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2023 | Buch

Militärsoziologie – Eine Einführung

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Über dieses Buch

Das Buch, das nunmehr in der dritten aktualisierten und ergänzten Auflage vorliegt, bietet eine Einführung in das Forschungsgebiet der Militärsoziologie. Es richtet sich an Studierende wie an interessierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich einen Überblick über die aktuelle sozialwissenschaftliche Forschung zum Militär verschaffen wollen. Da sich unterschiedliche Fachdisziplinen mit dem Gegenstand ‚Militär‘ beschäftigen, ist der Band interdisziplinär ausgerichtet. Die Autorinnen und Autoren stellen in ihren Beiträgen zentrale Themen mit den entsprechenden Forschungsfragen und Untersuchungsansätzen vor und diskutieren die hierzu vorliegenden empirischen Befunde.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Einleitung

Frontmatter
Einleitung: Militär als Gegenstand der Forschung
Zusammenfassung
Der Beitrag führt zum einen in die sozialwissenschaftliche Forschung zum Militär ein, wie sie sich nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt hat. Hierfür werden zentrale Forschungsfragen und Kennzeichen militärbezogener Studien vorgestellt und in ihren historischen wie fachdisziplinären – soziologischen wie politikwissenschaftlichen – Bezügen verortet. Zum anderen skizziert und begründet diese Einleitung die thematische Anlage und Ausrichtung der im Lehrbuch versammelten Texte.
Nina Leonhard, Ines-Jacqueline Werkner

Militär und Gesellschaft

Frontmatter
Zivil-militärische Beziehungen
Zusammenfassung
Der Gegenstandsbereich der zivil-militärischen Beziehungen bildet den Kern der Militärsoziologie. Der Beitrag präsentiert zunächst die ideengeschichtlichen Grundlagen dieses Forschungsfeldes. Er gibt sodann einen Überblick über soziologische Ansätze zu den zivil-militärischen Beziehungen, die sich mit der Vereinbarkeit bzw. Unvereinbarkeit von Militär und ziviler Gesellschaft in der Moderne befassen. Während die militärsoziologische Forschung sich auf die politische und soziale Einbindung des Militärs fokussiert, zielen sozialtheoretische Ansätze auf theoretische Einordnungen der zivil-militärischen Beziehungen ab, die auf die Gesellschaft als Ganzes anwendbar sein sollen. Angesichts der jeweiligen Blindstellen erscheint es vielversprechend, die bislang eher parallelen Diskussionszusammenhänge der Sozialtheorie und der Militärsoziologie unter Einbezug der Gewaltsoziologie zukünftig systematisch zueinander in Bezug zu setzen.
Ulrich vom Hagen, Heiko Biehl
Die politische Kontrolle des Militärs
Zusammenfassung
Im Zentrum dieses Beitrags stehen die Fragen nach der politischen Kontrolle des Militärs. Diese beschreibt den Zustand in den politisch-militärischen Beziehungen, in dem politische Entscheidungsträger (insbesondere in Regierung und Parlament) prinzipiell die volle Entscheidungs- und Kontrollgewalt über alle regelungsbedürftigen Aspekte des Verhältnisses von Staat und Streitkräften besitzen. Die Unterordnung des Militärs unter den Primat der Politik ist für alle Regimetypen relevant, auch wenn sich die konkreten Herausforderungen innerhalb und zwischen unterschiedlichen Formen politischer Herrschaft teils deutlich unterscheiden. Der Beitrag führt ein in die theoretischen Ansätze und Erklärungsmodelle zur politischen Kontrolle des Militärs und fasst zentrale Forschungsbefunde zu politisch-militärischen Beziehungen in Autokratien sowie etablierten und jungen Demokratien zusammen.
