Diverse Branchen klagen bereits über Fachkräftemangel, in anderen wird in den nächsten Jahren mit Personalengpässen gerechnet. Im vielbeschworenen "War for Talents" sind Arbeitgeber mit zufriedenen Mitarbeitern klar im Vorteil. Denn ihr Personal bleibt dem Unternehmen eher treu und empfiehlt es gegebenenfalls auch weiter. Dieses Potenzial nutzen viele Firmen aber nicht, wie eine Befragung zur Arbeitnehmerzufriedenheit von Netigate im April 2017 zeigt. Demnach würde nämlich nur ein Drittel der 1.029 befragten Arbeitnehmer in Deutschland ihren aktuellen Arbeitgeber Freunden und Bekannten auf jeden Fall weiterempfehlen.
Kommunikation - die unterschätzte Managementaufgabe
Die Gründe für die geringe Empfehlungsquote sind vielfältig. Jedoch stört die Befragten an ihrer Arbeit ganz konkret am häufigsten die unzureichende interne Kommunikation (37 Prozent) sowie die unangenehme Arbeitsatmosphäre (35 Prozent). Das schlechte Zeugnis, das viele Arbeitnehmer ihren Firmen in punkto Kommunikation ausstellen, passt zu den Erkenntnissen von Anabel Ternès et al. in dem Buchkapitel "Klassische Unternehmenskommunikation".
Darin stellen sie fest, dass die interne Vernetzung von Organisationseinheiten durch Kommunikation eine der am häufigsten unterschätzten, aber wichtigsten Managementaufgaben sei. Schließlich habe sie unmittelbare Auswirkungen auf Motivation, Loyalität, Identifikationsgrad, Arbeitsklima, Verfügbarkeit von Ressourcen, Leistungsbereitschaft und Wissensmanagement.
Gut funktionierende Kommunikationsstrukturen tragen dazu bei, im Unternehmen vorherrschende Verhaltensmuster, Gewohnheiten, Regeln oder auch den sozialen Umgang miteinander positiv zu beeinflussen und damit die Weiterentwicklung des Unternehmens zu unterstützen. Basis dafür ist die Teilhabe an Informationsflüssen, Prozessen und Angeboten." Ternès et al. (Seite 35)
Jeder fünfte Arbeitnehmer ist auf dem Sprung
Der Netigate-Umfrage zufolge werden am derzeitigen Job häufig aber auch die fehlenden Entfaltungsmöglichkeiten (23 Prozent), zuviele Überstunden (22 Prozent) und unklare Aufgaben (21 Prozent) negativ bewertet. Darüber hinaus empfinden viele der Befragen den Arbeitsdruck als zu hoch und haben das Gefühl, dass ihr Engagement nicht gewürdigt wird – weder finanziell noch mit lobenden Worten. Und 61 Prozent der Arbeitnehmer wünschen sich grundsätzlich eine gerechtere Entlohnung. "Nicht alle Arbeitnehmer wollen sich mit dieser Situation abfinden. Jeder fünfte Beschäftigte denkt häufig darüber nach, seinen Arbeitgeber zu wechseln“, sagt Ronald Flores, Country Manager DACH bei Netigate.
Warum viele Unternehmen die Kommunikation im eigenen Haus so vernachlässigen, ist schwer nachvollziehbar. Schließlich ist sie nicht nur ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Teams, Projekte und das ganze Unternehmen. Auch sind Maßnahmen, mit denen sich die interne Kommunikation und die Arbeitsatmosphäre verbessern lassen, nicht zwangsläufig teuer. Ohne Problembewusstsein und den Willen, Kommunikationsstrukturen gegebenenfalls zu ändern, geht es aber nicht.
Führungskräfte näher an die Mitarbeiter heranrücken
Dabei spielt das "Büro als Treiber von Arbeitgeber-Attraktivität und Mitarbeiter-Engagement" keine unwesentliche Rolle. Wie Frank Hauser et al. aus der Analyse von Mitarbeiterbefragungen in verschiedenen Unternehmen ableiten, kommt der Bürogestaltung zumindest mittelbar eine große Bedeutung zu. Eine moderne Büroumgebung müsse das Ziel verfolgen, "Führungskräfte näher an die Mitarbeiter heranzurücken und Kommunikation auf allen Ebenen im Unternehmen zu fördern", so die Autoren (Seite 77).
Unterschiedliche Zufriedenheitstreiber in verschiedenen Arbeitskontexten (Seite 74) |
Im Arbeitskontext Büro hat das Verhalten von Führungskräften einen starken Effekt auf das Engagement der Beschäftigten und auf die Wahrnehmung des Unternehmens als sehr guter Arbeitgeber. Gleiches gilt für den Teamgeist. Dementsprechend sollte der Arbeitsplatz gestaltet sein: Er muss einen offenen und produktiven Dialog ermöglichen, indem eine gute räumliche Erreichbarkeit der Führungskraft gewährleistet ist. |
Im Produktionskontext sind die vom Unternehmen zu gestaltenden Fürsorge-Faktoren von größerer Bedeutung, z.B. Sozialleistungen, Gesundheitsförderung, Erfolgsbeteiligungen oder flexible Arbeitszeiten. Weil gewerbliche Mitarbeiter tendenziell eine niedrigere intrinsische Arbeitsorientierung aufweisen, werden sie weniger durch ihre Führungskraft motiviert als durch eine angemessene Gestaltung des Arbeitsplatzes und des Arbeitsumfelds. |
Mitarbeiter des Außendienstes werden eher vom Teamgeist als von der Führung positiv hinsichtlich ihres Engagements oder der Arbeitgeber-Attraktivität beeinflusst – mutmaßlich, weil sie meist sehr selbstständig und mit weniger engem Kontakt zur Führungsebene arbeiten. Es wirkt sich positiv aus, wenn sich die Außendienstler als Teil eines starken Teams fühlen. Dem tragen z.B. gemeinsame Veranstaltungen Rechnung, die den „Wir“-Gedanken fördern, der ansonsten wegen der wechselnden Arbeitsorte fehlt. |