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26.06.2013 | Medien | Schwerpunkt | Online-Artikel

Überholt: TV-Quotenmessung im Online-Zeitalter

verfasst von: Andrea Amerland

1:30 Min. Lesedauer

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Die Quote entscheidet im Fernsehen über den Erfolg einer Sendung und über einen dauerhaften Sendeplatz. Doch wie aussagekräftig sind TV-Quoten im Online-Zeitalter und wie sind die Konsequenzen für den Journalismus?

Viele TV-Sendungen werden insbesondere von jüngeren Zuschauern längst online on demand geschaut. Claus Kleber hat dieses Phänomen kürzlich erst in einem Interview beklagt. TV-Quotenmessung erfasst allerdings nach wie vor nur den Konsum in den 5.000 Haushalten, die zur Messung herangezogen werden. Dabei sind TV-Inhalte auf vielen Kanälen von der eigenen Mediathek, über die App bis hin zum YouTube-Channel zu finden. Das Fatale: Die Quote dient trotz dieser Veränderungen in allen Sendern als zentrale Größe für Qualität und hat somit enormen Einfluss auf die Programmgestaltung, sogar auf die Themenauswahl von Nachrichtensendungen, so RTL2-Chefredakteur Jürgen Ohls in dem Buch "Von Dunkelmännern und Lichtgestalten".

Publikumswirksame Programmgestaltung

"Die Macher setzen auf quotenorientierte Auswahlkriterien und verwandeln insbesondere in der Gewaltberichterstattung häufig Einzelfälle in publikumswirksame Bedrohungsszenarien", schreibt Ohls. So halten im Sinne der Quote etwa immer mehr Sexualmorde oder Interviews mit Angehörigen von Entführungs-Opfern Einzug in die Berichterstattung. Und Ohls benennt klar Themen, bei denen die RTL2-Zuschauer wegzappen. So hält es insbesondere jüngere Zuschauer nach dauerhafter Finanzkrisen-Berichterstattung nicht mehr bei dem Privatsender. Auch wenn es um Jugendarbeitslosigkeit in Mecklenburg-Vorpommern geht, verabschieden sich die Zuschauer.

TV-Programm für die falsche Zielgruppe

Doch nicht nur der ins Internet verlagerte TV-Konsum macht die Quotenmessung fragwürdig. Auch die so genannte Referenzzielgruppe der 14-49-Jährigen, in der die TV-Quoten erhoben werden, gilt angsichts des demografischen Wandels als überholt. Eine Verlagerung der Referenzzielgruppe auf die 20-59-Jährigen wurde unlängst gefordert.

Fazit: TV-Sender orientieren sich in der Programmplanung an einer Quote, deren Messmethode die Zuschauerbedürfnisse nicht mehr richtig abbildet und senden so letztendlich an ihrer Zielgruppe vorbei. Die Referenzzielgruppe muss sich ändern und die TV-Nutzung im Internet als Größe berücksichtigt werden.

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