David Kuehn, Aurel Croissant
Wehrsysteme
Zusammenfassung
Wehrsysteme können aus unterschiedlicher Perspektive betrachtet und untersucht werden. Im Mittelpunkt steht häufig die intensive und zum Teil sehr emotional geführte Diskussion um das Pro und Contra der Wehrpflicht. Mit dem Ende des Kalten Krieges, dem veränderten Aufgabenspektrum und der daraus resultierenden Restrukturierung der Streitkräfte haben viele europäische Staaten ihre Wehrpflicht ausgesetzt bzw. abgeschafft, 2011 auch Deutschland. Inzwischen hat sich die sicherheitspolitische Situation infolge der russischen Aggression gegen die Ukraine erneut verändert. Mit der Refokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung ist die politische Diskussion um die Wehrpflicht erneut entfacht. Die Frage nach Wehrpflicht- oder Freiwilligenarmee berührt jedoch weitaus mehr als nur die Form der Rekrutierung. Sie beeinflusst das gesamte Wehrsystem und hat direkte Auswirkungen auf die Stellung des Militärs in der Gesellschaft.
Ines-Jacqueline Werkner
Der Nationalstaat und das Militär
Zusammenfassung
Das Verhältnis von Staat und Militär befindet sich erneut im Umbruch. Dieser Beitrag führt in einem ersten Schritt die Begriffe ‚Staat‘ und ‚Nation‘ ein und gibt einen Überblick über die Prozesse der Staats- und der Nationalstaatsbildung. Erst in der Moderne entstand das staatlich organisierte und disziplinierte Militär. Im zweiten Schritt beschreiben wir die Charakteristika der sich damals herausbildenden ‚nationalen Konstellation‘. Die Funktion der Streitkräfte im Prozess der äußeren und inneren Nationsbildung wird dabei ebenso beleuchtet wie die Einhegung des Militärischen im Zuge der Durchsetzung des staatlichen Gewaltmonopols sowie die verfassungs- und völkerrechtliche Einbindung der nationalen Armeen. Auf dieser Grundlage wird im dritten Abschnitt das Verhältnis von Nationalstaat und Militär nach dem Ende des Ost-West-Konflikts bestimmt und diskutiert, ob sich die Symbiose von Nationalstaat und Militär auflöst und sich eine ‚postnationale Konstellation‘ abzeichnet. Im Mittelpunkt unserer Betrachtung stehen dabei Aspekte der Neuorientierung der Militärpolitik sowie der Entgrenzung und Enthegung militärischer Gewalt. Abschließend wird konstatiert, dass sich die ‚nationale Konstellation‘ seit dem Ende des Kalten Krieges 1989/90 zwar in einem sukzessiven Erosionsprozess befindet und sich neue transnationale Sicherheitsprobleme im Sinne einer ‚postnationalen Konstellation‘ entwickelten, dass jedoch der normative Anspruch einer globalen, verrechtlichten Weltordnung bis auf Weiteres gescheitert ist.
Cathleen Kantner, Sammi Sandawi
Militär, Krieg und Ökonomie
Zusammenfassung
Bei der Analyse des Themenfeldes dieses Beitrags sind zwei grundlegende Betrachtungsweisen des Verhältnisses von Militär und Krieg auf der einen Seite und der Ökonomie auf der anderen Seite zu unterscheiden: Erstens können ökonomische Faktoren, wie beispielsweise Nahrungsmittelknappheit, der Kampf um Ressourcen und Rohstoffe oder der Zugang zu Absatzmärkten, Auslöser für die Entstehung und Persistenz von kriegerischen Auseinandersetzungen sein. In diesem Fall leisten ökonomische Erklärungsfaktoren einen Beitrag zur politikwissenschaftlichen und soziologischen Konflikt- und Kriegsursachenforschung sowie zu der Frage, wie Kriege wiederum die ökonomische Verfasstheit der an ihnen beteiligten Akteure und Gesellschaften beeinflussen. Davon zu unterscheiden ist zweitens das Forschungsprogramm der Wirtschaftswissenschaften im engeren Sinne, die mit ihren Theorien, ihrem Instrumentarium und ihrem Begriffsinventar die Phänomene Militär und Krieg zu analysieren versuchen. In diese beiden grundlegende Betrachtungsweisen führt dieser Text ein.
