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Methoden für die Technikfolgenabschätzung

Bewährte Praxis, aktuelle Herausforderungen, neue Chancen

  • 2025
  • Buch
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Über dieses Buch

Methoden sind für die Technikfolgenabschätzung (TA) von zentraler Bedeutung. Wissen über Folgen und Risiken von Technik muss erzeugt, diskutiert, bewertet und vermittelt werden. Die TA greift dabei auf eine Vielzahl von wissensgenerierenden, kollaborativen und kommunikativen Methoden zurück, wobei sich diese ständig weiterentwickeln und neue Methoden hinzukommen. Das Buch reflektiert den aktuellen Stand der Methodendiskussion in der TA und diskutiert zukünftige Herausforderungen. In fünf thematischen Abschnitten werden die Themen „Anspruch der Methoden in der TA”, „konzeptionelle Überlegungen”, „künstliche Intelligenz als Thema und Methode der TA”, „Methoden im Transformationskontext” sowie „methodische Innovationen” behandelt. Die Beiträge in diesem Sammelband zielen darauf ab, die methodischen Grundlagen in der TA weiterzuentwickeln und damit ihre Bedeutung für die Gestaltung der Zukunft zu stärken.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Methoden für die Technikfolgenabschätzung: Einführung in dieses Buch
Zusammenfassung
Methoden sind eine zentrale Grundlage wissenschaftlicher Forschung. Sie strukturieren den Erkenntnisprozess, erlauben einen systematischen Erkenntnisgewinn und dienen als Grundlage für die Nachvollziehbarkeit und Überprüfbarkeit wissenschaftlicher Ergebnisse. Methodisches Vorgehen, Transparenz, Offenheit und Nachvollziehbarkeit sind wesentliche Prinzipien der Wissenschaft und machen sie vertrauenswürdig.
Michael Ornetzeder, Mahshid Sotoudeh, Walter Peissl

Anspruch der Methoden in der TA

Frontmatter
Methoden in der TA: Ihr Anspruch auf Robustheit und Qualität unter Veränderungsdynamiken
Zusammenfassung
Das Kapitel beleuchtet die Veränderungsimpulse für die Methodenentwicklung in der TA und wie die Qualität der Methoden im Verlauf der Forschungsaktivitäten gesichert werden kann. Im ersten Teil wird in einem kurzen generischen Abriss das Verhältnis von Wissensgenerierung und Methoden der TA dargestellt. Der zweite Teil vertieft die Fragestellung anhand der partizipativen Szenariomethode Public Participation GIS und illustriert deren Anwendung am Praxisbeispiel Freiflächenphotovoltaik auf kommunaler Ebene. Im dritten Teil werden die Ergebnisse vorgestellt. Abschließend werden einerseits die Herausforderungen dieser Methode beschrieben, andererseits aber auch die Möglichkeitsräume, die sich aus dem Verfahren ergeben haben, reflektiert und für die weitere Methodenentwicklung diskutiert.
Bettina-Johanna Krings, Christine Rösch
Technikfolgenabschätzung braucht Methodenintegration
Zusammenfassung
Technikfolgenabschätzung ist sui generis angewiesen auf eine methodenintegrative und -innovative Wissenschaftsperspektive – so die Ausgangsthese des Beitrags. Methodenintegration bedeutet dabei: im Forschungsprozess maßgeschneiderte einzelne Methoden und zusammenwirkende Methodensets zu entwickeln und anzuwenden, um bestmöglich den Aufgaben und Zielen der Technikfolgenabschätzung gerecht zu werden. Die Notwendigkeit der Methodenintegration wird zurückgeführt auf das breite Aufgabenspektrum der Technikfolgenforschung; die Herausforderungen der Methodenintegration ergeben sich aus der Multidimensionalität von Technikfolgen. Anhand von drei Forschungsprojekten wird Methodenintegration und -innovation in den Themenfeldern hybride Fokusgruppen, partizipative Modellierung sowie integrierte Politikfolgenanalyse dargestellt. Abschließend werden die drei Beispiele vergleichend betrachtet und Schlussfolgerungen gezogen.
Dirk Scheer
Möglichkeiten und Grenzen neuer Elemente der rationalen Technikfolgenabschätzung
Zusammenfassung
In der rationalen Technikfolgenabschätzung ist es das Ziel, durch die Rekonstruktion von Argumentationsketten Wenn-Dann-Empfehlungen abzuleiten. Ausgehend von der ursprünglichen Methode mit interdisziplinären Expert:innengruppen zu arbeiten, ergeben sich für ein anwendungsnahes Feld wie die Energieversorgung besondere Herausforderungen. Dazu sind in verschiedenen Projekten neue Elemente wie erweiterte transdisziplinäre Gruppen, Co-Design mit praktischen Expert:innen in der Modellierung und die modellbasierte Optionenanalyse und Bewertung hinzugenommen worden. Diese bieten einige neue Möglichkeiten, aber auch Grenzen und neue Herausforderungen. Die Elemente werden in Zukunft weiter ausgebaut und ergänzt werden, um noch stärker als bisher auch zur Umsetzung beitragen zu können.
Bert Droste-Franke

