Skip to main content

2020 | Buch

Maschinenliebe

Liebespuppen und Sexroboter aus technischer, psychologischer und philosophischer Perspektive

insite
SUCHEN

Über dieses Buch

Sexroboter sind ein Thema, das die Medien mit Vorliebe behandeln und die Gesellschaft spaltet. Es gibt einige Modelle wie Emma oder Harmony. Viel verbreiteter sind allerdings einfache Liebespuppen mit überzeugender Haut und auswechselbaren Körperöffnungen. Sie finden sich in zahlreichen Bordellen und können problemlos bei Amazon und Co. bestellt werden. Zwischen Liebespuppen und Sexrobotern sind die Grenzen fließend. Sobald Liebespuppen sprechen können oder Sensoren und Aktoren haben, werden sie zu Sexrobotern. Einzelne Varianten weisen mimische Fähigkeiten auf und können den Kopf bewegen. Das Buch erklärt Grundbegriffe, geht auf technische Details ein und diskutiert psychologische, soziologische und philosophische Erkenntnisse und Herausforderungen. Es beleuchtet die Praxis der Sexarbeit und liefert Stellungnahmen von Herstellern und Benutzern.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Einführung und Hintergrund

Frontmatter
Chapter 1. Eine Annäherung an Liebespuppen und Sexroboter
Grundbegriffe und Abgrenzungen
Zusammenfassung
Liebespuppen sind Realität, Sexroboter werden es sein. Natürlich gibt es schon heute beide Arten, aber es lohnt sich, die Entwicklungen und die Praxis genauer anzuschauen und die eigentliche von einer scheinbaren Maschinenliebe zu unterscheiden. Der Beitrag klärt Grundbegriffe, nimmt Einordnungen und Abgrenzungen vor. Dabei verwendet er die Begriffe des Serviceroboters und des sozialen Roboters und stellt Beziehungen zwischen Sexrobotern und anderen Maschinen her. Liebespuppen werden als Nachfolger der Gummi- bzw. Aufblaspuppen und als in der Welt weit verbreitetes Phänomen eingestuft. Es werden fließende Übergänge zu Sexrobotern erkannt. Diese sind mehrheitlich als Projekte und Prototypen vorhanden und recht wenig in Betrieb, was finanzielle, informationelle sowie soziale Gründe hat. Sexroboter können als Serviceroboter und als soziale Roboter verstanden werden, mit der einen oder anderen Besonderheit.
Oliver Bendel
Kapitel 2. Warme und kalte Beziehungen im Netzwerk des Begehrens
Über Mensch-Maschine-Beziehungen
Zusammenfassung
In dem Artikel werden zwei Varianten vorgestellt, wie sich Mensch-Maschine-Beziehungen theoretisch fassen lassen und was das für ein Nachdenken über „warme“ und „kalte“ Beziehungen bedeutet. In der ersten Variante werden Mensch und Maschine als ontologisch different vorgestellt, in der zweiten Variante werden Mensch und Maschine als gleich, weil gegenseitig affizierbar gedacht. Als neuralgischer Punkt wird sich in beiden Ansätzen die Frage nach der Geschlossenheit oder Offenheit der jeweiligen Konstellationen erweisen. Zielt die Beziehung zu der Maschine auf eine Bestätigung des menschlichen Selbst und kommt es damit über den Ausschluss des anderen als anderem zu einer Figur der Kälte? Oder gibt es einen Riss im Begehren, der das Gefüge erschüttert und damit „warm“ macht? Ausgehend von Überlegungen zum Zusammenhang von Angst und Begehren wird abschließend die These zur Diskussion gestellt, dass robotische Begehrensbeziehungen nicht möglich sind, weil das technische Gegenüber nicht „nackt“ im metaphysischen Sinne ist.
Sophie Wennerscheid
Kapitel 3. Speaking with Harmony
Finding the Right Thing to Do or Say … While in Bed (or Anywhere Else)
Abstract
Doing or saying the right thing in response to circumstances is a constant problem, especially for embodied personal companions like Realbotix’s Harmony. In this paper we will describe the Harmony system, how it finds the right thing to say or do, and how recent advances in neural network-based natural language processing and generation will be integrated into next-generation systems. These advances will allow the transition from pattern-oriented responses to dynamic narrative-oriented response generation. Future systems will be able adapt to their situation much more flexibly, and allow a wider range of role-playing and interaction.
Kino Coursey