Gregor Richter
Die Privatisierung des Militärs
Zusammenfassung
Aus der Sicherheitspolitik sind Private Militär- und Sicherheitsfirmen (PMSFs) nicht mehr wegzudenken. Sowohl in der inneren Sicherheit, im Bereich der Objekt- und Personensicherung, der Aufklärung und Datenauswertung als auch in der äußeren Sicherheit, im Schutz von Diplomatinnen und Diplomaten, der Unterstützung militärischer Einsätze durch Transportkapazitäten, Objekt und Personenschutz, Aufklärung, Training und Beratung sind die Firmen aktiv. Der vorliegende Beitrag befasst sich vorrangig mit der Privatisierung der auswärtigen Sicherheitspolitik, die seit den 1990er Jahren enorm zugenommen hat.
Nicole Deitelhoff, Anna Geis
Die Hybridisierung des Militärs: Militärische Aufgaben im Wandel
Zusammenfassung
Die Diskussion um die Aufträge der Streitkräfte und die Aufgaben der Soldatinnen und Soldaten steht im Spannungsfeld von Krieg, Kampf sowie Bündnis- und Landesverteidigung einerseits und Friedensbewahrung, Konfliktnachsorge sowie Peace-, State-und Nation-Building andererseits. Sie dreht sich im Kern um die Frage, was eine Aufgabe für Streitkräfte und ihre Angehörigen ist und was nicht. Der Beitrag konstatiert eine Diversifizierung militärischer Aufgaben und eine Hybridisierung des Militärs und argumentiert nicht im Sinne eines Entweder-oder bei militärischen Aufgaben, sondern im Sinne eines Sowohl-als-auch.
Gerhard Kümmel
Der gerechte Frieden und die ethische (De-)Legitimierung militärischer Gewalt
Zusammenfassung
Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr sind seit Anfang der 1990-Jahre weltweit im Einsatz. Dabei führte nicht erst das desaströse Ende des 20-jährigen internationalen Afghanistaneinsatzes zu der Frage, ob und inwieweit Streitkräfte bei Krisen und Konflikten eingesetzt werden dürfen und sollen. Debatten um die Legitimierung bzw. Delegitimierung militärischer Gewalt gehören seit jeher zu den zentralen Fragen jeder Friedensethik. Dafür steht die über 2000-jährige Lehre vom gerechten Krieg oder auch das heutige Leitbild des gerechten Friedens. Der Beitrag diskutiert, wo sich der gerechte Frieden in Abgrenzung zur Lehre vom gerechten Krieg verortet, welche Grundorientierungen mit ihm verbunden sind, welche Kontroversen um das dort entfaltete Konstrukt der rechtserhaltenden Gewalt bestehen und welche Konsequenzen damit für Soldatinnen und Soldaten einhergehen
Ines-Jacqueline Werkner
Das Militär im Statebuilding aus interventionssoziologischer Perspektive
Zusammenfassung
Der Beitrag zeichnet die Entwicklung international mandatierter Interventionen mit militärischen Beiträgen seit Beginn der 1990er-Jahre, dem Beginn des „New Interventionism“, d. h. der Wiederentdeckung militärischer Interventionen als Mittel der internationalen Politik, nach und reflektiert den Wandel der akademischen Debatte über Interventionen im letzten Jahrzehnt. Waren die 1990er- und frühen 2000er-Jahre noch von einer gewissen Hoffnung geprägt, Menschenrechtsverletzungen, bewaffnete Konflikte und sogar instabile Staatlichkeit durch multilaterale militärische Interventionen nachhaltig beenden und transformieren zu können, so ist seitdem die Zahl komplexer Missionen zurückgegangen. Die Mandate militärischer Interventionen der vergangenen Jahre lesen sich deutlich weniger ambitioniert und zielen nicht mehr auf große gesellschaftliche Reformen, sondern auf (politische) Stabilisierung und den Schutz der Zivilbevölkerung oder counterinsurgency ab. International mandatierte Truppen sind häufiger in Kämpfe verwickelt – und dieses robust peacebuilding geriet in den vergangenen Jahren mit dem Scheitern in Afghanistan oder aktuell mit der Gewalt im nördlichen Afrika noch einmal stärker in die öffentliche und akademische Kritik.
