Der Goldpreis steigt und steigt: Viele Anleger haben bereits in das Edelmetall investiert und ihr Portfolio angepasst. Dazu gehören vor allem wohlhabende, aber auch viele junge Menschen. Beobachter prognostizieren bis Ende des Jahrzehnts weitere kräftige Wertzuwächse.
Die 25- bis 34-Jährigen verfügen häufig über Goldvermögen. Laut einer repräsentativen Yougov-Umfrage im Auftrag von Degussa Goldhandel haben 23 Prozent dieser Altersgruppe Münzen oder Barren geerbt und weitere 22 Prozent das Edelmetall selbst gekauft. Sie können sich derzeit über die Entwicklung ihrer Geldanlage kaum beklagen. Am 18. Oktober übersprang der Goldpreis eine weitere Hürde und knackte die Marke von 2.700 US-Dollar je Feinunze. Diese entspricht einem Gewicht von 31,1 Gramm.
Aber auch 71 Prozent der älteren Verbraucher zwischen 41 und 54 Jahren stimmt der Höhenflug des Goldpreises positiv. Bei der Frage nach dem Anteil des Goldes im Anlageportfolio belegt die Generation Z aber den Spitzenplatz: 50 Prozent sagen, dass das Edelmetall in ihrem Anlagemix fünf bis zehn Prozent beträgt. Bei den anderen Zielgruppen liegt der Anteil im Depot darunter.
Mit dem Aufflammen der Corona-Pandemie ist die Nachfrage nach Gold kontinuierlich gestiegen. Schließlich gilt das Edelmetall als sicherer Hafen und bietet nach Meinung vieler Anleger darüber hinaus einen guten Schutz vor einer hohen Geldentwertung. Aber auch nach Überwindung der Pandemie hat diese Wertanlage ihren Höhenflug fortgesetzt - trotz rückläufiger Inflationsraten und obwohl "in Zeiten hoher Kapitalmarktzinsen Gold an Attraktivität verliert", erläutert Carmen Mausbach den Run auf Gold und seltene Metalle.
Kein Ende des Goldpreisanstiegs in Sicht
Zwar profitieren Goldbesitzer nicht von Zinsen und Dividenden, die Wertpapiere bieten. Allein die Kurssteigerungen machen die Rendite aus. Und genau deshalb sind Experten äußerst positiv gestimmt. Charlie Morris, Analyst der Investmentgesellschaft Atlantic House, schätzt, dass eine Feinunze bis zum Jahr 2030 mehr als 7.000 US-Dollar kosten könnte. Die Vermögensverwaltung Incrementum geht in ihrem "In Gold We Trust"-Report immerhin von einem Anstieg des Goldpreises auf 4.800 US-Dollar bis zum Ende der Dekade aus.
Zudem sind sich die Experten bei den zentralen Wachstumstreiber einig: Die Neuordnung des internationalen Wirtschafts- und Machtgefüges, das Erreichen der Grenzen der Schuldentragfähigkeit vieler Staaten und mögliche weitere Inflationswellen nennen sie als Hauptgründe.
Gold gilt seit jeher als klassische Anlage in Krisen- und Inflationszeiten. "Tatsächlich ist Gold physisch wertbeständig und langlebiger als Immobilien, die technisch veralten. Ansonsten gilt aber, was auch auf andere Vermögensformen zutrifft: Es gibt mehrere Einflussfaktoren für die Wertentwicklung und Inflation ist nur eine davon", erläutern die Springer-Autoren Horst Gischer, Bernhard Herz und Lukas Menkhoff. Das Edelmetall biete insofern eine gewisse Absicherung, "aber keinen wirklich direkten Schutz". Empirisch reagiere der Goldpreis stärker auf große Krisen als auf eine hohe Teuerung.
Verunsicherte Anleger und Notenbanken kaufen
Aktuell profitiert Gold unter anderem von Unsicherheiten rund um die bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen und die Erwartung einer lockereren Geldpolitik, erläutert Edelmetallhändler Alexander Zumpfe von Heraeus. Auch Analyst Carsten Fritsch von der Commerzbank sieht einen Zusammenhang mit den anstehenden US-Wahlen. "Die aktuellen Umfragen zeigen Donald Trump im Aufwind. Sollte er im Januar wieder ins Weiße Haus zurückkehren, dürften die Inflationsrisiken merklich zunehmen", sagte Fritsch. Wer bei der US-Wahl am 5. November das Rennen machen wird - der Republikaner Donald Trump oder die Demokratin Kamala Harris - gilt als offen.