Liebespuppen und Sexroboter in der Praxis

Frontmatter
Kapitel 4. I was Made for Love
Der Markt für Liebespuppen und Sexroboter
Zusammenfassung
Dieser Beitrag gibt eine systematisierte Übersicht über den Markt für Liebespuppen und Sexroboter. Er wertet Publikationen, Websites und Social-Media-Kanäle aus und stellt ausgewählte Produkte und Projekte in Bezug auf Gestaltung und Technik detailliert dar. In Abschn. 4.2 werden dafür zehn Liebespuppenhersteller anhand der Kriterien Herkunft, Preis, Konstruktion, Material, Sexualformen und Aussehen verglichen. Abschn. 4.3 stellt drei aktuelle Sexroboteranbieter (DS Doll Robotics, Shenzhen All Intelligent Technology und RealDollX) und zwei frühere Projekte (Synthea Amatus und True Companion) vor. Die vorgestellten Anbieter von Liebespuppen und Sexroboter werden je Abschnitt in einer Tabelle zusammenfassend verglichen. Das Ergebnis der Untersuchung bilden vier Kriterien, die derzeitig den Übergang von Liebespuppen zu Sexrobotern markieren. Diese sind: Elektronik, Sprachfähigkeit, Charakterimitation und künstliche Intelligenz. Auf Grundlage der hier vorgeschlagenen Systematisierung können weiterführende Diskussionen praxisbezogen angeknüpft werden.
Ayanda Rogge
Kapitel 5. Guys and Dolls
Sex Robot Creators and Consumers
Abstract
This chapter explores the creators and potential consumers of sex robots. With Realbotix as our case study, we take a closer look at the language and sentiments of those developing the technology and those who are testing, consuming, or showing an interest in it. We do this by means of website and chat forum analysis, and via interviews with those involved. From this, we can see the motivation for developing a sexual companion robot places the emphasis firmly on the companionship aspect, and that those involved in creating and consuming the products share an ideology of intimacy and affection, with sexual gratification only playing a minor role.
Kate Devlin, Chloé Locatelli
Kapitel 6. Die besseren Sexworker?
Ein Interview mit Evelyn Schwarz zur Sexarbeit im BorDoll
Zusammenfassung
Der Beitrag besteht aus einem Interview mit Evelyn Schwarz. Es wurde schriftlich geführt. 2017 entschied sich die Unternehmerin mangels „echter Dienstleisterinnen“, das BorDoll zu eröffnen, in welchem mittlerweile 18 Sexpuppen aus medizinischem Silikon und mit einem Metallskelett auf ihre zumeist männlichen Kunden warten. Jede dort zu findende Liebes- oder Sexpuppe zeichnet sich durch ein individuelles Erscheinungsbild aus; dabei sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Neben unterschiedlichen Haarfarben, Gesichtern und Körperformen besitzen einige Dolls Hörner oder Elfenohren und erinnern so an Figuren aus Fantasyromanen oder Onlinerollenspielen. Bis dato zählt das BorDoll zu seinen Angestellten noch keine KI- oder Robot-Dolls, was sich nach Meinung der Betreiberin allerdings gerne ändern darf, sobald diese Arten für eine dauerhafte Vermietung rentabel werden. Im Laufe des Interviews benennt sie verschiedene Vorteile, zum Beispiel hygienischer oder moralischer Natur, welche ihre Dolls gegenüber menschlichen Sexarbeiterinnen auszeichnen.
Leonie Weber
Kapitel 7. Dinge, Kolleginnen oder Konkurrentinnen?
Ein Interview zur Sexarbeit mit Josefa Nereus
Zusammenfassung
Das Interview mit der Sexarbeiterin und Gewinnerin des 25 Frauen Award von EDITION F (ein Projekt in Kooperation mit ZEIT ONLINE und Handelsblatt) Josefa Nereus zeigt Sexarbeit aus einem ungewohnten Blickwinkel und positioniert sich klar gegen gängige Anschauungen, grassierende Vorurteile und die Stigmatisierung von Sexarbeit im Gesamten. Wie auch auf ihrem eigenen YouTube-Kanal spricht sich Josefa Nereus gegen gesellschaftliche Abwertung von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern und vor allem gegen die unnötige und von ihr als belastend empfundene „Opferstilisierung“ seitens der Gesellschaft aus. Das Interview beschäftigt sich mit der Frage, was gute Sexarbeit sowohl für Kunden als auch für Sexarbeiter(innen) ausmacht und an welchen Stellen Probleme auftreten können. Zentrale Bedeutung schreibt Josefa Nereus hierbei der Schaffung von Raum für Individualitätsauslebung und dem Gefühl des „Gesehenwerdens“ zu. Des Weiteren beschreibt sie sehr anschaulich, warum sie in Sexpuppen und Sexrobotern noch keine allzu große Konkurrenz sieht und wie sie sich käuflichen Sex in der Zukunft vorstellt. Die Fragen wurden schriftlich gestellt, die Antworten per Audiodatei gesandt.
Leonie Weber

