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10.05.2022 | Mitarbeitermotivation | Interview | Online-Artikel

"Mit einem Tischkicker kann man Mitarbeiter nicht kaufen"

verfasst von: Andrea Amerland

3 Min. Lesedauer

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Das Wörtchen Glück wird im Zusammenhang mit Arbeit nur selten in den Mund genommen. Zumeist ist von Zufriedenheit oder von Flow die Rede. Dabei ist Glück im Job eine tragende Säule für den Unternehmenserfolg, so Christian Schmidkonz im Interview.

Springer Professional: In Unternehmen spricht man eher von Mitarbeiterzufriedenheit. Wäre das ein synonymer Begriff oder was meint Glück am Arbeitsplatz eigentlich?

Christian Schmidkonz: Diese Frage ist gar nicht einfach zu beantworten. Philosophen, Psychologen und Autoren anderer Disziplinen nutzen die Begriffe recht unterschiedlich. Manche verwenden sie tatsächlich synonym, andere sehen im Glück eher etwas Flüchtiges, Kurzfristiges, während Zufriedenheit längerfristig anhält. Wieder andere sehen Glück als einen Prozess, an dessen Ende die Zufriedenheit steht. Je mehr man recherchiert und in je mehr Forschungsbereiche man vordringt, umso mehr Definitionen findet man. Ich treffe eine für den Arbeitsalltag praktikable Unterscheidung, wonach Glück eher emotional, hedonistisch flüchtig oder tieferliegende Eudaimonia sein kann, wohingegen Zufriedenheit der Frage nachgeht, wie man kognitiv mit einer Situation umgeht.

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Auch die Technik in Unternehmen beeinflusst das Mitarbeiterglück, schreiben Sie. Können Sie das näher erklären?

Entscheidend für die Wirkung der Technologien auf das Mitarbeiterglück ist der bewusste Umgang damit. Wer es nicht schafft, diese zu kontrollieren, sondern sich umgekehrt von ihnen kontrollieren lässt, indem er sich laufend durch neue E-Mails oder andere Nachrichten ablenkt, wird es schwer haben, in einen Flow-Zustand zu gelangen und damit stressfreier zu arbeiten. Technologien können aber auch helfen, die Stressmomente während eines Arbeitstages zu identifizieren, die man gar nicht bewusst wahrnimmt. So kann der Einsatz von sogenannten transformativen Technologien, auch Well Being-Technologien genannt, zur Messung von Veränderungen in der Atemfrequenz und -tiefe Hinweise auf die nicht bewusst wahrgenommenen Stressmomente geben.

Was können Unternehmen noch tun, um für mehr Glück bei ihren Beschäftigten zu sorgen?

Es muss unbedingt verstanden werden, dass man mit einem Tischkicker, einer blitzenden Kaffeemaschine und einem gelegentlichen Weihnachtsbonus das Glück der Mitarbeiter nicht kaufen kann. Hingegen müssen Arbeitnehmer als Menschen im Mittelpunkt stehen. Hier spielen dann Themen wie ein achtsamer Umgang miteinander sowie Management mit Empathie und Mitgefühl eine zentrale Rolle. Es zählt zu den entscheidenden Stärken erfolgreicher Führungskräfte, genau diese Themen im Alltag zu leben.

Welche Rolle spielen Führungskräfte bei dem Thema genau?

Führungskräfte sind ja oft in Zwischenpositionen, das heißt, auch sie haben Vorgesetzte. Umso wichtiger ist es für eine Führungskraft, sich offen mit dem Thema Glück und Erfolg als eine tragende Säule im Arbeitsalltag auseinanderzusetzen. Auf diese Weise kann der Umgang mit dem eigenen Vorgesetzten erleichtert werden wie auch die Führung des eigenen Teams.

Was können Mitarbeiter selbst tun – auch wenn die Rahmenbedingungen bei der Arbeit nicht optimal sind?

Es findet sich wohl immer etwas an der Arbeit, das nicht optimal ist. Mitarbeiter können sich fragen, welche Rahmenbedingungen tatsächlich ihr Glück beeinträchtigen. Soziale Berufe etwa sind chronisch unterbezahlt, in Großunternehmen verdient man möglicherweise besser, ist aber ein kleines Rädchen von vielen. Dafür kann die Arbeit in einem sozialen Beruf im Gegensatz zu einem Großunternehmen ausgesprochen erfüllend sein. Ein Wechsel in einen Konzern würde möglicherweise unglücklicher machen. Man sollte sich klar werden, was einem wirklich wichtig ist und entsprechend Entscheidungen treffen. Häufig ist man nicht der einzige, der Rahmenbedingungen nicht optimal findet. So kann gemeinsam an einer Veränderung gearbeitet werden. Vielleicht ist aber letztendlich auch ein Wechsel des Arbeitgebers der bessere Weg zum Glück.

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