2008 | OriginalPaper | Buchkapitel
Migration in Europa: Rückblick auf das 20. Jahrhundert, Ausblick auf das 21. Jahrhundert, Konsequenzen für die politische Integration
verfasst von : Prof. Dr. Rainer Münz
Erschienen in: Migration und Bürgerbewusstsein
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war Europa die wichtigste Herkunftsregion von Migranten in der Welt. Allein zwischen 1750 und 1960 wanderten rund 70 Millionen Europäer nach Übersee. Die meisten gingen nach Nord- und Südamerika. Kleiner waren die Zahlen der Auswanderer nach Australien und Neuseeland sowie ins südliche Afrika. Weitere Ziele bildeten Zentralasien und Sibirien, Palästina/Israel sowie Algerien. Etliche Europäer emigrierten aus religiösen oder politischen Gründen. Dies galt insbesondere für Reformierte und Anhänger protestantischer Freikirchen, ab dem späten 19. Jahrhundert auch für europäische Juden, die in einer Reihe von Staaten diskriminiert oder verfolgt wurden. Es galt für Liberale und Republikaner, in kleinerem Umfang auch für Exponenten der europäischen Linken. Für die Mehrzahl der Auswanderer standen jedoch wirtschaftliche Motive im Vordergrund. Emigration war eine Chance, der eigenen Armut, der Knappheit an Boden oder den Beschränkungen zünftischer Ordnungen zu entkommen.