Konzeptionelle Überlegungen

Frontmatter
Von der Kunst, die richtigen Fragen zu stellen. Phänomenologische Überlegungen zum Collingridge-Dilemma
Zusammenfassung
In der Darstellung des Collingridge-Dilemmas unterteilt sich die Einführung und Etablierung neuer Technologien in zwei Phasen: Eine frühe Phase, in der noch nicht hinreichend Folgenwissen für eine angemessene Gestaltung und Regulierung vorliegt, und eine spätere Phase, in der dieses Wissen besteht, die Technologie jedoch schon etabliert und die Folgen eventuell irreversibel sind, so dass Regulierung, sofern noch möglich, kostenaufwändig und langsam ist. Der Beitrag versucht, mit einer phänomenologischen Überlegung eine Verständigung über Technikfolgen zu adressieren, die auf Formen des Nicht-Sehens zurückgehen. Es geht darum, verdeckte Prozesse der Wahrnehmung und Verständigung aufzuklären und eine neue Fragerichtung auszuloten, die das genannte Dilemma neu formuliert und gezielt danach fragt, was man übersehen hat.
Martina Philippi
Modellgestützte (Energie-)Szenarien in der politikberatenden TA. Eine hermeneutisch-kritische Analyse
Zusammenfassung
Moderne Gesellschaften benötigen Beschreibungen zukünftiger Entwicklungen, um komplexe Entscheidungen treffen zu können, z. B. in der Energiewende. Häufig werden modellgestützte Ansätze genutzt, z. B. um Szenarien auf dem in Modellen repräsentierten Wissensstand aufzubauen. In der Technikfolgenabschätzung (TA) dienen diese häufig als Grundlage für Politikberatung. In diesem Kapitel werden die argumentative Struktur und der epistemologische Charakter von modellgestützten Szenarien analysiert. Als erkenntnistheoretisch relevant erweisen sich die temporale Asymmetrie der Modellierung und die Gefahr zirkulärer Schlüsse. Mittels der hermeneutischen Perspektive werden Strategien sichtbar, um mehr argumentative Transparenz zu schaffen und einer voreiligen Schließung offener Zukünfte durch Modellannahmen vorzubeugen.
Armin Grunwald
Transformation Assessment – Soziotechnische Transformationen analysieren, bewerten und (mit-)gestalten
Zusammenfassung
Soziotechnische Transformationsprozesse, wie Energiewende oder Digitalisierung, als Antworten auf globale Herausforderungen führen zu tiefgreifenden Verwerfungen im gesellschaftlichen Zusammenleben. Zur Einschätzung sozialer und struktureller Folgen von Transformationsaktivitäten ist ein Verständnis unterschiedlicher Problemdimensionen notwendig: funktionale Probleme der Unsicherheit und Komplexität,  Herausforderungen konjunktureller und kultureller Anschlussfähigkeit sowie Instruktivität von Visionen zur Zukunftsgestaltung. Transformation Assessment vereint hierzu drei Perspektiven aus Vision Assessment, Kulturwissenschaft und Systemanalyse für einen heuristischen und konzeptionellen Zugang, um intendierte und proklamierte soziotechnische Transformationen systematisch zu analysieren, einzuordnen und Gestaltung zu ermöglichen.
Janine Gondolf, Andreas Lösch, Christian Büscher, Ulrich Ufer
Eine Heuristik zur Technikfolgenabschätzung für Datenumgebungen
Analysedimensionen der Struktur- und Handlungsebene von Datenräumen sowie datenzentrierter Kooperationen.
Zusammenfassung
Datenräume sind Orte der Interaktion zwischen Akteuren und Datenobjekten und bilden damit die Basis für datenzentrierte Kooperationen, die die Entwicklung innovativer Geschäfts- und Analysemodelle ermöglichen sollen. Der Beitrag nutzt das Instrumentarium der Technikfolgenabschätzung (TA) zum Aufbau einer Heuristik, die eine Betrachtung von Datenräumen auf der Struktur- und Handlungsebene systematisiert. Datenräume werden hierbei nicht nur als technische Artefakte, sondern als dynamische Figurationen aufgefasst. Zentral ist der Übergang von einer abstrakten Darstellung des Phänomens zu einer problemorientierten Analyse. Für die prospektive Beobachtung sozioökonomischer Implikationen wird aus Perspektive der interdisziplinären Innovationsforschung insbesondere die Strukturierung des Feldes der Datenumgebung und die Formulierung der Technology Governance relevant.
Greta Runge

