Jedes Unternehmen sollte sich die Vorteile von Mobile-Business-Lösungen zunutze machen, meint Harald Winkelhofer, Geschäftsführer von IQ mobile. Im Interview verrät er die mobilen Trends 2016.
Springer Professional: Herr Winkelhofer, was ist nach Ihrer Einschätzung der heißeste Trend im Mobile Business, der sich in diesem Jahr abzeichnet?
Harald Winkelhofer: Über alle Branchen hinweg ist das meiner Meinung nach die Thematik der Connected Screens. Ob Mobile Devices dabei mit Screens der Außenwerbung, mit Screens in einem Store oder mit Screens zu Hause, wie dem Fernseher, "verbunden" sind beziehungsweise interagieren: Jegliche Marken können daraus großen Nutzen ziehen und in der Ansprache von Kunden ein interaktives Erlebnis bieten. Sehr gut finde ich dazu das Beispiel von Burberry in London.
Gibt es noch weitere wichtige Trends, die das Mobile Business in den nächsten Monaten prägen werden?
Das wird definitiv Location Based Advertising, denn die Möglichkeit, Konsumenten an einem bestimmten Platz, auf dem Weg zu einem bestimmten Ort oder "in" einem bestimmten Gebäude anzusprechen, ist von hoher Relevanz. Zudem ist es ein Thema, dass das Medium "Mobile" sehr zielgerichtet und mit größtmöglicher Genauigkeit bietet.
Ebenso ist App Advertising ein spezielles, aber sehr wichtiges Thema für alle Marken, die in den letzten Jahren – in den Zeiten des "App-Booms" – einen Service etabliert haben, der loyale Nutzer benötigt oder neue Nutzer ansprechen soll.
Über welche Geräte wird sich Mobile Business vor allem abspielen?
Nach wie vor hauptsächlich auf Smartphones. Mit steigender Bedeutung auch auf Tablets, jedoch nur für gewisse Zwecke und Nutzungssituationen. Da es sich um ein Reichweitenthema handelt, wird Mobile Business auf Wearables, wie Uhren oder Brillen, eher weniger zum Einsatz kommen. Dort aber in einzelnen Nischen immer öfter, wenn wir beispielsweise an Anwendungen im Sport, der Navigation oder in speziellen Bereichen wie E-/M-Health denken.
Was bedeutet die Nutzung verschiedener Geräte und unterschiedlicher Kanäle für die Anbieter?
Das Schlagwort Omnichannel wird immer mehr Bedeutung bekommen. Um langfristig erfolgreich zu sein, müssen die Marken die Möglichkeit auch nutzen, denn ein Durchschnitts-User hat mehrere Geräte und Screens die Ihm täglich in verschiedenen Nutzungssituationen begleiten. Bei der Verbindung zwischen Marke und Kunde entlang eines Kaufentscheidungsprozesses ist der Weg zum Ziel die abgestimmte Ansprache und der je nach Device und Nutzungssituation relevante Service.
Was müssen die Unternehmen tun, um neue Kunden zu gewinnen und im E-Commerce weiter eine Rolle zu spielen?
Grundsätzlich müssen sie "mobile optimiert" sein. Dabei geht es um weit mehr als ein tolles Google-Ranking oder Suchergebnisse. Für die Ansprache von Kunden, insbesondere von Neukunden, sind eine überzeugende Usability und ein angenehmes Markenerlebnis sehr wichtig. Mobile Optimierung beginnt dabei mit dem „Auftritt“ und endet mit einer über alle Kanäle abgestimmten Werbestrategie (Omnichannel), um Neukunden für E-/M-Commerce zu gewinnen.
Welche Möglichkeiten bietet Data Driven Business den Anbietern?
In erster Linie bieten datengestützte Lösungen das perfekte (Nach-) Bearbeiten von Kunden. Speziell für CRM-Zwecke und im Upselling ist "Data Driven Business" wertvoll für Marken. Sowohl in der Ansprache als auch bei der Nachbetreuung in den digitalen Kanälen bringt Wissen um den Kunden einen enormen Vorteil und gesteigerte Kosteneffizienz. Dabei ist es besonders wichtig, wenn man weiß, in welchem Zustand oder in welcher Lebenssituation ein Kunde sich befindet und mit welcher Botschaft er am besten erreichbar ist.
Was bedeutet Mobile Business für den Vertrieb? Werden Geschäfte in Zukunft nur noch über das Internet der Dinge abgewickelt oder werden auch andere Kanäle noch eine Bedeutung haben?
Dass Geschäfte "nur noch" über das Internet der Dinge abgewickelte werden, würde ich nicht sagen. Aber integriert und vernetzt definitiv. Dennoch werden klassische Kanäle immer eine Bedeutung haben. Nehmen wir Out-of-Home als Beispiel. Die Bedeutung aller möglichen Werbeformen in der Außenwerbung als "klassisches" Instrument wird immer bestehen bleiben. Egal ob es sich dabei um Plakate, City-Light, Infoscreens oder ähnliches handelt. Die Integration von mobiler, ortsbezogener und interaktiver Ansprache als Ergänzung ist eine neue Chance. Gerade darin sehe ich für alle Branchen im Vertrieb gute Möglichkeiten. Nach dem Motto: man nehme eine traditionell erprobte klassische Methode, ergänze sowie vernetze sie mit einer digitalen, mobilen interaktiven, um so die Verbindung zwischen Marke und Mensch zu bereichern.