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27.06.2017 | Mensch-Maschine-Interaktion | Schwerpunkt | Online-Artikel

Die Ethik machthungriger Algorithmen

verfasst von: Andreas Burkert

2:30 Min. Lesedauer

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Maschinen mit künstlicher Intelligenz werden natürlich nicht die Macht ergreifen. Aber sie können die Gesellschaft in ihren Grundwerten erschüttern. Der Deutsche Ethikrat fordert deshalb eine ethische, rechtliche und soziale Diskussion.

"Alles lässt sich auf ein binäres Modell reduzieren. Sogar die Funktion eines Gehirns“, erklärt Dr. Alexy Khrabrov im Gespräch mit der ATZ. Khrabrov ist Chief Scientist beim Cicero Institute und einer der führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz. Und mit seiner Aussage deutet er an, um was die Informatik sich derzeit fieberhaft bemüht. In naher Zukunft wollen sie herkömmliche elektronische Systeme mit jenen kognitiven Fähigkeiten ausstatten, die einen Menschen auszeichnen. Das Gehirn ist nämlich in der Lage, Daten in enormer Geschwindigkeit zu verarbeiten und zu visualisieren. Nur hapert es beim Daten-In- wie auch beim -Output. Von Systemen der künstlichen Intelligenz erwarten Forscher allerdings keine Schwäche. Sie lernen und agieren unermüdlich.

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Für die Entwickler sogenannter autonomer Systeme wie selbstfahrende Autos, Pflegeroboter, vernetzte Haushaltsgeräte aber auch autonome Waffensysteme sind dies gute Aussichten. Experten zufolge erlauben eine ausgeklügelte Sensorik, komplexe und selbstlernende Algorithmen sowie umfassende Vernetzungsmöglichkeiten den Systemen, "schnell und unter Abgleich vielfältiger Daten auf ihre Umwelt zu reagieren und weitgehend unabhängig von menschlichen Eingriffen zu agieren“. Schöne neue Welt. Die aber Peter Dabrock, Vorsitzender des Ethikrates, kritisch sieht. Seiner Ansicht nach ergeben sich aus den Fortschritten auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz "eine Reihe ethischer, rechtlicher und sozialer Fragen“. Mit dieser Mahnung eröffnet er die Jahrestagung zum Thema Autonome Systeme, die in Berlin stattfand.

Autonome Systeme und die Unmündigkeitsfalle

Mit dem am 1. August 2007 in Kraft getretenem Gesetz zur Einrichtung des Deutschen Ethikrats (Ethikratgesetz - EthRG) befasst sich ein unabhängiger Sachverständigenrat mit ethischen, gesellschaftlichen, naturwissenschaftlichen, medizinischen und rechtlichen Fragen. Dazu gehören auch die voraussichtlichen Folgen für Individuum und Gesellschaft, die sich im Zusammenhang mit der Forschung und den Entwicklungen insbesondere auf dem Gebiet der Lebenswissenschaften und ihrer Anwendung auf den Menschen ergeben. Auch deshalb hinterfragt Dabrock die Entwicklung kritisch, ob "wir im Meer unserer Datenströme selbstbestimmt bleiben können, oder stolpern wir - mehr berauscht als bewusst - vor lauter Freude an Miniaturverbesserungen unseres Alltages in eine Unmündigkeitsfalle hinein?".

Seiner Ansicht nach ist die gesamte Gesellschaft gefragt, "mitzureden und mitzugestalten, wie sie das erhebliche Potenzial der neuen Entwicklungen nutzen will“. Wie wichtig die Diskussion jetzt ist, zeigt der Bericht von Henning Kagermann von der Deutschen Technikakademie acatech. Er erklärt, was hochautomatisierte Systeme bereits können und wie mithilfe von Methoden der künstlichen Intelligenz eine neue Generation zunehmend autonomer Systeme entsteht. Ob Industrieproduktion, Mobilität, Smart Home oder für Menschen gefährliche (Rettungs-)Maßnahmen - für alle Anwendungsfelder gelte, dass mit den Maschinen Menschen unterstützt und ihre Fähigkeiten ergänzt, sie aber nicht ersetzt werden sollten. Deshalb sei "ein frühzeitiger und langfristig angelegter gesellschaftlicher Dialog nötig, in dem Chancen und Risiken transparent gemacht und gegeneinander abgewogen werden", so Kagermann.

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