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2025 | Buch

Migration und Covid-19

Analysen zum Verhältnis von Migration, Arbeit, Gesundheit und sozialen Schutz

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Über dieses Buch

Der Band lädt dazu ein, Entwicklungen rund um die Themen Migration, Arbeit, Gesundheit und sozialer Schutz vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie neu zu überdenken. In den Beiträgen wird deutlich, wie die Pandemie grundsätzliche Probleme der Migration, wie die plötzliche Schließung von Grenzen, schlechte Arbeitsbedingungen und willkürliche Entlassungen von Wanderarbeiter*innen sowie Benachteiligungen bei sozialen Dienstleistungen, wie unter einen Brennglas vergrößert und ihre Dringlichkeit deutlich gemacht hat. Mit dem Abschwächen der Pandemie sind sie damit keineswegs verschwunden, sondern allenfalls wieder aus dem Blickpunkt der öffentlichen Debatten verschwunden. Der Band zeigt auf, wo die Probleme liegen, wo hierfür die Verantwortlichkeiten liegen und wie eine für alle Seiten gewinnbringende Zusammenarbeit von Staaten und anderen Beteiligten möglich ist, um Missstände zu beheben und eine für alle vorteilhafte Migration zu ermöglichen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Jenseits der Pandemie: COVID-19, Migration, Arbeit und die neue Weltordnung
Zusammenfassung
Die COVID-19-Pandemie hat neben ihren zahlreichen Auswirkungen und Enthüllungen die internationale Migration – eine grundlegende Komponente des Globalisierungsprozesses – stark beeinflusst (Chamie 2020). Dieser Sammelband nimmt die COVID-19-Pandemie zum Anlass, die Positionierung von Migration und Migrant*innen neu zu überdenken. Wie unter einem Brennglas hat die Pandemie die Bedeutung von Migration für unser Leben und auch die Prekaritäten für die betroffenen Migrant*innen deutlich gemacht.
Anas Ansar, Sascha Krannich, Uwe Hunger
Migration und Mobilität in Zeiten der Pandemie
Zusammenfassung
Die internationale Migration hat seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs stetig zugenommen. Im Jahr 2020 lebten etwa 283 Mio. Menschen ein Jahr oder länger außerhalb ihres Herkunftslandes, das entspricht knapp 3,6 % der Weltbevölkerung. Bis zum Ausbruch der COVID-19 Pandemie überquerten täglich Dutzende von Millionen Menschen die Grenzen, was sich auf etwa drei Milliarden Grenzübertritte pro Jahr summierte. Die größte Konzentration internationaler Migrant*innen findet sich in Europa (86,7 Mio.), einschließlich Russland und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion, dicht gefolgt von Asien (85,6 Mio.) und Nordamerika (58,7 Mio.).
James F. Hollifield
Globale Migrationsgovernance von unten in Zeiten von COVID-19 und „Zoomifizierung“: Die Zivilgesellschaft in „eingeladenen“ und „erschaffenen“ Räumen
Zusammenfassung
In diesem Beitrag wird die Beteiligung der Zivilgesellschaft an den Beratungen über die globale Governance von Migration analysiert. Ich vertrete die These, dass die Pandemie diese Beratungen in zweierlei Hinsicht beeinflusst hat: Erstens, indem sie neue Herausforderungen für einen auf Rechten basierenden Migrationsansatz geschaffen und bestehende Herausforderungen verschärft hat; und zweitens, indem sie den Zugang zu und die Formen von Beratungen in den Räumen der globalen Migrationsgovernance grundlegend verändert hat. Der Aufsatz vergleicht die politischen Gelegenheitsstrukturen in formalen Räumen, in denen die Zivilgesellschaft „eingeladen“ ist, mit denen, die von der Zivilgesellschaft selbst geschaffen, also „erfunden“,wurden, und erörtert die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf diese Prozesse.
Stefan Rother
Die innovative Einwanderungsgesellschaft in der Coronakrise
Zusammenfassung
„Ein leuchtendes Vorbild für gelungene Integration“, freute sich der Focus, als am 16.10.2020 der von BioNTech entwickelte Corona-Impfstoff zugelassen wurde. Firmengründer Uğur Sahin stammt aus einer türkischen Arbeiterfamilie. Sein Vater arbeitete bei Ford in Köln.
