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26.07.2013 | Marketing + Vertrieb | Schwerpunkt | Online-Artikel

Kommentar: Renditesteigerung auf Kosten des Journalismus?

verfasst von: Anja Schüür-Langkau

2:30 Min. Lesedauer

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Anja Schüür-Langkau, Portalmanagerin Springer für Professionals/Marketing, kommentiert den Verkauf der Axel Springer Titel an die Funke Mediengruppe und die Auswirkungen auf den Journalismus und die Werbeumsätze.

Uneingeweihte waren geschockt, Kenner der Branche nennen es konsequent: Der Megadeal zwischen der Axel Springer AG und der Funke Mediengruppe. Funke übernimmt, sofern das Kartellamt zustimmt, von Springer die Regionalzeitungen (Berliner Morgenpost, Hamburger Abendblatt), die Anzeigenblätter in Berlin und Hamburg sowie die fünf Programm- und zwei Frauenzeitschriften.
Der Verkauf beschleunigt, wie auch der Spiegel kommentiert, nicht nur den Bedeutungsverlust von Printmedien, sondern den Ausverkauf des Journalismus an sich.

Glauben Verleger nicht mehr an journalistische Produkte?

So verständlich diese Entscheidungen aus unternehmensstrategischen und aus Renditegesichtspunkten auch sind: Sie sind ein Zeichen, dass Verleger nicht mehr daran glauben, dass mit journalistischen Print-Produkten Geld zu verdienen ist. Es ist sicher richtig, dass Springer als Vorreiter der Digitalisierung in der Verlagsbranche schon mehr Umsätze in der Digitalsparte erzielt als mit klassischen Medien. Auch beim Burda-Verlag steuerte der Digitalbereich 2012 schon knapp die Hälfte zum Konzernumsatz bei.

Dabei sollten sich Bewunderer dieser Entwicklung vor Augen führen, dass beide Verlage ihr Geld im Netz mit nicht-journalistischen Produkten erwirtschaften: Springer erzielt einen Teil seiner Umsätze mit Firmen wie Stepstone, Immonet und Idealo, Burda mit Xing, Holidaycheck, Elitepartner, Jameda und Finanzen 100. „Wenn es gelingt, die digitalen Angebote stärker auf transaktionsnahe Geschäftsmodelle auszurichten, kann dies für Medienunternehmen ein erfolgreicher Weg sein,“ sagt Jörg Lübcke, Geschäftsführer der Burda Digital GmbH, im Interview mit dem Magazin Wirtschaftsinformatik.

Ist Content wirklich King?

Der Trend auf der einen Seite, Content nach wie vor als „King“ zu bezeichnen und auf der anderen Seite an den Redaktionen zu sparen, zieht sich durch fast alle Verlage. Dabei hat die „Contentproduktion“ im Netz heutzutage häufig nur noch wenig mit klassischem Journalismus zu tun. Die Frage ist, ob sich hier die Katze mittel- und langfristig nicht in den Schwanz beißt. Denn bisher liegen die zu erzielenden Werbepreise im Netz weit unter denen der Printmedien und erfolgreiche Paid-Content-Modelle haben sich in Deutschland noch nicht etablieren können. Verlage befinden sich in einem kritischen Lock-in, meint Springer-Autor Wasko Rothmann und er empfiehlt sich auf Qualität zu besinnen.


Wenn sich also die Verlage von ihren journalistischen Produkte nicht völlig verabschieden möchten - was beim aktuellen Renditedruck kein völlig unwahrscheinliches Szenario ist - müssen sie auch im Netz in Qualität und damit in Redaktion investieren. Denn nur mit einem nachweisbaren Argument der Qualität kann es gelingen, höhere Preise für Werbung im Netz zu verlangen.

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