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26.11.2012 | Media Relations | Schwerpunkt | Online-Artikel

Dossier: "Du sollst nicht lügen!" - Die Täuschung in der PR

verfasst von: Michaela Paefgen-Laß

2:30 Min. Lesedauer

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Lüge, Maske, Bühnenspiel – für den Philosophen Friedrich Nietzsche sind diese Spielarten der Täuschung kein moralisches Problem, sondern notwendiges Instrument im Überlebenskampf. Gilt das auch für die PR? Das Lingener Teldafax-Urteil wirft die Frage auf, wie viel Tricksen im PR-Geschäft erlaubt ist.

Ausgelöst hat die Diskussion ein Kommentar von Handelsblatt-Redakteur Sönke Iwersen. Anlässlich des Schadenersatz-Urteils gegen den insolventen Billigstromvermittler Teldafax wegen Kundentäuschung fordert Iwersen den Berufsstand der Pressesprecher zu mehr Ehrlichkeit auf. Pressesprecher, die Kunden durch unterdrückte Wahrheiten oder gezielte Fehlinformation finanzielle Schäden zufügten seien "keine ahnungslosen Mitläufer", sondern "Täter". Klaus Merten, Kommunikationswissenschaftler an der Universität Münster konterte umgehend. "Nur wer lügen darf, kann kommunizieren". Ist die Lüge nun also Feind oder Freund der Kommunikation?

Die Lüge als Ursprung aller Kommunikation

In seinem Buchkapitel "Lüge als Akt der Kommunikation" zieht Konrad Paul Liessmann Nietzsches Abhandlung "Über Lüge und Wahrheit" heran, um die Lüge als Wurzel jeder Kommunikation zu entlarven. Täuschung, und nicht der Wunsch mit anderen "in ein aufrichtiges Verhältnis des Austausches" zu treten wird dort als Sinn der Kommunikation formuliert. Bereits Arthur Schopenhauer hatte in der Lüge einen Mechanismus erkannt, mit dem der Wille des Gegenübers beeinflusst werde. Eine Sichtweise, die heute den gesamten PR-Bereich als eine "gigantische Lügenmaschinerie, erscheinen lässt, bei der es darum geht, Menschen gegen ihren Willen dazu zu bringen, etwas so zu tun, dass sie glauben, es wäre ihrem freien Willensentschluss entsprungen", meint Liessmann.

Täuschungstechniken in der Markenkommunikation

Die Täuschung gehöre zur Rollenerwartung der Publik Relations, legt Kirsten Thummes in ihrem Buchkapitel "Täuschung in der strategischen Kommunikation" dar. Sie differenziert die Täuschungstechniken, die in Marktkommunikation und PR zum Einsatz kommen. Die Technik des Verschweigens bestimmter Informationen sei ein PR-Instrument zum Schutz von Geschäftsgeheimnissen. In der Praxis bedeutet dies, dass der PR-Manager entweder auf Äußerungen verzichtet oder auf Ablenkungsmanöver ausweicht. Das ist nur durch die verbale Täuschung, die so genannte Decklüge zu meistern. Ohne Lügen funktioniere die Ablenkungs-Strategie von geheimen Informationen nur, wenn gezielte Botschaften zur Vermeidung negativer Anschlusskommunikation ausgesendet werden.

Bleibe glaubwürdig, Pressesprecher!

Im Fall Teldafax verbreitete die PR-Managerin bis zur Insolvenz Erfolgsmeldungen, die das Unternehmen als attraktiven Anbieter darstellten und Kunden in die Falle tappen ließen. Ein Pressesprecher, der für einen gerichtlich festgestellten Betrüger arbeite, mache sich zwar nicht der Beihilfe im juristischen Sinne schuldig, meinte Gerhardt A. Pfeffer, Chefredakteur und Herausgeber des Webportale PR-Journal und PR-Lokalreporter, gegenüber der Journalistenplattform Newsroom. Allerdings setzte er seine wichtigste Währung, die Glaubwürdigkeit, gegenüber den Medien und der Öffentlichkeit aufs Spiel.

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Die Hintergründe zu diesem Inhalt

2012 | OriginalPaper | Buchkapitel

Lüge als Akt der Kommunikation

Quelle:
Kommunikation und Verständigung

2012 | OriginalPaper | Buchkapitel

Einleitung

Quelle:
Vertrauen in Public Relations