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Open Access 10.12.2024 | Rezension

Michel Eggebrecht. Was, wenn sich mein Team gar nicht entwickeln will? – Herausforderungen für Teamentwickler und Führungskräfte.

Carl Auer Verlag, Taschenbuch, 191 Seiten, 29,95 €

verfasst von: Tim Kreter, M.A.

Erschienen in: Gruppe. Interaktion. Organisation. Zeitschrift für Angewandte Organisationspsychologie (GIO)

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Hinweis des Verlags

Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.

1 Einleitung

Michel Eggebrecht (Organisationsberater & agile Coach) hat mit „Was, wenn sich mein Team gar nicht entwickeln will?“ ein Werk vorgelegt, das sich als unverzichtbarer Begleiter für Teamentwickler und Führungskräfte etablieren könnte. Das Buch behandelt über 40 Herausforderungen, die im Kontext der Teamentwicklung auftreten können. Besonders hervorzuheben bei der Lektüre ist dreierlei: Erstens die kluge Auswahl der Fragestellungen, die immer wieder dazu anregen, sich selbst zu hinterfragen: „Wie würde ich in dieser Situation handeln? Wie stehe ich zu dieser Thematik?“ Zweitens die Leichtigkeit der Theorievermittlung. So gelingt es dem Autor selbst komplexe theoretische Modelle und Studienergebnisse praxisnah einzuführen und Empfehlungen daraus abzuleiten. So werden bspw. diejenigen, die sich mit der Systemtheorie von Niklas Luhmann beschäftigt haben erkennen, dass Eggebrecht die Welt durch eine systemische Linse betrachtet, auch wenn er auf systemtheoretisches Fachvokabular gänzlich verzichtet. Drittens der explizite Fokus auf Probleme und Herausforderungen. Im Unterschied zur allgemeinen Ratgeberliteratur, die primär erklärt wie Teamentwicklung „richtig“ funktioniert und Idealtypen der Teamentwicklung beschreibt, geht der Autor davon aus, dass Teamentwicklung und Teamarbeit per se Komplikationen mit sich bringt. Hier zeigt sich der mehrjährige Erfahrungsschatz des Autors. Praxisnah und systematisch stellt er die gängigsten Stolpersteine und Herausforderungen dar und entwickelt Lösungsideen und konkrete Interventionen, die Teamentwicklern und Führungskräften einen unmittelbaren Nutzen stiften.