Künstliche Intelligenz als Thema und Methode der TA

Frontmatter
Generative KI in der politikorientierten Technikfolgenabschätzung
Zusammenfassung
Generative Künstliche Intelligenz (GenKI) hat in der politikorientierten TA ein hohes Potenzial für Texterstellung, explorative Recherche, Inhaltsanalyse und Ideengenerierung. Allerdings stellt sich die Frage, inwiefern spezifische Qualitätskriterien der politikorientierten TA weiterhin erfüllt werden können. Der Beitrag skizziert mögliche Anwendungsfelder der GenKI, lotet Herausforderungen und Anwendungsvoraussetzungen aus, zeigt geltende Rahmenbedingungen auf und diskutiert mögliche freiwillige Selbstverpflichtungen. Bestehende Leitlinien fordern die Nachvollziehbarkeit und Transparenz über den Einsatz, gehen aber nicht auf das spezifische Anwendungsfeld ein. Ein Erfahrungsaustausch über Einsatzmöglichkeiten von GenKI in der TA-Praxis und die Ausarbeitung von Empfehlungen ist deshalb dringend geboten.
Jutta Jahnel, Michael Nentwich, Pauline Riousset, Christine Milchram, Christoph Kehl, Steffen Albrecht
Podcast-Analyse für die Technikfolgenabschätzung
Zusammenfassung
Das digitale Zeitalter bietet neue Ansätze für die Technikfolgenabschätzung (TA). Dieser methodische Beitrag beschreibt die Analyse von Podcasts, unterstützt durch generative Künstliche Intelligenz (KI), als Werkzeug für die TA. Die Analyseschritte von der Datenauswahl und -beschaffung, über die Transkription, bis hin zur Identifizierung von Zukunftsthemen und der Ergebnisinterpretation werden hinsichtlich ihrer Potenziale, Risiken und möglichen Herausforderungen diskutiert, um eine ausgewogene Perspektive aufzuzeigen. Dieser Beitrag vertieft das Verständnis für den Einsatz von Podcast-Analysen in der TA und bietet einen praxisorientierten Leitfaden für Entscheidungsträger:innen in Organisationen, die ihre TA-Prozesse durch Integration von KI-basierten Methoden erweitern möchten.
Stephan Richter, Sebastian Kruse, Tobias Hungerland