Dietrich Thränhardt
Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf Migration und Integration in den USA
Zusammenfassung
Mehr als drei Jahre nach Beginn der COVID-19-Pandemie in China (im November 2019) erklärten die Behörden am 11. Mai 2023 das Ende des öffentlichen Gesundheitsnotstands in den Vereinigten Staaten. In den vorangegangenen Jahren hatte die Pandemie die Einwanderung in die Vereinigten Staaten stark verringert und ihren Zugang zu medizinischer Versorgung, Bildungseinrichtungen und Wohnraum eingeschränkt
Sascha Krannich, Douglas S. Massey
Migration und Coronapandemie im deutschen Gesundheitssektor
Zusammenfassung
Im Verlauf der Coronapandemie wurde deutlich, dass Menschen mit Migrationshintergrund im Verhältnis zur Bevölkerung ohne Migrationshintergrund häufiger an COVID-19 erkrankten und die Krankheitsverläufe oft schwerere Ausmaße annahmen. Diese zunächst subjektiv wahrgenommenen Unterschiede von Menschen, die im Gesundheitswesen tätig und daher sehr nah am Geschehen waren und sind, wurden inzwischen von unterschiedlichen nationalen und internationalen Studien belegt: Menschen mit Migrationsgeschichte erkranken nicht nur häufiger, sondern oft auch schwerer an einer COVID-19-Infektion (Plümecke et al. 2020). Darüber hinaus sind sie einer Impfung gegenüber laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) besonders skeptisch eingestellt (Hoebel et al. 2022).
Musa Deli
Die Arbeits- und Lebensbedingungen von Arbeitsmigrant*innen in der deutschen Fleischindustrie unter dem Brennglas der COVID-19-Pandemie
Zusammenfassung
Im Frühsommer des Jahres 2020 wurden zahlreiche COVID-19-Ausbrüche in der Fleischindustrie bekannt. Allein beim Schlachthofkonzern Tönnies in Rheda-Wiedenbrück waren in der Produktion mehr als 1400 Arbeiter*innen positiv auf das COVID-19-Virus getestet worden (Hans-Böckler-Stiftung, 2020). Dieser und andere Vorfälle regten die öffentliche Diskussion über die Arbeits- und Lebensbedingungen der ausländischen Beschäftigten in der deutschen Fleischindustrie erneut an.
Eva-Katharina Winkler, Uwe Hunger
Die Textilindustrie in Bangladesch am Scheideweg: Migration, Globalisierung und geschlechtsspezifischer Arbeitskräftemangel in Zeiten von COVID-19
Zusammenfassung
Dieser Artikel untersucht die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Textilindustrie in Bangladesch (RMG), wobei der Schwerpunkt auf den Erfahrungen von Arbeiterinnen im Kontext von Globalisierung und Feminisierung der Arbeit liegt. Wir analysieren, wie durch die Pandemie verursachte Krise zu weit verbreiteten Arbeitsplatzverlusten und einer erheblichen Stadt-Land-Migration geführt hat, wodurch typische Arbeitsflussmuster umgekehrt wurden. Durch die Analyse der Reaktion der Industrie vier Jahre nach Ausbruch der Pandemie zeigt die Studie die erhöhte Verwundbarkeit von Arbeiterinnen in der RMG-Branche, die den Großteil der Belegschaft ausmachen. Darüber hinaus wird beleuchtet, wie die Globalisierung der Bekleidungsindustrie und die Feminisierung der Arbeit eine geschlechtsspezifische Arbeitsdynamik geschaffen haben, die Frauen größeren wirtschaftlichen Risiken aussetzt. Die Pandemie hat bestehende Herausforderungen, einschließlich Arbeitsplatzunsicherheit, Gesundheitsrisiken und sinkender Sicherheitsstandards, verschärft und gleichzeitig die Prekarität der Beschäftigung von Frauen in globalen Lieferketten intensiviert. Der Artikel unterstreicht das komplexe Zusammenspiel zwischen Arbeitsbedingungen, Druck in der Lieferkette und Geschlechterdynamik im RMG-Sektor und betont die dringende Notwendigkeit einer widerstandsfähigeren und gerechteren Industrie, die die Rechte und das Wohlbefinden der Arbeiter in den Vordergrund stellt.