Liebespuppen und Sexroboter aus philosophischer und soziologischer Sicht

Frontmatter
Chapter 8. Liebespuppen und Sexroboter in der Moral
Die Perspektive der Maschinenethik und der Bereichsethiken
Zusammenfassung
Dieser Beitrag klärt zunächst die Begriffe der Sexroboter und der Liebespuppen. Dann stellt er aus der Perspektive der Maschinenethik spezifische Fragen und beantwortet sie vorläufig. Anschließend werden die Bereichsethiken einbezogen, um die Implikationen für den Menschen, für Anbieter, Vermittler und Benutzer, herauszuarbeiten. Es folgen Gedankenexperimente, mit denen philosophische und speziell ethische Fragen aufgeworfen und vertieft werden. Am Ende fasst der Autor die Ergebnisse zusammen. Maschinenethik kann aus seiner Sicht helfen, Sexroboter und Liebespuppen mit besonderen Fähigkeiten zu konstruieren, die moralische Maschinen in ihrem Aussehen und Verhalten sind und die es einigen Menschen ermöglichen, ihre sexuellen Aktivitäten zu ergänzen und ein erfülltes Leben zu führen. Die Ergebnisse der klassischen Bereichsethiken können im Hinblick auf den adäquaten Einsatz von Sexrobotern hilfreich sein und weisen auf die Chancen wie auf die Risiken hin. Gedankenexperimente erlauben neue Einsichten und sind Ausgangspunkt für empirische Untersuchungen.
Oliver Bendel
Kapitel 9. Posthumane Cyborgliebe
Die Anpassung des menschlichen Körpers an maschinelle Angebote im sexuellen Bereich
Zusammenfassung
In diesem Beitrag werden Mensch-Maschine-Verhältnisse der spezifischen Art, nämlich die der Cyborgliebe, aus einer soziologischen Perspektive diskutiert. Das Hauptaugenmerk liegt dabei darauf, die Anpassung des menschlichen Körpers an maschinelle Angebote im sexuellen Bereich aufzuzeigen. Dabei wird die technisch ver- und übermittelte Liebespraktik mit teledildonischen Maschinen fokussiert. Entsprechend sind die Fragen danach relevant, ob es sich bei der jeweiligen Anpassung um ein symbiotisches Verhältnis zwischen Mensch und Maschine handelt und ob bzw. wann man von Cyborgliebe sprechen kann. Denn auch wenn dies noch futuristisch anmutet, werden bei der Fülle und Weiterentwicklung von liebes- bzw. sexualitätsdinglichen Angeboten posthumanistische Tendenzen deutlich, die der romantischen Liebe, auf die das Konzept der Kernfamilie als zentraler Institution der Gesellschaft aufgebaut ist, den Boden unter den Füßen wegzuziehen scheinen. Liebe, so lautet die Hauptthese, stellt im posthumanen Zeitalter keine bloß soziale, sondern eine sozio-bio-technische Beziehung dar – vor allem dann, wenn es sich um die Liebe zu und mit Maschinen handelt.
Melike Şahinol
Kapitel 10. Queere Sexroboter
Eine neue Form des Begehrens?
Zusammenfassung
Aktuelle Sexrobotermodelle zeichnen sich fast ausnahmslos durch eine extreme Übersteigerung stereotyper Weiblichkeitsideale aus. Das scheint mit queeren Forderungen nach einer Dekonstruktion heteronormativer Zweigeschlechtlichkeit und heterosexueller Normsexualität unvereinbar. Tatsächlich birgt die Entwicklung intelligenter Sexroboter jedoch ganz erhebliches queeres Potenzial und kann entscheidend dazu beitragen, sexuelle Befriedigung, emotionale Bindungen und Glück auch jenseits zwischenmenschlicher Beziehungen zu erreichen und den Menschen in eine „posthumane“ Zukunft zu geleiten.
Tanja Kubes
Kapitel 11. Trans-Formers
Die Metamorphosen der Liebespuppen und Sexroboter
Zusammenfassung
Als Trans-Formers werden hier Sexroboter, Liebespuppen oder „Spielfiguren“ bezeichnet, die unterschiedliche Gestalt annehmen können. Sie vollziehen Metamorphosen, wie Ovid sie in seinem Werk mit diesem Titel beschrieben hat, je nach Geschmack und Laune des Besitzers oder Benutzers oder je nach den Bedürfnissen unterschiedlicher Menschen. Die Trans-Formers wechseln ihr Geschlecht, werden vom Mann zur Frau oder von der Frau zum Mann, oder sie treten als Transgender bzw. intersexuelle Person auf. Auch Verwandlungen anderer Art sind denkbar, in Tiere, Monster, Aliens, Fantasyfiguren und in abstrakte und dingliche Formen. Der Beitrag beleuchtet die technischen Anforderungen und Möglichkeiten, geht auf gegenwärtig vorhandene Modelle und Ansätze ein und diskutiert Chancen und Risiken der Umsetzung einer solchen Idee. Trans-Formers können eine Bereicherung für die Sexualität sein, stellen aber das Menschenbild infrage und verändern das Menschsein auf eine Weise, die noch kaum beurteilt werden kann.
Oliver Bendel