Methoden im Transformationskontext

Frontmatter
Technikfolgenabschätzung in der Transformation als soziotechnisches Verfahren
Zusammenfassung
Das Gelingen einer technikbezogenen gesellschaftlichen Transformation hängt nicht nur von der Technik als solcher ab. Für den Bereich der Arbeit schlägt der Beitrag eine soziotechnische Perspektive auf der Mikroebene des Betriebes vor, welche neben technischen Aspekten die beteiligten Stakeholder sowie organisatorische Rahmenbedingungen und Potenziale betrachtet, die eine erfolgreiche Etablierung ermöglichen oder verhindern können. Das arbeitswissenschaftlich etablierte MTO-Prinzip analysiert und gestaltet mensch-, technik- und organisationsbezogene Aspekte integriert im Kontext ihrer Umwelt. Praxisergebnisse aus Forschungsprojekten zeigen, wie MTO-basierte Konzepte und Verfahren die TA um nicht-technische Stellschrauben ergänzen und die integrierten Empfehlungen prototypisch erproben.
Adjan Hansen-Ampah, Andrea Altepost, Michael Bau
„Momente der Reflexion“ in Plusenergiequartieren: Erfahrungen mit Lernprozessen zweiter Ordnung
Zusammenfassung
In diesem Beitrag wird eine Methode zur Unterstützung von Lernprozessen zweiter Ordnung in Innovationsprozessen vorgestellt. Die Methode greift die Idee der „reflexiven Momente“ aus der Konstruktiven TA auf und schlägt ein Verfahren vor, in dem in einer 3-Rollen-Konstellation – Insider, Outsider und Moderator – eine grundlegende Reflexion anhand konkreter Erfahrungen stattfindet. Die Methode wurde in Kooperation mit Praxispartner:innen in Österreich, Belgien und Schweden am Beispiel von Plusenergiequartieren erprobt. Die Ergebnisse zeigen, dass durch die Reflexionsgespräche zentrale Probleme, potenzielle Risiken aber auch alternative Lösungsansätze identifiziert werden konnten, die sowohl kontextspezifisch als auch allgemein für die Entwicklung von Plusenergiequartieren relevant sind.
Michael Ornetzeder, Livia Regen
Das Potenzial der TA-Methoden für eine nachhaltige Entwicklung: Erfahrungen aus dem Projekt ToNoWaste
Zusammenfassung
Lebensmittelverluste und -verschwendung entlang der Wertschöpfungskette sind ein komplexes sozio-technisches Problem für eine nachhaltige Entwicklung. Die frühzeitige Einbindung von Stakeholdern ist entscheidend, um verschiedene Perspektiven zu integrieren und die Entscheidungsfindung zu verbessern. Dieser Beitrag präsentiert einen TA24-Workshop, der die Methode des ToNoWaste-Projekts in der frühen Phase nachstellt. Mit einem kompakten, angepassten Ansatz, basierend auf der Delphi-Methode und einer STEEPED-Analyse, wurden soziale, technische, ökologische, wirtschaftliche, politische, ethische und demografische Aspekte der Lebensmittelhaltbarkeit analysiert. Gruppendiskussionen, Konsensfindung und Feedback-Schleifen sind Elemente dieser Methode. Diese Methode hat sich als effektiv erwiesen, um in kurzer Zeit mit Stakeholdern zu arbeiten, um wichtige Aspekte schnell zu identifizieren und erste Lösungen zu formulieren. Die Methode erlaubt es, sich auf en spezifischen Aspekt eines größeren Themas zu konzentrieren, in unserem Fall: Lebensmittelhaltbarkeit.
Saskia Favreuille, Mahshid Sotoudeh, Ulrike Bechtold
Welches TA-Wissen fehlt einer „Responsible Governance“ von automatisiertem Fahren und was bedeutet das für die Methodenwahl?
Zusammenfassung
Häufig wird zumindest implizit davon ausgegangen, dass eine „Responsible Governance“ von automatisiertem Fahren (AF) vor allem mehr Wissen über die möglichen zukünftigen Entwicklungslinien der Innovation und ihre jeweiligen Folgen erfordert. In diesem Beitrag wird argumentiert, dass das Hauptproblem vielmehr der Mangel an gemeinsamen Visionen und entsprechenden Zielsystemen für die Mobilität der Zukunft ist. Angesichts dieser normativen Heterogenität erscheint es schwierig, die zukünftigen Entwicklungspfade von AF in eine bestimmte Richtung zu lenken. Der zu starke Fokus auf Folgenwissen zieht eine der Problemstellung nicht angemessene Schwerpunksetzung bei den methodischen Zugängen nach sich.
Jens Schippl