Aber auch Notenbanken rund um den Erdball legen sich derzeit jede Menge Gold in die Tresore. Für Staaten hat es eine besondere Krisenfunktion, wie das Beispiel Türkei zeigt. Die Landeswährung Lira ist schwach und die Inflation hoch. Zur Jahresmitte war die türkische Notenbank deshalb größter Nettokäufer weltweit mit rund 45 Tonnen, wie eine Statistik des World Gold Council belegt. Indien und China folgen auf den Rängen zwei und drei.
Wohlhabende sichern mit Gold ihr Portfolio ab
Bereits in den Nuller-Jahren erlebte das Edelmetall einen stetigen Preisanstieg. Erst nach dem Abklingen der Banken- und Wirtschaftskrise endete diese Entwicklung. Nach einem Peak von 1.668,98 US-Dollar je Feinunze im Jahr 2012 sackte der Wert in den Folgejahren wieder auf 1.160,60 US-Dollar (2015) ab. Mit Ausbruch der Pandemie suchten Anleger aber wieder die Sicherheit von Gold. Laut einer Studie der Reisebank von Anfang 2024 haben im vergangenen Jahr 4,4 Prozent der Deutschen erstmals Gold gekauft. Wer sich das Edelmetall zugelegt hat, investierte dafür durchschnittlich 4.764 Euro. Darunter waren nicht nur junge, sondern auch zahlreiche Menschen mit großen Vermögen, die Teile der liquiden Mittel oder andere Anlageklassen in Gold als Wertspeicher umgewandelt haben, zeigte die Erhebung.
Sie alle dürfte freuen, dass seit Jahresbeginn der Kurs dieser Anlage um gut 32 Prozent zugelegt hat (Stand: 21. Oktober). Und anhaltende geopolitische Unsicherheiten - etwa im Nahen Osten und in der Ukraine - lassen den Wunsch nach mehr Sicherheit im Portfolio weiter wachsen und so den Preis mittelfristig weiter steigen.
Gold-ETF als Anlagealternative
Neben dem klassischen Goldvermögen in Form von Schmuck, Münzen und Barren erläutert Versicherungsmagazin-Autorin Mausbach aber noch weitere Alternativen, um vom steigenden Goldpreis zu profitieren:
Deutlich preiswerter und einfacher als der direkte Kauf von Barren und Münzen sind Gold-ETFs und Gold-ETCs. Der Vorteil von Gold-ETFs (Exchange Traded Funds) ist, dass es sich rechtlich um Sondervermögen handelt, das insolvenzfest ist. ETCs (Exchange Traded Commodities) sind hingegen rechtlich unbefristete Schuldverschreibungen, so dass es bei einer Insolvenz des Emittenten zu einem Totalverlust des investierten Kapitals kommen kann. Beraterinnen und Berater, die ihren Kunden Gold-ETFs empfehlen möchten, müssen allerdings im Ausland nach geeigneten Produkten suchen. In Deutschland sind Gold-ETFs aufgrund der rechtlichen Rahmenbedingungen durch die UCITS-Richtlinien (Undertakings for Collective Investment in Transferable Securities) nicht zugelassen, da sie die vorgegebenen Diversifikationskriterien nicht erfüllen."
Andere Metalle und seltene Erden im Fokus
Auch muss laut Mausbach nicht unbedingt Gold die Anlage der Wahl sein. Aktuell seien auch viele andere Metalle gefragt - etwa solche, die zur Herstellung von Batterien für Elektroautos, Solarpanels, Windkraftanlagen und Wasserkraft benötigt werden. Deren Preise könnten laut des Statistikportals Statista bis zum Jahr 2050 regelrecht explodieren. "Das gilt vor allem für die globale Lithium-Nachfrage, die gemessen an der weltweiten Nachfrage aus dem Jahr 2020 um über 2.100 Prozent ansteigen soll", so Mausbach.
Auch Dysprosium, das zu den seltenen Erden zählt, dürfte den Prognosen zufolge zunehmend nachgefragt werden - steckt es doch ebenfalls in Smartphones oder Elektroautos. Ebenfalls zu den seltenen Erden gehört Indium, das etwa für die Herstellung von Solarzellen eingesetzt wird. "Für den Bau von Windkraftanlagen werden hingegen vor allem Aluminium und Kupfer benötigt. Silber findet als Industriemetall ebenso in vielen Bereichen der Energiewende Verwendung."