Thorsten Bonacker, Werner Distler
Militär und Öffentlichkeit
Zusammenfassung
Der Beitrag untersucht das Verhältnis zwischen Militär und Öffentlichkeit. Er präsentiert normative und theoretische Überlegungen zum Verhältnis zwischen Militär und Öffentlichkeit und stellt dar, warum die Interaktionsbeziehungen zwischen Militär und Öffentlichkeit sowohl aus wissenschaftlicher, insbesondere militärsoziologischer, als auch aus politischer Perspektive relevant sind. Es werden zentrale Ergebnisse der einschlägigen Forschung, insbesondere zur öffentlichen Meinung, zusammengefasst und ausgewählte empirische Ergebnisse präsentiert. Am Ende werden Probleme und Defizite des Forschungsfelds identifiziert und Perspektiven für weitere Forschung diskutiert.
Markus Steinbrecher
Militär und Medien
Zusammenfassung
Im Rahmen der Militärsoziologie wird die Forschung zum Verhältnis und zur Interaktion von Medien und Militär als Teil der zivil-militärischen Beziehungen begriffen, wobei neben dem Spannungsverhältnis im Kriegsfall – vereinfacht gefasst: Interesse an Berichterstattung hier, Kontrolle von Informationen dort – vor allem auf die Wahrnehmung des Militärs in der öffentlichen Meinung abgehoben wird. In einem breiteren Zugriff befasst sich Forschung nicht nur mit der Berichterstattung klassischer Printmedien, sondern auch mit populärkulturellen Produkten, die Militär(isches) präsentieren, sowie mit dem Militär als Institution bzw. seinen Angehörigen als Mediennutzende und Medienhandelnde. Der Beitrag gibt einen internationalen Überblick über die Forschungen zum Verhältnis von Medien und Militär, zur medialen Darstellung und Konstruktion von Militär sowie zum Militär als medienhandelnden Akteur.
Fabian Virchow
Militär und Technik
Zusammenfassung
Dieser Beitrag bietet einen Überblick über sozialwissenschaftliche Perspektiven auf Militärtechniken und -konzepte. Er definiert beide Begriffe und ordnet die verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven auf deren soziale Entstehungsbedingungen und soziale Auswirkungen. Der Beitrag stellt die Einzigartigkeit von Militärtechnik als einer Technik heraus, die zum einen dazu dient, Menschen zu töten, die zum anderen aber möglichst nicht eingesetzt werden soll. Er plädiert aufgrund dieser Einzigartigkeit für eine stärkere sozialwissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema.
Ina Kraft

Das Militär aus Organisationsperspektive

Frontmatter
Militär: Organisation und Institution
Zusammenfassung
Der vorliegende Beitrag analysiert das Militär als spezifischen Baustein sozialer Ordnung in der Moderne: als Organisation. Ausgangspunkt der Analyse ist die Erkenntnis, dass der Zweck des Militärs die organisierte Androhung und Anwendung von Gewalt ist. Damit hat das Militär im modernen Staat ein Alleinstellungsmerkmal, das es von anderen staatlichen Organisationen (wie beispielsweise der Polizei) unterscheidet. Gleichzeitig weisen Streitkräfte eine Reihe von Gemeinsamkeiten mit anderen Einsatzorganisationen und bürokratischen Verwaltungen auf. Die Grundlagen der militärischen Organisation (z.B. Formalisierung und Informalisierung) werden aus neoinstitutionalistischer Sicht analysiert, was einerseits die Herstellung von Organisation als Institution im Alltag in den Fokus rückt, andererseits die Verflechtung von Militär und Gesellschaft auf institutioneller Ebene thematisiert.
