovative ways and how value —financial and social —is created. We identify three social entrepreneurship business models - the „freemium“, the „catalyst“, and the „expertise broker“ model. We use three real-life examples to illustrate how social entrepreneurs have a distinct access to resources and integrate them innovatively in the configuration of their value proposition, value architecture, and revenue model.
Anica Zeyen, Markus Beckmann, Roya Akhavan
Zukunftsstrategie Nachhaltiges Unternehmertum
Vom konventionellen Management zum SustainableEntrepreneurship
Zusammenfassung
Nachhaltige Entwicklung ist das wahrscheinlich bedeutsamste Thema der Zivilgesellschaft des 21. Jahrhunderts. Das Ozonloch, der Klimawandel, die Zerstörung der Biodiversität, die Überfischung der Meere, Urbanisation oder das Armutsgefälle zwischen der Nord- und der Südhalbkugel sind nur einige der Konsequenzen menschlichen Handelns, denen es durch eine nachhaltige Entwicklung zu begegnen gilt. Handeln gemäß dem Prinzip der Nachhaltigkeit zielt darauf, Ressourcen so zu nutzen, dass sich die Umwelt möglichst auf natürliche Weise regenerieren kann und die Weltgesellschaft in lebenswerter Weise gestaltet wird.
Jutta Grünberg-Bochard, Stefan Schaltegger
Mapping of Innovation Relations – Innovationen im Beziehungsgefüge
Zusammenfassung
Bei der Planung, Implikation und Erfolgsanalyse von Innovationen spielt das Innovationsmanagement bei sich verändernden Unternehmens- und Umweltbedingungen eine zunehmend wichtige Rolle. Constanze Sörensen und Ursula Weisenfeld berücksichtigen in ihrem Beitrag „Mapping of Innovation Relations - Innovationen im Beziehungsgefüge“ Wechselbeziehungen akteurs- und kontextübergreifend. Sie zeigen am Beispiel der Integrierten Gesundheitsversorgung, wie sich Managementinnovationen auf Begleit-Innovationen auswirken und wie diese Verflechtung gesellschaftliche Strukturen beeinflussen können. Im Fokus des Beitrages steht das sog. „Mapping of Innovations Relations“ (MIR), anhand dessen hemmende und fördernde Faktoren für verschiedene Innovationstypen erkannt werden können. Die beschriebene Fallstudie und das Mapping kann auf andere Themen- und Aufgabenfelder im Bereich Management übertragen werden und lässt Schlüsse auf spezifisches strategisches und taktisches Handeln auch in anderen Branchen zu.
Constanze Sörensen, Ursula Weisenfeld
Agentenspiele
Crowd Management, Sozialsimulationen und Big Data
Zusammenfassung
Eine Schlagzeile wie die folgende mag Wasser auf die kulturkritischen Mühlen all jener sein, die in der Allgegenwart mobiler, medientechnischer Geräte einmal mehr den Humanismus in den Datenfluten der sie begleitenden Softwares und Apps untergehen sehen: „Crowd Management: Smartphone soll Massenpanik verhindern“ (Pluta, Crowd Management Smartphone soll Massenpanik verhindern. 2012). Hinter dem Begriff des Crowd Management verbirgt sich im konkreten Fall ein System, das am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz in Kaiserslautern für die Olympischen Spiele 2012 in London entwickelt wurde. Um Unglücke wie z. B. jenes während der Duisburger Love Parade im Jahr 2010 zu verhindern, gingen die Forscher daran, die Besucher des Großereignisses mittels einer Smartphone-Applikation in „menschliche Sensoren“ zu verwandeln. Die kostenlose App übermittelt Bewegungsinformationen der Nutzer – etwa Lage, Richtung, Geschwindigkeit und Beschleunigung – an ein Computerprogramm. Diese werden per GPS und über das in derartigen Mobiltelefonen eingebaute Gyroskop gemessen – ersteres definiert die globale Position im System der Längen- und Breitengrade, letztere die genaue lokale Lage und Ausrichtung des Gerätes. Über die App werden die eingehenden und anonymisierten Daten akkumuliert und in Form einer Crowd Density Heatmap visualisiert. Auf dieser können mit geringer Zeitverzögerung die sich bewegenden Besucherströme beobachtet und Engpässe oder potenzielle Gefahrenzonen – z. B. sich verstopfende U-Bahn-Stationen – identifiziert werden (vgl. Pluta, Crowd Management Smartphone soll Massenpanik verhindern. 2012).
