den Versuch des Europaparlaments, das Aus für Verbrennungsmotoren in Europa ab 2035 zu verankern, geht der EU-Umweltrat zum Glück nicht mit, sondern bekennt sich zu einer gewissen Technologieoffenheit. Dennoch bleibt ein schaler Nachgeschmack, denn nach wie vor ist bei zukünftigen Energieträgern alles in der Schwebe: E-Mobilität ja, aber auch ein bisschen E-Fuels, wenn es denn sein muss, aber bitte nicht mit Elan vorangetrieben. Wenn in diesem Punkt nicht bald belastbare Weichenstellungen für Mobilität und Umwelt erfolgen, begibt sich Europa in eine Sackgasse.
Deutschland hat heute einen Bestand von 48 Mio Pkw. In den letzten zehn Jahren ist dieser jährlich um 0,6 Mio gewachsen bei rund 3 Mio Neufahrzeugen pro Jahr. Ein Großteil der Fahrzeuge bleibt also im Bestand. Nun wird davon ausgegangen, dass dieser bis 2030 auf 42 Mio Pkw sinkt und 15 Mio E-Pkw im Markt sind. Selbst wenn das einträte, wären immer noch rund 65 % Pkw mit Verbrennungskraftmaschine im Markt. Laut Fit-for-55 muss Deutschland 165 Mio t CO2 einsparen, davon circa 54 Mio t aus dem Pkw-Bereich. 15 Mio E-Autos im Markt 2030 wären eine Einsparung von 20-24 Mio t CO2, je nach Strommix. Bleiben 30-34 Mio t, die unter den Tisch fallen. Allein der Einsatz von E 20 würde 15-20 Mio t heben, ein flächendeckender Einsatz von synthetischen Kraftstoffen und R 33 diese Lücke komplett schließen. Rechnete man noch die rund 11 Mio Nutzfahrzeuge hinzu, dann wäre Deutschland bei einem großflächigen Elektrifizierungsansatz noch weiter von seinen Klimazielen entfernt.
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Zusätzlich stellte sich dann noch drängender die Frage nach der Verfügbarkeit und Speicherung nachhaltig gewonnenen Stroms sowie der sicheren Bereitstellung der notwendigen Peakleistung - Themen, die alle nicht geklärt sind. Hinzu kommt noch der höchst klimarelevante ökologische Fußabdruck elektrisch angetriebener Fahrzeuge, der politisch gewollt ausgeblendet wird. Das Problem sind nicht fehlende effiziente Ansätze eines nachhaltigen Klimaschutzes in der Mobilität, sondern die Tatsache, dass Entscheidern und Entscheiderinnen auf politischer Ebene ganz offensichtlich ein technisch-mathematisches Grundverständnis fehlt und dieses durch Glauben und Ideologie ersetzt wird. Dieses Verständnis ist aber nötig, um nachhaltig Klimaschutz und Entwicklung voranzutreiben - und das geht im Bereich der Mobilität nur mit allen zur Verfügung stehenden Energiewandlern und -trägern. Wenn es nicht bald gelingt, das politische Herumeiern zu beenden, dann werden die Fit-for-55-Ziele klar verfehlt werden. Den Preis zahlen das Klima und zukünftige Generationen.