Therapeutische, pflegerische und psychologische Aspekte von Liebespuppen und Sexrobotern

Frontmatter
Kapitel 12. Sexpuppen und Sexroboter aus sexualwissenschaftlicher Perspektive
Ein Ausblick und eine Einordnung
Zusammenfassung
Sexualwissenschaftler*innen haben, bei aller empirischen Orientiertheit, eine Idee davon, wie eine sexuelle Zukunft aussehen könnte. Auch der Autor möchte sich in diesem Aufsatz daran versuchen: Im Anschluss an eine Darstellung der Entwicklungen der letzten Jahrzehnte, die viel Bewegung und gleichzeitig viel Erstarrung ins Sexuelle gebracht haben, wagt er einen Ausblick, was die mittlerweile nicht mehr ganz so neuen „neuen Technologien“ in ihrer Fortentwicklung bedeuten können – und ordnet von hier aus Sexpuppen und Sexroboter ein.
Heinz-Jürgen Voß
Kapitel 13. Sexroboter light
Pflegeroboter mit sexuellen Assistenzfunktionen
Zusammenfassung
Menschen im Alten- und Pflegeheim haben ebenso wie andere den Wunsch nach Zärtlichkeit und Liebe. Durch die halböffentliche Situation ist es jedoch schwierig für sie, diesen zu erfüllen. Zudem finden sie vielleicht keinen geeigneten Partner mehr, oder es fällt ihnen aus geistigen oder körperlichen Gründen schwer, eine Beziehung zu führen. Auch Menschen, die zu Hause wohnen, können von dieser Problematik betroffen sein. Sie können womöglich jemanden leichter und diskreter empfangen als die Insassen einer Einrichtung, aber einige Alte und Behinderte sind vielleicht eingeschränkt in den entsprechenden Möglichkeiten. Der vorliegende Beitrag untersucht die Chancen und Risiken, die sich mit Blick auf Pflegeroboter bieten. Zunächst geht er auf das sexuelle Wohlbefinden ein. Dann stellt er robotische Systeme von Sexrobotern bis hin zu Pflegerobotern vor. Auf Pflegerobotern liegt schließlich der Fokus, wobei der Autor technischen und gestalterischen Fragen nachgeht. Eine kurze ethische Diskussion rundet den Beitrag ab. Das Ergebnis ist, dass Pflegeroboter mit sexuellen Assistenzfunktionen eine Bereicherung des Alltags von Pflegebedürftigen sein können, dass aber einige technische, gestalterische und moralische Aspekte beachtet werden müssen.
Oliver Bendel
Kapitel 14. Intimate Relationships With Humanoid Robots
Understanding Human Social Cognition and Human Sexuality
Abstract
The topic of human-robot intimate relationships is not only an intensely emotional one that is present in the mass media because of its ability to stir excitement. The very same topic also requires our understanding of basic mechanisms of the human mind and of social cognition in particular. A scientifically-minded framing of the debate around whether and how we might engage in intimate relationships with humanoid robots in the near future might in turn improve our understanding of human sexuality. Viewed from this angle, intimate human-robot interaction is then merely one of many examples of studying human-machine interactions for the benefit of users and as a means of improving our knowledge about humans and the human mind. In this chapter we will adopt such a stance and discuss both social-cognitive and sexual aspects of this innovative topic, review available empirical evidence and offer some suggestions for further research.