2 Hauptteil

Das Buch ist in zehn übergeordnete Hauptkapitel gegliedert, welche jeweils mehrere Fragestellungen umfassen. Die Fragestellungen im ersten Kapitel dienen dazu, die zentralen Begriffe der Teamentwicklung zu klären. Im zweiten Kapitel wird die Rolle und Haltung des Teamentwicklers beleuchtet. Es geht hier zum Beispiel um die Frage, ob es der Job des Teamentwicklers ist, die Teammitglieder zu verändern. Anschließend wird die Bedeutung des ersten Aufeinandertreffens von Team und Teamentwickler hervorgehoben. Diese Phase wird als entscheidend beschrieben, da Teamentwickler, die keinen Anschluss ans Team finden, oft wirkungslos bleiben. Kapitel 4 beschäftigt sich mit Fragen der Auftragsklärung (z. B.: Wann sollte ich einen Auftrag ablehnen?), gefolgt von der Wahl und Formulierung von Themen und Zielen der Teamentwicklung im fünften Kapitel. Im sechsten Kapitel wird erläutert, wie Teamentwickler Veränderungen im Team herbeiführen können. Zum Beispiel mit der Fragestellung wie sich die „weichen Faktoren“ beeinflussen lassen. Bei der Frage „Was, wenn mein Team ständig über Dinge meckert, die es ohne hin nicht ändern kann?“ gab es ganz konkrete technische Kniffe der Gesprächsführung. Obwohl der Autor hin und wieder hilfreiche Fragetechniken und konkrete Vorgehensmodelle einstreut, gleitet das Buch zu keinem Zeitpunkt in eine reine Toolsammlung ab. Kapitel 7 behandelt zwischenmenschliche Herausforderungen innerhalb des Teams. Hier zeigt sich der systemische Blick des Autors besonders deutlich: So werden die negativen Folgen, aber auch die Funktionen informeller Hierarchie im Team differenziert betrachtet, ohne informelle Hierarchie voreilig als problematisch einzustufen. Ähnliches gilt für die Fragestellung: „Sollen schwierige Themen im Team immer offen angesprochen werden?“ Auch hier folgt eine differenzierte Betrachtung, fernab jeglicher Normativität. Im achten und insgesamt umfangreichstem Kapitel geht es um Fragen der Selbststeuerung, einschließlich Koordination, Verantwortungsübernahme und Entscheidungsfindung. Im neunten Kapitel wird der organisatorische Rahmen betrachtet, der die Arbeit des Teams und die Möglichkeiten der Teamentwicklung beeinflusst, auch hier durch relevante Fragestellungen. Abschließend widmet sich das zehnte Kapitel dem Ende der Zusammenarbeit zwischen Team und Teamentwickler und reflektiert, wie diese erfolgreich abgeschlossen werden kann.
Jedes Kapitel beginnt mit den Überlegungen eines Teamentwicklers, der vor einer schwierigen Frage steht. So startet beispielsweise Kapitel 3.2 (Wie stelle ich in der Anfangsphase die richtigen Weichen für die Arbeit am Team?) mit den folgenden (stets in einem kleinen grauen Kasten eingerahmten) Gedanken eines Teamentwicklers:
„Mein Team lässt regelmäßig unsere Teamentwicklungsworkshops/Retrospektiven ausfallen. Es ist wohl wieder was Wichtiges dazwischengekommen. Aber sind unsere Teamentwicklungsworkshops weniger wichtig? Und warum entscheiden die das eigentlich ohne Rücksprache mit mir? Naja, bisher habe ich ja auch nie was gesagt. Wenn ich jetzt auf einmal aufschreie, würden die sich fragen, was in mich gefahren ist … hätte ich vielleicht von Anfang an strenger sein sollen?“ (Eggebrecht 2024, S. 51)
Auf den folgenden Seiten werden die aufgeworfenen Fragen dann jeweils, unter Berücksichtigung von Theorie und der umfassenden praktischen Erfahrung des Autors beantwortet. Abschließend werden in einem prägnanten Fazit, die wesentlichen Erkenntnisse des Kapitels zusammengefasst. Die Kapitel lassen sich sowohl unabhängig voneinander als auch in einem größeren Zusammenhang lesen, was den Lesern erlaubt, sich gezielt mit spezifischen Fragestellungen zu beschäftigen oder ein umfassendes Verständnis über die Probleme bei der Teamentwicklung zu generieren.

3 Fazit

Eggebrecht hat mit seinem Buch „Was, wenn sich mein Team gar nicht entwickeln will?“ ein Werk für Praktiker geschaffen, das sowohl für erfahrene Teamentwickler und Führungskräfte als auch für Neueinsteiger im Bereich der Teamentwicklung von großem Nutzen ist. Der Mehrwert resultiert vor allem aus der Relevanz der gestellten Fragen und deren systematischer Beantwortung. Das Buch ist verständlich geschrieben und liest sich kurzweilig. Ein Aspekt, der meines Erachtens etwas kurz kommt, ist die Frage nach dem Unterschied, den es macht, wenn man sein Team als disziplinarische Führungskraft entwickeln will. Auch wenn der Autor gelegentlich auf diesen Unterschied hinweist, wäre eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Thema für viele Führungskräfte sicherlich von Interesse. Nichtsdestotrotz: Wer als Coach, Berater oder Führungskraft für Teamentwicklung verantwortlich ist, wird sich in vielen Fragestellungen wiederfinden und wertvolle Impulse für seinen Arbeitsalltag erhalten.
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Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.

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Literatur
Zurück zum Zitat Eggebrecht, M. (2024). Was, wenn sich mein Team gar nicht entwickeln will? Herausforderungen für Teamentwickler und Führungskräfte. Heidelberg: Carl-Auer. Eggebrecht, M. (2024). Was, wenn sich mein Team gar nicht entwickeln will? Herausforderungen für Teamentwickler und Führungskräfte. Heidelberg: Carl-Auer.
Metadaten
Titel
Michel Eggebrecht. Was, wenn sich mein Team gar nicht entwickeln will? – Herausforderungen für Teamentwickler und Führungskräfte.
Carl Auer Verlag, Taschenbuch, 191 Seiten, 29,95 €
verfasst von
Tim Kreter, M.A.
Publikationsdatum
10.12.2024
Verlag
Springer Fachmedien Wiesbaden
Erschienen in
Gruppe. Interaktion. Organisation. Zeitschrift für Angewandte Organisationspsychologie (GIO)
Print ISSN: 2366-6145
Elektronische ISSN: 2366-6218
DOI
https://doi.org/10.1007/s11612-024-00786-w

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