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17.08.2020 | Mikromobilität | Infografik | Online-Artikel

Unfallrisiko für E-Scooter ist höher als das für Fahrräder

verfasst von: Christiane Köllner

3 Min. Lesedauer

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Kürzlich hat Destatis erste Unfallzahlen für E-Scooter veröffentlicht. Eine aktuelle DLR-Analyse hat sie genauer ausgewertet und kommt zu einer differenzierten Unfallbilanz.

Etwas mehr als ein Jahr nach der Zulassung der neuen E-Scooter liegen nun seit Kurzem die ersten gesicherten Unfallzahlen zu den E-Tretrollern auf deutschen Straßen vor. Wie das statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, registrierte die Polizei von Januar bis März 2020 in Deutschland insgesamt 251 Unfälle mit Elektrokleinstfahrzeugen bei denen Menschen verletzt oder getötet wurden. Laut Destatis wurde ein E-Scooter-Nutzer getötet, 39 wurden schwer verletzt und 182 leicht. 

Im Vergleich mit anderen Verkehrsmitteln wie beispielsweise Fahrrädern spielen E-Tretroller laut Destatis im Unfallgeschehen noch eine "vergleichsweise geringe Rolle". So habe die Polizei in den ersten drei Monaten des Jahres 2020 deutschlandweit mehr als 12.700 Unfälle registriert, bei denen Fahrradfahrer zu Schaden kamen, so Destatis. 52 Fahrradfahrer kamen dabei ums Leben, 2.052 wurden schwer verletzt, 10.431 leicht. 

DLR-Analyse: Was sa­gen die Zah­len über die Si­cher­heit aus?

Lautet das Fazit zu E-Scootern also: Alles nicht so schlimm? Ein Verkehrsforschungsteam des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat die Unfallzahlen für E-Scooter noch einmal genauer unter die Lupe genommen. Laura Gebhardt und Matthias Heinrichs vom DLR-Institut für Verkehrsforschung erklären: "Ohne eine passende Bezugsgröße sagen die Zahlen wenig aus. Sie müssen in Relation zu den Unfallzahlen und Nutzungszahlen anderer Verkehrsmittel gesetzt werden." Auf der Grundlage ihrer Analyse kommen die DLR-Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass beim Zurücklegen eines Weges mit dem E-Scooter das Unfallrisiko im Vergleich zum Fahrrad derzeit doppelt so hoch sei. Im Bereich der Schwerverletzten sei das Risiko sogar noch höher. Beziehe man sich nicht nur auf die Fahrten, sondern auf die gefahrenen Kilometer, steige das Unfallrisiko bei E-Scootern im Vergleich zum Fahrrad um gut das Vierfache und bei den Unfällen mit Schwerverletzten sogar um das Fünffache.

Für die Zukunft sei jedoch davon auszugehen, dass die Fahrer der elektrischen Roller über die Zeit immer vertrauter mit den Scootern werden, so die DLR-Forscher. Somit könnte die Nutzung künftig sicherer werden. Ergänzend ließe sich die Sicherheit laut den Wissenschaftlern durch spezifische Maßnahmen aktiv erhöhen, etwas durch die Einführung einer Helmpflicht oder den Ausbau adäquater Infrastrukturen.

Wintersaison und Corona schwächen Aussagekraft

Berücksichtigen muss man bei der Betrachtung der Unfallzahlen im Zeitraum Januar bis März 2020 zudem, dass in der Wintersaison die Scooter ohnehin kaum genutzt werden und viele der Verleiher ihre Angebote gestoppt oder eingeschränkt haben. Zudem kamen im März die Corona-Beschränkungen hinzu. Fraglich ist auch, wie hoch die Dunkelziffer ist, da nicht jeder Unfall der Polizei bekannt wird. Daher ist eine weitergehende Erforschung dieses neuen Verkehrsmittels wünschenswert. Auch die DLR-Forscher kommen zu diesem Schluss: "Insgesamt lässt sich feststellen, dass das Potenzial von E-Scootern als ergänzendes Verkehrsmittel im städtischen Raum – mit seinen Chancen, Risiken und den daraus resultierenden Herausforderungen – bisher noch nicht ausreichend erforscht ist."

Hintergrund der ersten offiziellen Statistik für Elektrokleinstfahrzeuge ist, dass Unfälle mit E-Scootern seit 1. Januar 2020 von der Polizei, die der Statistik der Straßenverkehrsunfälle die Daten liefert, separat erfasst werden. E-Scooter sind erst seit Inkrafttreten der Verordnung für Elektrokleinstfahrzeuge am 15. Juni 2019 zum Straßenverkehr in Deutschland zugelassen.

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