Abu Faisal Md. Khaled, Anas Ansar
Die Rolle der tamilischen Diaspora für die Gesundheitsversorgung in Sri Lanka in Zeiten von Krieg, COVID-19 und wirtschaftlicher Depression
Zusammenfassung
Viele Tamilen sahen in der Auswanderung die einzige Möglichkeit, dem Bürgerkrieg in Sri Lanka (1983–2009) zu entkommen, der mehr als 100.000 Menschen das Leben kostete und mehr als 400.000 Binnenflüchtlinge in Sri Lanka zur Folge hatte.
Sascha Krannich, Laura-Alina Fabich
Kulturelle Diversität und Sprachbarrieren während der COVID-19-Pandemie. Eine Untersuchung der Kommunikationsangebote in zehn Gesundheitsämtern in NRW
Zusammenfassung
This study examines the barriers faced by individuals with a migration background in accessing healthcare information in Germany, focusing on the communication strategies of municipal health authorities during the COVID-19 pandemic. Analysing ten municipalities in North Rhine-Westphalia with a significant proportion of residents from migrant backgrounds, the study mainly evaluates digital health communication based on language use, multimedia formats, and user-friendliness. While there is general awareness of cultural diversity, significant differences exist in how municipalities implement national health literacy strategies, with larger, more diverse municipalities displaying greater sensitivity. The findings furthermore highlight that intercultural healthcare communication largely depends on the engagement of each municipality, with some demonstrating stronger efforts through local collaboration. The study emphasizes the need for more accessible and culturally inclusive digital platforms and calls for further investigation into factors such as translation quality and the role of community influencers. Generally, this research advocates for a deeper exploration of how to overcome communication barriers and foster a more interculturally open healthcare system in Germany.
Johanna Regis Schlegelmilch
Studieren in Zeiten von COVID-19. Zum Zusammenhang zwischen wahrgenommener sozialer Unterstützung und Einsamkeit, der Präferenz zum Alleinsein und dem psychischen Wohlbefinden
Zusammenfassung
Für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spielt bei der Definition des Begriffs Gesundheit das Wohlbefinden eine zentrale Rolle. Sie versteht die psychische Gesundheit als „ein[en] Zustand des Wohlbefindens, in dem der Einzelne seine Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv und fruchtbar arbeiten kann und imstande ist, etwas zur Gemeinschaft beizutragen“. Demnach sei das Wohlbefinden als Ressource einer gelingenden Lebensführung und als ein Konzept der subjektiven Gesundheit zu verstehen.
Jacqueline Marie Duda
Bildung und Gesundheit während der COVID-19-Pandemie bei benachteiligten Gruppen. Drei Fallstudien
Zusammenfassung
Das Coronavirus stellte Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen von Erstaufnahmeeinrichtungen für geflüchtete Menschen vor besonders große Herausforderungen. In Deutschland lebten zur Pandemiezeit mehr als 40.000 Menschen in Erstaufnahmeeinrichtungen und weitaus mehr Geflüchtete leben in Gemeinschaftsunterkünften. Die Gefahr sich in Erstaufnahmeeinrichtungen oder Gemeinschaftsunterkünften mit dem Virus zu infizieren war verhältnismäßig hoch (Ghelli, 2020).
Almut Slezak, Julian Pritzer, Kevin Timo Schweinsberg, Laura Elisa Ettinger-Reimann, Luzie Florschütz, Mohamad Ashraf Alrahal, Simon Bach, Aisha Cheema, Sonnhild Ebermann, Rebecca Panameño Pineda, Anna Hartig, Francesca Sangiovanni, Lisa von Glischinski, Silas Meyer, David Johannes Szilágyi, Isabel Schönfelder
Metadaten
Titel
Migration und Covid-19
herausgegeben von
Uwe Hunger
Anas Ansar
Sascha Krannich
Copyright-Jahr
2025
Electronic ISBN
978-3-658-46346-5
Print ISBN
978-3-658-46345-8
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-46346-5