Methodische Innovationen

Frontmatter
Vom wissenschaftlichen Nutzen einer mit dem Standard-Datenschutzmodell durchgeführten Folgenabschätzung
Zusammenfassung
In vielen Forschungsprojekten, in denen personenbeziehbare Daten verarbeitet werden, müssen gemäß der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) Datenschutz-Folgenabschätzungen (DSFA) durchgeführt werden. Neben der instrumentellen Nutzung im Zuge der gesetzlichen Verpflichtungen kann eine DSFA aber mehr. In diesem Beitrag soll aufgezeigt werden, wie eine mit dem Standard-Datenschutzmodell (SDM) durchgeführte DSFA auch als eine wissenschaftlich motivierte TA-Methode nutzbar wäre. Zugleich skizziert der Artikel die rechtlichen Anforderungen, die Forschungsprojekte erfüllen müssen, in denen personenbezogene Daten verarbeitet werden.
Martin Rost, Walter Peissl
Der Futures-Circle – Ein Ansatz zur hermeneutischen Analyse von Technikzukünften
Zusammenfassung
Neue und emergierende Technologien wie humanoide Roboter oder Kernfusionsreaktoren versprechen, unsere Welt grundlegend zu verändern. Ihnen wird zugeschrieben, tiefgreifende Auswirkungen auf sozioökonomische und kulturelle Bereiche zu haben, was sich in neuen Akteurskonstellationen und institutionellen Arrangements zeigt (Rotolo et al., 2015). Dabei existieren diese Technologien meist nur in der Art, wie wir über sie sprechen und kommen in den artikulierten Erwartungen an diese Technologien, den möglichen Anwendungen oder ihren potenziellen Auswirkungen zum Ausdruck. Diese Erwartungen werden Technikzukünfte genannt (Grunwald, 2012; Lösch et al., 2019; Philipp et al., 2022). Technikzukünfte treten in unterschiedlichen Kontexten auf: Sie können von Journalist:innen medial aufbereitet werden, in Foresight-Prozessen als Orientierungswissen entstehen, durch Trendforschung erzeugt oder in Science-Fiction literarisch ausgestaltet werden. Dabei verbreiten sie Vorstellungen, Annahmen über die Welt, wecken Erwartungen und weisen emergierenden Technologien damit Bedeutung zu, zu einem Moment, in dem keine gesicherten Informationen über ihre Auswirkungen vorliegen. In der Forschung werden Technikzukünfte nicht als Vorhersagen, sondern als Spiegel gegenwärtiger Annahmen und Werte verstanden (Brown et al., 2000; Jasanoff & Kim, 2009; Lösch et al., 2019). Daran knüpft die hermeneutische Technikfolgenabschätzung (Grunwald, 2016; Grunwald et al., 2023) an. Sie analysiert, wie Technikzukünfte emergierenden Technologien Bedeutung zuschreibt und zielt darauf, deren gesellschaftliche Einbettung besser zu verstehen. Dieses Kapitel führt in zentrale Perspektiven zur Forschung von Technikzukünften ein und präsentiert den Futures-Circle als Modell hermeneutischer Analyse. Aufbauend auf Grunwalds hermeneutischer TA und Ricoeurs narrativer Hermeneutik verbindet der Ansatz unterschiedliche Perspektiven, um die Bedeutungszuschreibung zu neuen Technologien systematisch zu untersuchen.
Wenzel Mehnert
Situierte Technologien? Ein situationsanalytischer Ansatz zur Untersuchung von Technik und ihren Folgen
Zusammenfassung
