Digitale Medien gelten in der Public Relations als bevorzugte Informationsquelle der Massen. Eine aktuelle Untersuchung zeichnet nun jedoch ein gegensätzliches Bild: Klassische Medien haben bei Konsumenten klar die Nase vorne.
Experten aus dem Bereich Public Relations (PR) sind für ihre umfassenden Kenntnisse über die Medienlandschaft bekannt. Doch auch ihre Analysen und Ableitungen decken sich nicht immer mit der Praxis, wie die Studie "Wege zum Verbraucher 2020", durchgeführt von der Hamburger Kommunikationsberatung Faktenkontor in Zusammenarbeit mit dem Marktforscher Toluna und der dpa-Tochter News aktuell, belegt.
So sehen knapp 80 Prozent der PR-Profis in sozialen Netzwerken das größte Sammelbecken für Konsumenten. Tatsächlich aber konsumieren viele Verbraucher die sozialen Medien eher als passive Berieselung und ohne eine konkrete Nutzungsabsicht. Lediglich 44 Prozent bewegen sich gezielt auf den Plattformen, um Nachrichten, Unterhaltung und andere Informationen, zum Beispiel über Produkte, zu erhalten. Ein ähnliches Bild ergibt sich in Bezug auf Online-Medien: Mit 47 Prozent erreichen die dort platzierten Informationen durchschnittlich nicht einmal die Hälfte der Deutschen. Die klassischen, oftmals als Auslaufmodell diskutierten Medien genießen dagegen großes Vertrauen bei den Konsumenten.
Medienmix statt blinder Digitalisierung
Klarer Spitzenreiter ist das Fernsehen, über das sich 86 Prozent der Befragten informieren. Ebenfalls beliebt sind gedruckte Zeitungen (59 Prozent), obwohl diese naturgemäß weniger aktuell und schnell Inhalte publizieren können. 45 Prozent der PR-Experten hatten das klassische Medium daher bereits als nicht mehr massentauglichen Informationsweg eingestuft.
Diese Fehleinschätzung wertet Dr. Roland Heintze, Geschäftsführender Gesellschafter bei Faktenkontor, als Überreaktion, die ihr Ziel verfehlt hat. "Lange Zeit haben wir die digitalen Medien sträflich vernachlässigt", so sein Kommentar zur Studie. Daraus sei eine komplett konträre Haltung entstanden, die jedoch ebenso nicht die Realität der Mediennutzung widerspiegelt. Vielmehr ist ein ausgewogener Medienmix die Lösung. "Über welchen Kanal welche Informationen gesendet werden, entscheidet sich ausschließlich anhand der Zielgruppe", konstatiert Heintze.