Yuefang Zhou, Martin H. Fischer
Kapitel 15. Wann ist die Nutzung von Sexrobotern angemessen?
Ein Onlineexperiment zur Akzeptanz von Sexrobotern in Abhängigkeit von ihrer Nutzergruppe und ihren Potenzialen
Zusammenfassung
Die Akzeptanzforschung zu Sexrobotern steht verschiedenen Schwierigkeiten gegenüber, die sich in der Berührungsangst potenzieller Nutzer*innen, Studienteilnehmer*innen und Forscher*innen in Bezug auf das Thema widerspiegeln. Die vorliegende explorative Studie mit 144 Befragten hat die Wirkung des Einsatzes konkreter Nutzergruppen (gerahmt in Vignettenform) auf die Annahme oder Ablehnung von Sexrobotern untersucht. Ältere und isolierte Zielgruppen wurden hierbei als effektiver für die Studie ermittelt als Menschen mit Beeinträchtigung. Das Vorhandensein einer Zielgruppe überhaupt erhöht nicht nur die Akzeptanz, sondern mindert auch die Geschlechterunterschiede. Das Potenzial, das gesundheitliche Wohlbefinden zu fördern, scheint dabei einen stärkeren Einfluss auf die Akzeptanz von Sexrobotern auszuüben, insbesondere wenn hiermit eine Stärkung des Selbstbewusstseins verbunden wird. Dieses und andere Potenziale sind ausschlaggebend, um die Akzeptanz von Sexrobotern in der Bevölkerung zu erhöhen.
Ayanda Rogge, Katrin Etzrodt
Kapitel 16. Sexpuppen und Sexroboter aus psychologischer und therapeutischer Perspektive
Pathogene und salutogene Nutzungsmuster
Zusammenfassung
Werden Sexroboter Glück, Lust und Zufriedenheit in der Gesellschaft mehren oder werden sie zu Vereinsamung, Verrohung und Gewalt führen? Der vorliegende Beitrag verwirft positiv utopische (eutopische) und dystopische Zukunftsszenarien gleichermaßen und arbeitet stattdessen die komplexen Wechselwirkungen zwischen Robotermerkmalen und Personeneigenschaften in unterschiedlichen Situationen und unter verschiedenen Umweltbedingungen heraus. Vier zentrale Dimensionen des Mensch-Roboter-Verhältnisses werden behandelt: Objektwahl, Sexualverhalten, Beziehungsgestaltung sowie Identität und Coming-out. Damit wird verdeutlicht, dass die Verbindungen zwischen Mensch und Roboter genau wie zwischenmenschliche Bindungen sehr unterschiedlich beschaffen sein können und dementsprechend auch sehr unterschiedliche Wirkungen erzeugen. Anschließend geht es um mögliche schädliche (pathogene) und gesundheitsförderliche (salutogene) Effekte von Sexrobotern und ihren Vorgängern, den Sexpuppen. Behandelt werden so unterschiedliche Aspekte wie soziale Ängste, demografischer Frauenmangel, Sexmangel, Frauenhass, Vergewaltigung, Pädophilie, Behinderung und sexuelle Exploration. Die Ausführungen stützen sich auf psychologische und sexologische Theorien, auf Äußerungen von Puppenbesitzer:innen, auf Einschätzungen von Therapeut:innen und auf Fallbeispiele. Der Beitrag endet mit Vorschlägen für die zukünftige Forschung in diesem Feld.
Nicola Döring
Metadaten
Titel
Maschinenliebe
herausgegeben von
Prof. Dr. Oliver Bendel
Copyright-Jahr
2020
Electronic ISBN
978-3-658-29864-7
Print ISBN
978-3-658-29863-0
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-29864-7