Martin Elbe, Gregor Richter
Militärische Kultur
Ulrich vom Hagen, Maren Tomforde
Militär und Tradition
Zusammenfassung
Der Beitrag gibt einen Überblick über die Relevanz von Traditionen für das Militär.  Nach einer Erläuterung des Traditionskonzeptes und der verschiedenen Funktionen, die militärischen Traditionen innerhalb wie außerhalb der Streitkräfte zukommen, wird der Umgang mit Tradition für die Bundeswehr beschrieben und kritisch diskutiert: anhand der verschiedenen Traditionserlasse, auf Grundlage zentraler Ergebnisse von empirischen Studien zu Traditionsverständnis und Traditionspflege sowie mit Blick auf die im Zuge der Auslandseinsätze entstandenden neuen Formen militärischen Totengedenkens.
Heiko Biehl, Nina Leonhard
Frauen im Militär
Zusammenfassung
Der Blick auf die Streitkräfte dieser Welt lässt eine Tendenz zu einer zwar nicht linearen, sondern durchbrochenen, aber doch allgemeinen Ausweitung der militärischen Rollen von Frauen konstatieren. Vor allem in der jüngeren Vergangenheit sind, insbesondere in den westlichen Staaten, bemerkenswerte Schritte zu weiteren Zugangsmöglichkeiten für Frauen zu verzeichnen, die im Zuge des Übergangs zu Freiwilligenarmeen auch auf Rekrutierungsprobleme und arbeitsrechtliche Faktorenzurückzuführen sind. So haben Frauen seit den 1990er-Jahren eine aktivere und sichtbarere Rolle in den Streitkräften einer ganzen Reihe von Ländern eingenommen als dies früher der Fall war. Der Beitrag beleuchtet diese Entwicklung und analysiert die Ordnung der Geschlechter im Militär und deren Veränderung.
Gerhard Kümmel
Militärische Multinationalität
Zusammenfassung
Dieser Beitrag hinterfragt den Multinationalitätsbegriff und diskutiert kritisch, wie die Zusammenarbeit von Streitkräften verschiedener Staaten bisher sozialwissenschaftlich untersucht worden ist. Im Fokus liegen zumeist die Auswirkungen von Multinationalität auf Streitkräfteangehörige und die militärische Organisation. Das Phänomen der Streitkräftezusammenarbeit selbst ist jedoch bislang selten Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung geworden. Der Beitrag plädiert daher für eine umfassendere theoriegeleitete Beschäftigung mit militärischer Multinationalität.
Ina Kraft
Innere Führung
Zusammenfassung
Wenn es um die zivil-militärischen Beziehungen in der Bundesrepublik Deutschland geht, kommt man an der Inneren Führung nicht vorbei. Im offiziellen Sprachgebrauch des Militärs steht dieser Begriff für eine Konzeption, die Aussagen zu „Selbstverständnis und Führungskultur der Bundeswehr“ beinhaltet. Der Zweck der Inneren Führung aus militärpolitischer Sicht besteht darin, das Werte- und Normensystem des Grundgesetzes mit den militärischen Erfordernissen im Hinblick auf Führung, Ausbildung und Erziehung der Soldaten und Soldatinnen verträglich zu verknüpfen und dabei den Staatsbürger in Uniform als soldatisches Leitbild zu verwirklichen. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die Entstehung und Entwicklung der Inneren Führung und diskutiert vorliegende Ansätze und empirische Befunde zu Anspruch und Wirklichkeit dieses normativen Streitkräftemodells.