Sebastian Vehlken, Claus Pias
Hochschulbildung auf der Höhe des 21. Jahrhunderts
Zusammenfassung
Erste Hochschulen entdecken sich als transformative Kraft für eine nachhaltige Gesellschaft (vgl. Schneidewind und Singer-Brodowski, Transformative Wissenschaft. Klimawandel im deutschen Wissenschafts- und Hochschulsystem, 2013). Sie begreifen es als ihre wissenschaftliche Aufgabe, globale Krisen vom Klimawandel bis zum Welthunger gemeinsam mit politischen und zivilgesellschaftlichen Akteuren zu bewältigen. Es geht nicht nur um die Freiheitsrechte der heute lebenden Menschen, sondern zugleich um die Rechte aller anderen, die erst noch geboren werden. Dieser Gerechtigkeitsimpuls prägt das Konzept einer nachhaltigen Entwicklung (In dem inzwischen klassischen Verständnis des sogenannten Brundtland Berichts (1987) ist die nachhaltige Entwicklung „eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass zukünftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“ (Hauff, Unsere gemeinsame Zukunft - Der Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung, 1987, 46)). Während ‚Nachhaltigkeit‘ ihren Aufmerksamkeitswert als bloßes Schlagwort eingebüßt hat (vgl. Grunwald, Nachhaltige Entwicklung, gegen ihre Liebhaber verteidigt. Unsystematische Betrachtungen im Jahre 20 nach Brundtland. Karlsruhe: ITAS Pre-Print: 15.10.2007; http://www.itas.fzk.de/deu/lit/epp/2007/grun07-pre05.pdf. Stand: August 2013, 2007), fordert die Idee dahinter die Verantwortung der Hochschulen heraus. Indem sie auf den gesellschaftlichen Wandel einwirken, verändern sie selbst ihre institutionellen Gewohnheiten und ihre Rolle in der Gesellschaft. Für die Hochschulbildung ist diese gesellschaftsorientierte Öffnung eine Chance, ihre Sensibilität für Fragen der Verantwortung zu erneuern. Bildung zielt immer schon darauf ab, die eigene Freiheit so einzusetzen, dass sie auch vor der Freiheit der Anderen verantwortet werden kann. Wenn sich der Kreis der Verantwortungsgemeinschaft auf potentiell alle Menschen erweitert, stellt die gewandelte Verantwortung von sich aus unser Bildungsverständnis auf die Probe. In diesem Sinne fragt der Beitrag: Wie kann eine Hochschulbildung auf der Höhe des 21. Jahrhunderts aussehen?
Insa Otte, Sven Prien-Ribcke, Gerd Michelsen
Schulleitung als Chance für die Förderung und gesellschaftliche Integration von Schülern
Zusammenfassung
Schule erweist sich heute als zentrale Chancenverteilungsstelle (Bauer und Bittlingmayer Das Präventionsdilemma. Potenziale schulischer Kompetenzförderung im Spiegel sozialer Polarisierung. Wiesbaden: VS Verlag. 2005). Als Ort, der Bildung, Erziehung und Sozialisation beeinflusst Schule wesentlich die Verteilung sozialer und beruflicher Positionen. Mit den internationalen Leistungsvergleichsuntersuchungen ist die Frage aufgeworfen worden, wie eine Verbesserung der Kompetenzentwicklung von Schülern im deutschen Bildungssystem erzielt werden kann. Diese wird einmal für den Standort Deutschland als notwendige Ressource im Sinne des Humankapitals verstanden, zum anderen mit Blick auf die Schüler als eine notwendige Voraussetzung für die gesellschaftliche Integration, Teilhabe in allen Lebensbereichen sowie eine autonome Lebensführung (Büchner Stichwort: Bildung und soziale Ungleichheit. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft. 6/2003. S. 5–24 2003; Scherr Subjektbildung. In: Hans-Uwe Otto, Thomas Coelen (Hrsg.): Grundbegriffe der Ganztagsbildung. Beiträge zu einem neuen Bildungsverständnis in der Wissensgesellschaft. 1. Auflage. Wiesbaden: VS Verlag. S. 85–98, 2004).
Jutta Wawretschek-Wedemann, Matthias von Saldern
Backmatter
Metadaten
Titel
Managementperspektiven für die Zivilgesellschaft des 21. Jahrhunderts
herausgegeben von
Camillo von Müller
Claas-Philip Zinth
Copyright-Jahr
2014
Electronic ISBN
978-3-658-02523-6
Print ISBN
978-3-658-02522-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-02523-6