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08.03.2013 | Medien | Schwerpunkt | Online-Artikel

Der Journalismus und die Moral

verfasst von: Andrea Amerland

2 Min. Lesedauer

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Das Wort 'Moral' kommt in deutschen Medien vor allem im Sportteil und auf den Klatschseiten vor, aber kaum in den Wirtschafts- oder Politikressorts, so das Ergebnis einer Studie. Was sagt das über die Moral von Journalisten aus?

Dass das Wortfeld 'Moral' vorwiegend in unterhaltsamen und Boulevard-Ressorts thematisiert wird, hat der Kommunikationswissenschaftler Hektor Haarkötter von der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation in einer Big Data-Analyse von mehreren hunderttausend journalistischen Texten aus Medien wie "Süddeutsche Zeitung", "Bild" und "Bunte" herausgefunden.

Den Studienergebnissen zufolge kommt der Begriff 'Moral' in über 200.000 analysierten Texten auf sueddeutsche.de exakt 5.552-mal vor. Auf bild.de wurde der Begriff in den mehr als 800.000 Texten 2.152-mal verwendet. Am meisten ist der Moral-Begriff dabei ausgerechnet im Sportressort zu finden. Der Grund: Die Bundesliga-Berichterstattung spricht im Zusammenhang mit der Einstellung von Spielern und Trainern geradezu inflationär davon. In Boulevardmedien wie "Bild" werde vorrangig in Artikeln über Sex oder Nacktheit die moralische Keule geschwungen. Interessanterweise ist in Berichten über Wirtschafts-, Wissenschafts- und Forschungsthemen von Moral am wenigsten die Rede.

Moralische Kommunikation in den Massenmedien

Und die Moral von der Geschicht‘? Hat sich die moralische Kommunikation in den Medien gewandelt? Dieser Rückschluss lässt sich aus Haarkötters Studienergebnissen nicht ziehen, da die Quantität des Moral-Begriffs in Artikeln und Ressorts nicht zwingend etwas über die Art kritischer Berichterstattung und die ethische Normbindung von Journalisten aussagt. Beschreibende und wertende Attribute oder Adjektive wie 'verwerflich', 'bedenklich' oder 'zweifelhaft' wurden in der Big-Data-Analyse gar nicht untersucht. Und qualitative Interviews wurden offenbar nicht durchgeführt, um zu aussagkräftigen Ergebnissen zu kommen.

Generelle Aussagen über moralische Kommunikation in den Medien lassen sich dennoch treffen. Andreas Ziemann hat in seinem Fachartikel "Die Moral der Gesellschaft im Spiegel der Massenmedien" Faktoren definiert, bei denen eine moralisch aufgeladene und alarmierende Berichterstattung garantiert ist. Moralische Kommunikation wird demnanch in den Medien ausgelöst durch:

  • Wertverletzungen
  • Normverstöße
  • Inszenierte Meinungsbildung und Diskreditierungsabsichten
  • Krisenszenarien
  • Beunruhigende Realitäten

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Quelle:
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