Geldhäuser müssen für die Umsetzung der MaRisk-Anforderungen in der IT ein genau definiertes Sicherheitsmanagement vorhalten.
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Seit Veröffentlichung des Rundschreibens zu den Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) sowie den Erläuterungen in 12/2012 durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) müssen Banken viele Schritte in Hinblick auf ihre IT-Prozesse beachten, um ein funktionierendes Sicherheitsmanagement sicherzustellen. Dabei müssen insbesondere die Anforderungen aus AT 7.2 und AT 7.3 der MaRisk erfüllt werden. Dazu gehören
- die Gewährleistung der Datensicherheit,
- die Etablierung eines Regelprozesses für das Testmanagement von Software oder
- die Erstellung und den Test von Notfallkonzepten.
Angekündigte Sonderprüfungen nach § 44, Absatz 1, Kreditwesengesetz (KWG), führen zu Stress bei den IT-Verantwortlichen in Geldhäusern. Für die ausführende Ebene gilt es, Formalismen und administrative Hürden zusätzlich zur hohen Belastung im Tagesgeschäft zu bewältigen. Dabei muss ein angemessener Umsetzungspfad in allen involvierten Bereichen gefunden werden. Das Testmanagement bildet dabei die zentrale Klammer zwischen den diversen Fachbereichen, die Softwareänderungen anfordern und testen, der Software-Entwicklung und dem IT-Betrieb.
Einige pragmatische und praxiserprobte Hinweise können helfen, die regulatorischen Anforderungen in verschiedenen Phasen aus Sicht des Testmanagements zu erfüllen.
Konzeptionsphase von Software
Neue oder modifizierte Software muss getestet werden. Die fachliche Ausprägung der Testfälle, das heißt, in welchem Szenario die Software durch die Fachbereiche getestet werden soll, gestaltet sich jedoch unmittelbar vor der Testphase oft als zäher Prozess. Viel besser ist es, in der Konzeptionsphase für jede formulierte Anforderung der Fachabteilung auch gleich eine Beschreibung des Testszenarios einzufordern. Das Thema Rollen und Berechtigungen wird üblicherweise eher stiefmütterlich behandelt. Auch hier sollte die IT in der Konzeptionsphase auf die korrekte und vollständige Definition sowie auf eine Funktionstrennung achten. Außerdem sollten IT-Verantwortliche in Banken darauf drängen, dass entsprechende Testszenarien für Berechtigungstests entwickelt werden.
Software-Entwicklungsphase
Die verschärften regulatorischen Anforderungen für Kreditinstitute haben einen massiven Einfluss auf die Fachabteilungen für die Software-Entwicklung. Diese müssen zum Beispiel
- Entwicklungsrichtlinien definieren und deren Einhaltung überprüfen,
- Entwickler-Tests durchführen und nachweisen sowie
- ein geordnetes Verfahren für den Transport von Software-Komponenten einführen.
Risikobasiert testen
Zunächst empfiehlt es sich, die Testmanagement-Prozesse und die Rollen in den Test- und Abnahmeprozessen eindeutig zu definieren sowie Templates zur Verfügung zu stellen, beispielsweise für Testkonzepte oder Testfallbeschreibungen. Auch hier gilt der Grundsatz: "Weniger ist mehr". Lange Prosa-Passagen werden nicht gelesen. Besser sind Checklisten, Tabellen und Grafiken. Um die regulatorischen Vorgaben zu erfüllen, ist die strikte Rollentrennung zwischen Fachbereich, Entwicklung und Test wichtig. Excel-basierte Testmanagement-Verfahren sind überholt. Tests und Abweichungen sind nachvollziehbar und revisionssicher zu dokumentieren und aufzubewahren. Der Einsatz von integrierten Testmanagement-Tools, wie das HP ALM Quality Center, ist obligatorisch. Aus Sicherheitsgründen dürfen in nicht zentral gemanagten Testumgebungen keine sensiblen Daten verwendet werden. So müssen beispielsweise Geschäftspartnerdaten anonymisiert werden.
Bewährt hat sich der risikobasierte Testansatz, wie er im nachfolgenden Schaubild dargestellt ist. Dabei werden die Prozesse nach Kriterien wie Aufrufhäufigkeit oder Sicherheitsanforderungen sowie Änderungen und Anpassungen im laufenden Testvorhaben bewertet.
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Daraus leitet sich die Priorität der involvierten Testobjekte oder Testfälle ab. Der Fokus verschiebt sich damit risikogetrieben auf die wirklich wichtigen Überprüfungen.
Implementierung und Betrieb
Bei der Implementierung der Software zählen definierte Übergabeverfahren bei strikter Rollentrennung zwischen Entwicklung und Betrieb. Für den Betrieb sollten Geldhäuser ein möglichst toolgestütztes Information-Security-Managementsystem etablieren. Aus Sicht des Testmanagements kann dann zum Beispiel auf regelmäßige Standverfahren für ein Disaster Recovery, also das Notfallmanagement, verwiesen werden.
Fazit
Die aufgeführten Maßnahmen zur Erfüllung der regulatorischen Anforderungen müssen Banken zwingend umsetzen. Dabei ist eine ganzheitliche Betrachtung und die Implementierung praxisbewährter Ansätze wichtig. Anhand der nachstehenden Checkliste können Geldinstitute überprüfen, welche Bausteine noch einzuführen sind.
Maßnahme | Nicht erfüllt | Teilweise erfüllt | Vollständig erfüllt |
Ist die Definition von Testszenarien für Anforderungen obligatorisch? | |||
Werden Änderungen an Rollen und Berechtigungen beschrieben? | |||
Gibt es aktuelle Entwicklungsrichtlinien? | |||
Ist ein integriertes Auftrags- und Transportsystem implementiert? | |||
Sind die Rollen beim Roll-out von Software strikt zwischen Entwicklung und Betrieb getrennt? | |||
Werden Code-Reviews durchgeführt? | |||
Gibt es unterstützende Werkzeuge zur Qualitätssicherung in der Entwicklung? | |||
Werden Modultests durchgeführt und dokumentiert? | |||
Sind die Testprozesse und die Rollen im Testmanagement beschrieben? | |||
Gibt es im Test eine strikte Rollentrennung zwischen Fachbereich, Entwicklung und Test? | |||
Steht ein integriertes Testmanagement-Werkzeug zur Verfügung? | |||
Werden sensible Daten in Testsystemen geschützt und anonymisiert? | |||
Gibt es Verfahren zur Vergabe von User- und Berechtigungen für Testsysteme? | |||
Werden die Testrisiken dokumentiert, bewertet und verfolgt? | |||
Wird die Durchführung von Testfällen priorisiert (Risk based Testing)? | |||
Wird die Erstellung von Pflicht-Ergebnistypen sowie von obligatorischen Tests systematisch kontrolliert (IKS-Checkliste)? | |||
Gibt es einen definierten Prozess für den Zugriff auf sensible Testdaten? | |||
Ist der Übergabeprozess in die Produktion definiert? | |||
Ist ein Information Security Management System (inklusive Notfall-Konzepte etc.) etabliert? | |||
Werden Standards wie ITIL, BSI oder DIN ISO-Normen eingesetzt? |