Im Online-Handel sind alternative Zahlungsdienste etabliert und wie klassische Lastschriftverfahren oder Kreditkartenzahlungen keine Besonderheit mehr. Die Erfolgsgeschichte Paypals ist in Deutschland bemerkenswert und auch weitere Zahlungsdienstleister wie zum Beispiel Adyen oder Klarna sind gut positioniert. Zwar sind Kreditkarten im deutschen Internet-Handel weiterhin die beliebtesten Zahlungsmittel, die Alternativen punkten jedoch mit einem schnellen und benutzerfreundlichen Bezahlvorgang und könnten dadurch die Machtverteilung auf dem Zahlungsmarkt verändern.
Ohne stationäres Geschäft kein deutliches Wachstum
Nicht nur der klassische E-Commerce, sondern insbesondere die globale Verbreitung digitaler Plattformen – von Airbnb bis Uber – hat hier in den vergangenen Jahren für deutliche Wachstumsimpulse gesorgt. Allerdings fehlten diesen Vermittlungsplattformen zur eigenständigen Abwicklung der Zahlungen regelmäßig die regulatorischen Erlaubnisse. Partnerschaften mit Zahlungsdienstleistern lagen insofern auf der Hand. Ob der Online-Handel alleine allerdings ausreicht, um nachhaltige und wirtschaftliche Geschäftsmodelle zu ermöglichen, ist fraglich.
In Deutschland ist die Zahlung mit Bargeld immer noch vorherrschend. Noch im vergangenen Jahr wurden 96 Prozent aller Kleinbetragszahlungen im Einzelhandel mit Münzen und Scheinen getätigt, bei Zahlungsbeträgen bis 50 Euro sind es immerhin noch mehr als die Hälfte. Anders als in Skandinavien oder den USA, wo sogar der Kaugummi an der Tankstelle mit Kreditkarte bezahlt wird. Die Verbreitung neuer, attraktiver Zahlungsdienste kann dort entsprechend unkomplizierter und schneller erfolgen.
"No Plastic"-Mentalität und Konsolidierungsdruck
Die Präferenz für Bargeld ist es aber nicht alleine. Häufig fehlt es auch an einer entsprechenden Infrastruktur. Supermärkte akzeptieren nur zögerlich Mobile Payment. Noch weiter von modernen Zahlungsmethoden entfernt sind kleinere Einzelhändler wie Bäckereien, Kioske oder auch Gastronomiebetriebe. „No Plastic“-Hinweise in Bars und Restaurants sind entsprechend verbreitet. Die Zurückhaltung der Händler und Dienstleister und die zögerliche Nachfrage der Kunden sind ein Hindernis, das nachhaltiges Wachstum erschwert.
Zwar wächst der Online-Markt weiter, die Anzahl der Zahlungsdienstleister jedoch ebenfalls. Ohne größeren Anteil im stationären Geschäft wird das Transaktionsvolumen mittels alternativer Zahlungsmethoden voraussichtlich nicht signifikant steigen. Anbieter müssen eine Vielzahl regulatorischer Anforderungen erfüllen, zum Beispiel im Hinblick auf IT-Sicherheit, Geldwäscheprävention sowie Verbraucher- und Datenschutz. Das erfordert nicht nur höhere personelle Ressourcen, etwa in Person eines Geldwäschebeauftragten, sondern ist auch zeit- und kostenintensiv. Daher könnten viele Start-ups mittelfristig an eine Kosten-Nutzen-Grenze stoßen, was ein nachhaltiges Wachstum deutlich erschweren dürfte. Weitere Konsolidierungsschritte im Markt erscheinen hier naheliegend.
Banken könnten profitieren
Auch Banken könnten von dieser Entwicklung mit gezielten Zukäufen profitieren. Schließlich arbeitet eine ganze Reihe von Instituten bereits an der Entwicklung von innovativen Zahlungsdiensten. So startete im vergangenen Herbst die Hypovereinsbank ein Instant-Payment-Angebot, das es ermöglicht, Überweisungen in Echtzeit zu tätigen. Dem folgen die Sparkassen mit Instant und Mobile Payment. Durch den innovativen Ansatz mancher Start-ups könnten wichtige Impulse zur Etablierung und Weiterentwicklung alternativer Zahlungsmethoden angestoßen werden.