Clarkes Situationsanalyse (SitA) findet in der Technikfolgenabschätzung (TA) bislang kaum Anwendung, obwohl sie komplexe soziotechnische Dynamiken erfassen kann. Die SitA ermöglicht relationale und machtkritische Analysen, die über spezifische Prozesse oder Settings hinausgehen. Dabei nimmt sie gesellschaftliche Aushandlungen, Diskurse und die Rolle sozialer Gruppen bzw. Welten ebenso in den Blick wie konkrete Entwicklungs- und Integrationsprozesse. Am Beispiel KI-basierter Entscheidungsunterstützungstools für die HIV-Behandlung zeigen wir, wie die SitA zur Analyse von Technologien genutzt werden kann. Mit der SitA erhält die TA ein relationales Werkzeug, das es auch ermöglicht, gesellschaftliche Dynamiken in ihre Analysen zu integrieren.
Tamara Schwertel, Renate Baumgartner
Focusing und künstlerische Interventionsformate als transformative Tools in der partizipativen TA?
Zusammenfassung
Bei der Begleitung von Transformationsprozessen geht es im Kern um die Frage, wie eine tragfähige Mobilisierung für ein Thema erreicht werden kann. Die Themen, um die es sich in solchen Prozessen handelt, sind oft abstrakt und für Nicht-Expert*innen schwer fassbar. Eugene Gendlin bietet mit Focusing eine Methode an, um noch unbestimmte Körperempfindungen (Felt Sense) zu verbalisieren. Vor dem Hintergrund kollektiver Mobilisierung stellt sich daher die Frage, ob es durch eine Kombination von Felt Sense und partizipativen Methoden gelingen kann, individuelles und kollektives leibliches Erleben in Transformationsprozessen hervorzuheben und damit neue Perspektiven für partizipative Formate der Technikfolgenabschätzung (TA) zu eröffnen.
Vera Borrmann, Michael Auinger
Visionen österreichischer Bürger:innen zum Umgang mit Krisen – welche TA-relevanten Ideen lassen sich erkennen?
Zusammenfassung
Partizipative Methoden der TA nutzen Visioning meist nicht für einen direkten Beitrag zur konkreten Technikgestaltung, sondern es geht zum Beispiel um die Übersetzung der Vorstellungen von wünschenswertem Leben und die Priorisierungen von Problemlagen in Prioritäten für die Technikentwicklung. In diesem Beitrag analysiere ich einen partizipativen Visionsprozess, der gar nicht explizit auf Technikentwicklung abzielte, und leite gesellschaftliche Kontextfaktoren ab, die für Technikentwicklung relevant sein können. Ich analysiere inwieweit Technik in den Visionen der Bürger:innen eine Rolle spielt, und wie sie thematisiert wird. Es geht auch darum, ob direkte oder indirekte Technikfolgen (in wünschenswerten Kontexten der Krisenbewältigung nicht) thematisiert werden.
Ulrike Bechtold
Methoden für die TA: Reflexion und Ausblick
Zusammenfassung
Eines lässt sich mit Sicherheit sagen: Das Themenfeld „Methoden für die TA“ ist umfassend, vielschichtig und dynamisch. Dies hängt nicht zuletzt mit dem Selbstverständnis der TA als inter- und transdisziplinär arbeitendes, beratungsorientiertes Forschungsfeld zusammen. Folglich kann dieses Buch auch nur eine Art Momentaufnahme der in Fluss befindlichen Methodendiskussion in der TA darstellen.
Michael Ornetzeder, Mahshid Sotoudeh, Walter Peissl
Titel
Methoden für die Technikfolgenabschätzung
Herausgegeben von
Michael Ornetzeder
Mahshid Sotoudeh
Walter Peissl
Copyright-Jahr
2025
Electronic ISBN
978-3-658-48491-0
Print ISBN
978-3-658-48490-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-48491-0

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