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28.10.2022 | Markenrecht | Schwerpunkt | Online-Artikel

Immer mehr Fälschungen schädigen den Markenvertrieb

verfasst von: Eva-Susanne Krah

3:30 Min. Lesedauer

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Die Zahl der Plagiate von Marken nimmt zu und Rechtsstreitigkeiten zu gefälschter Ware werden häufiger. Deutsche Unternehmen sind stark betroffen, wie eine Umfrage zeigt.

Markenpiraterie wächst weltweit stark. Auch in Deutschland sind viele Hersteller vom illegalen Handel mit Markenfälschungen betroffen. Im Jahr 2021 beschlagnahmte der deutsche Zoll laut Statista solche Waren im Wert von 315,06 Millionen Euro. Ihren jährlichen Schaden durch gefälschte Originalprodukte beziffern 24,1 Prozent der deutschen Unternehmen laut einer qualitativen Umfrage des Anti-Piracy-Softwareanbieters Sentryc unter mehr als 540 Entscheidungsträgern verschiedener Branchen auf bis zu 50 Millionen Euro. Als ein Treiber wirkt offenbar die Digitalisierung: Sämtliche Teilnehmer bieten einen Online-Produktvertrieb an. Die Anfälligkeit der deutschen Wirtschaft durch Globalisierung und Digitalisierung beklagen auch im Hinblick auf Markenfälscherbanden die Autoren Christian Endreß und Patrick Hennies. International tätige Gruppierungen der organisierten Kriminalität hätten in zahlreichen wirtschaftskriminellen Deliktfeldern Fuß gefasst. Sie " unterwandern Unternehmen sowie staatliche Strukturen, fälschen Markenprodukte, die über hochprofessionelle Vertriebswege auf den Markt gebracht werden oder verlangen Schutzgelder", beobachten sie im Buchkapitel "Die Anfälligkeit der deutschen Wirtschaft" (Seite 125) aus "Wirtschaftsschutz in der Praxis".

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Die Studie zeigt, dass Unternehmen die Gefahr durch Plagiate im deutschen Markt mit 4,96 auf einer Skala von 1 bis 6 bewerten. 

Markenschutz-Software unterstützt bei der Aufdeckung

Nur 37,5 Prozent der Unternehmen sichern ihre eigenen Marken und Produkte beispielsweise in China. Das ist erstaunlich, denn 

  • mehr als die Hälfte des Vertriebs von gefälschter Markenware findet laut der Sentryc-Umfrage in dem asiatischen Riesenreich statt. Laut Statista folgten im Jahr 2021 die Länder Türkei, Hongkong und das Vereinigte Königreich auf den weiteren Plätzen als Herkunftsländer für Markenfälschungen. Ein Überblick wird in dieser Grafik vermittelt:

  • 44,6 Prozent der Befragten finden die meisten "Fakes" im direkten Wettbewerb oder Fabriken im Untergrund (31,3 Prozent). Im B2B-Bereich fälschen Kunden ihre benötigte Ware. 
  • 65,2 Prozent geben an, dass bereits Kopien ihrer Produkte im Umlauf waren. 
  • Knapp 40 Prozent deckten auch Fälle von gefälschten Markenartikeln auf, deren Erzeugung oder Vertrieb umweltschädlich war. 

Dabei wurde nach Angaben der Studienherausgeber der größte Teil der festgesetzten Fälschungen durch den Einsatz von Markenschutz-Software enttarnt. Meist wurden von den Fälschern das äußere Erscheinungsbild eines Labels, Komponenten oder das gesamte Produkt, Ersatzteile oder Werbematerialen sowie Verpackungen kopiert. 

Hohe Zahl Betroffener

Die Umfrage zeigt auch, dass 20,48 Prozent der Teilnehmer in den vergangenen fünf Jahren von Produkt- und Markenpiraterie betroffen waren. Markenschutz wird also zur echten Herausforderung für Unternehmen und Vertriebsabteilungen. Denn es geht nicht nur um fertige Markenartikel selbst, sondern auch um andere Kategorien rund um Markenrechtsverletzungen. Das machen weitere Zahlen aus der Studie deutlich: Danach berichten mehr als die Hälfte der Befragten aus der Studie über Markenpiraterie, 47,3 Prozent über den unlauteren Nachbau und 46,7 Prozent über Patentrechtsverletzungen im Zusammenhang mit Markenartikeln. 

Nicht nur falsche Luxusgüter

Der Springer-Autor Carsten Keller stellt im Kapitel "Marken- und Produktpiraterie als Herausforderung des Markenschutzes" seines Buchs "Identitätsbasierter Markenschutz" fest, dass das Phänomen Markenklau keineswegs neu ist. Bereits seit Beginn der 1980er Jahre habe es sich "branchenübergreifend zu einer der größten globalen Herausforderungen für markenführende Unternehmen entwickelt." Dabei konzentrierten sich kriminelle Markenfälscher schon lange nicht mehr nur "auf Luxusuhren und Designer-Sonnenbrillen". Auch Nahrungsmittel- und Getränkehersteller, Pharmazeuten und Anbieter von Unterhaltungselektronik sowie zunehmend auch Industriegüter seien durch Schäden aufgrund des Vertriebs gefälschter Markenware bedroht. 

Online-Marktplätze besonders betroffen

Vor allem auf Online-Marktplätzen ist die Zahl der Markenplagiate groß. So schreibt Jochen Schäfer im Springer-Buch "Amazon für Entscheider" von Prof. Dr. Christian Stummeyer und Benno Köber, dass das rasante Wachstum des Onlinehandels und die Globalisierung der Angebote im Internet über Plattformen wie Amazon und auch soziale Medien seinen Preis hat. "Amazon wächst überproportional stark, demgegenüber zeigt der Produkt- und Markenschutz nach wie vor Defizite", so Schäfer im Kapitel "Produkt- und Markenschutz auf Amazon". So genannte" innocent buyers" unter den Konsumenten kauften zudem oft gefälschte Ware, weil sie von solchen Anbietern günstiger über Marktplätze wie Amazon angeboten werden als vom (Marken)-Wettbewerber. Onlinemarktplätze wie Amazon beförderten diese Entwicklung stark. Viele Kunden seien der Meinung, bei dem Marktplatz direkt zu kaufen. Bei Amazon Marketplace sei im Vergleich der Verkäufer der bestellten Waren ein Dritter. Amazon habe "lediglich eine Art Vermittlerstellung zwischen Verkäufer und Käufer" ein, erklärt der Experte. 

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