Jürgen Franke

Soldatinnen und Soldaten im Militär

Frontmatter
Soldatsein als Beruf
Zusammenfassung
Dieser Beitrag beleuchtet unterschiedliche Aspekte der militärsoziologischen Forschung zum Soldatenberuf: Zunächst erfolgt eine Erläuterung allgemeiner Merkmale sowie zentraler Konzepte zum Soldatsein. Im Anschluss werden für den deutschen Fall die wichtigsten Befunde zu sozialer Herkunft und Motivlage sowie zum beruflichen Selbstverständnis von Soldaten und Soldatinnen präsentiert und mit Blick auf bestehende Forschungslücken diskutiert.
Nina Leonhard, Heiko Biehl
Militärische Sozialisation
Zusammenfassung
Zwar gibt es für jeden Beruf und in vielen Betrieben spezielle Ausbildungs- oder Traineeprogramme. Zumeist aber unterscheiden sich diese in Inhalt und der Art ihrer Vermittlung von der Ausbildung, die Soldaten und Soldatinnen erhalten. In diesem Beitrag wird der Begriff der militärischen Sozialisation in Bezug zu den neueren Konzeptionen des Sozialisationsbegriffs gesetzt. Danach werden verschiedene Sozialisationskonzepte, die auf die militärische Sozialisation angewendet wurden, vorgestellt. Dazu gehören Goffmans Theorie der totalen Institution, Foucaults Idee der Disziplinierung und entwicklungstheoretische Ansätze. Gezeigt wird aber auch, wie schwierig es ist, militärische Sozialisation empirisch zu fassen.
Maja Apelt
Militärische Führung
Zusammenfassung
Führung ist ein Schlüsselbegriff der militärischen Organisation. Der häufige Verweis auf die Führungsaufgaben des militärischen Kaders, der hohe Stellenwert von Führungsausbildung und die Bezugnahme auf ein Erleben von Führung im militärischen Dienstbetrieb legen Zeugnis davon ab, wie intensiv Bilder von Führung im Militär tradiert werden. Dabei zeichnet sich der Begriff durch einen hohen Grad an Unschärfe aus. Dieser Beitrag bemüht sich um eine Präzisierung und Klarstellung im Wege einer systematischen Bestimmung des Begriffs der militärischen Führung aus historischer und sozialwissenschaftlicher Perpektive. Es werden die wichtigsten sozialwissenschaftlichen Theorieansätze zur Erklärung von Führungsprozessen im militärischen Kontext vorgestellt und aktuelle militärische Führungskonzeptionen analysiert.
Franz Kernic
Einsatzmotivation und Kampfmoral
Zusammenfassung
Warum kämpfen Soldatinnen und Soldaten? Diesen Fragen widmet sich der Zweig der militärsoziologischen Forschung, der sich mit Einsatzmotivation und Kampfmoral befasst. Der Artikel beleuchtet die Relevanz der Thematik und diskutiert verschiedene Begriffsbestimmungen soldatischer Motivation. Der sich anschließende Überblick über die empirische Forschung arbeitet entlang der wegweisenden Studien den Gegensatz von social cohesion, task cohesion und latenter Ideologie heraus. Die Relevanz dieser Konzepte beschränkt sich nicht auf ihre empirische Evidenz, wie die Darstellung wissenschaftsinterner, militärischer und militärpolitischer Kontroversen zeigt. Vielmehr gehen damit unterschiedliche Auffassungen der soldatischen Identität und der militärischen Organisation einher. Abschließend verweist der Beitrag auf Lücken der militärsoziologischen Forschung und regt einen stärkeren Bezug zur Gewaltsoziologie an. 
Heiko Biehl
Metadaten
Titel
Militärsoziologie – Eine Einführung
herausgegeben von
Nina Leonhard
Ines-Jacqueline Werkner
Copyright-Jahr
2023
Electronic ISBN
978-3-658-30184-2
Print ISBN
978-3-658-30183-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-30184-2